Düsseldorf. Zwar sinken vielerorts die Pegel, aber das Wetter gönnt dem vom Hochwasser geplagten NRW wohl nur eine Verschnaufpause, sagen Experten.

NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) sieht bei der Hochwasserlage derzeit keinen Anlass zur Entwarnung. „Wir haben weiter eine große Hochwasserlage in ganz NRW“, sagte er am Freitag. Die Pegel gingen zwar vielerorts zurück, es sei aber zum Wochenbeginn mit weiteren Niederschlägen zu rechnen, die die Lage wieder verschärfen könnten.

Der Regen dürfte zwar nicht so stark sein wie in den Tagen und Wochen davor, er falle aber auf aufgeweichte Böden und auf Deiche, die zum Teil sanierungsbedürftig seien, erklärte Experten des Umweltministeriums und des Landes-Umweltamtes (Lanuv). „Weitere Niederschläge kommen auf uns zu. Wir haben jetzt zwei Tage Zeit, aber ab Montag kann die Lage wieder kritischer werden, und wir müssen einen erneuten Anstieg der Pegel befürchten“, sagte Marc Scheibel vom Landesumweltamt.

Hochwasser in NRW: Viele Talsperren lassen Wasser ab. Das bremst das Absinken der Pegel

Auch die zum Teil sehr vollen Talsperren dürften in den nächsten Tagen dazu beitragen, dass die Pegelstände von Flüssen hoch bleiben. 27 von 70 Talsperren leiteten derzeit viel Wasser ab, um in den kommenden Tagen neue Zuflüsse aufnehmen zu können, erklärte Matthias Börger, Wasserwirtschaftsexperte im Umweltministerium.

Noch ein Problem: Insbesondere entlang der Lippe bleibe möglicherweise noch wochenlang Grund-Hochwasser möglich, warnte Marc Scheibel. Größere Schäden an Straßen und Brücken scheint das Hochwasser in NRW indes nicht verursacht zu haben. „Es sind nur eine Handvoll Straßen gesperrt. Die Situation ist nicht so dramatisch wie beim Hochwasser 2021. Wir sind zuversichtlich, dass die Lage beherrschbar bleibt“, erklärte Christoph Jansen von Landesbetrieb Straßen NRW.

NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Mitte), hier bei einem Besuch am Ruhrdeich in Alstaden an Weihnachten, warnte am Freitag: „Es gibt noch keinen Anlass für Entwarnung.“                                                                                                       
NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Mitte), hier bei einem Besuch am Ruhrdeich in Alstaden an Weihnachten, warnte am Freitag: „Es gibt noch keinen Anlass für Entwarnung.“                                                                                                        © Stadt Oberhausen | Tom Thöne

Hochwasser in NRW: Viele Deiche müssen saniert werden

Mit Sorge blicken Expertinnen und Experten auf den Zustand der Deiche im Land. Dort gebe es „einige Schwachstellen“, so Oliver Krischer. Etwa ein Drittel der Deiche am Rhein und etwa jeder zweite Deich an kleineren Flüssen wie Ruhr, Lippe, Emscher und Sieg seien sanierungsbedürftig. „Darum müssen wir uns beherzt kümmern“, so der Minister. Die Anlagen hätten aber fast überall dem Hochwasserdruck standgehalten. Zum Glück seien in NRW keine Opfer zu beklagen, und zum Glück habe die Krisen-Kommunikation zwischen den Behörden gut funktioniert.

Laut dem jüngsten Lagebericht des Landesumweltamtes vom Freitag sind derzeit noch die Einzugsgebiete von Ruhr, Lippe, Diemel, Ems, Sieg, Rur sowie die Weser-Zuflüsse von Hochwasser betroffen. An der Weser gebe es weiter ein „großes Hochwasser“. Weitere Informationen gibt es im Hochwasserportal NRW.

Hochwasser in NRW: Sind diese Ereignisse jetzt normal?

Für die Landesregierung und die für den Deichbau zuständigen Verbände, Kommunen und Firmen werde der Hochwasserschutz wohl immer herausfordernder, befürchtet Minister Krischer. „2023 war für uns das bisher wärmste und regenreichste Jahr. Das ist ein Stück weit das neue Normal“, sagte er. Es sei angesichts des fortschreitenden Klimawandels mit einer Zunahme von Hochwasserereignissen in NRW zu rechnen.

Mehr zum Thema

Weitere Texte aus dem Ressort NRW-Politik finden Sie hier: