Aden. Im Jemen sind sieben Deutsche vermutlich von Rebellen verschleppt worden, darunter eine fünfköpfige Familie. Das Auswärtige Amt bestätigte, dass die Deutschen als vermisst gelten. Auch ein Brite und eine Südkoreanerin sind in der Gewalt der Entführer. Sie arbeiteten alle in einem Krankenhaus.
Im Norden des Jemen sind nach offiziellen Angaben neun Ausländer entführt worden, darunter sieben Deutsche. Mit ihnen wurden ein Brite und seine südkoreanische Frau verschleppt. Die Regierung in Sanaa beschuldigte am Sonntag eine schiitische Rebellengruppe, die Ausländer in ihrer Gewalt zu haben. Diese erklärte jedoch umgehend, sie habe nichts mit dem Verschwinden der Gruppe zu tun. Das Auswärtige Amt in Berlin richtete einen Krisenstab ein.
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Bei den vermissten Deutschen handelt es sich nach Angaben der jemenitischen Regierung um einen Arzt, dessen Frau und deren drei Kinder sowie um zwei weitere Erwachsene. Laut einer Meldung der staatlichen Nachrichtenagentur SANA arbeiteten die Entführten in einem Krankenhaus in der nordjemenitischen Provinz Saada. Das Innenministerium teilte mit, die Ausländer seien während eines Picknicks in Saada verschleppt worden.
Rebellen weisen Schuld von sich
Das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte, dass sieben Deutsche im Jemen als vermisst gelten. Die Botschaft stehe mit den jemenitischen Behörden in Kontakt.
Gewährsleute in Saada hatten keine näheren Informationen über den Verbleib der Gruppe. Sie konnten noch nicht einmal bestätigen, dass die Ausländer tatsächlich entführt wurden, weil sich zunächst niemand zu der Tat bekannte.
Die Regierung machte dagegen schiitische Rebellen um den Anführer Abdel Malak al Hauthi für die Entführung verantwortlich. In einer Erklärung, die der Nachrichtenagentur AP per Fax zuging, wies die Gruppe diesen Vorwurf als «Verschwörung der Regierung» zurück. Bereits zuvor hatte ein Sprecher versichert: «Wir haben nie Ausländer entführt und haben auch keine Informationen über die Gruppe.»
Schon mehrfach Deutsche entführt
Die Mehrheit der Bevölkerung im Jemen ist sunnitischen Glaubens. In Saada kam es 2004 zu einem Aufstand schiitischer Rebellen. Bei Kämpfen wurden dort seitdem tausende Menschen getötet. Im vergangenen Jahr wurde ein Waffenstillstand vereinbart, der aber als brüchig gilt.
Erst im Januar war im Jemen ein deutscher Ingenieur zwei Tage von Geiselnehmern festgehalten worden. Mitte Dezember wurden drei Deutsche im Jemen entführt. Die Entwicklungshelferin und ihre Eltern kamen nach wenigen Tagen wieder frei.
In den vergangenen 15 Jahren wurden im Jemen mehr als 200 Ausländer von unterschiedlichen Stämmen entführt. Oft geht es dabei um Auseinandersetzungen mit der Regierung, in anderen Fällen wollen die Geiselnehmer inhaftierte Stammesmitglieder freipressen. Die Entführungen gehen für die Geiseln meist glimpflich aus. (afp/ap)