Lemgo. Die beiden in Jemen getöteten deutschen Frauen waren Schülerinnen der "Bibelschule Brake" in Lemgo. Der Vater von einem der Opfer hofft, dass die "Bestien", die seine Tochter getötet haben, von einem höheren Richter ihre Strafe bekommen.
Zwei Studentinnen aus NRW sind unter den getöteten Geiseln in Jemen. Bei den Frauen handelt es sich um Schwesternschülerinnen der Bibelschule Brake in Lemgo. Die Schulleitung teilte am Dienstag mit, sie habe «mit tiefer Bestürzung" die Nachricht vom Tod der 24-jährigen Anita G. und der 25-jährigen Rita S. aufgenommen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte: «Wir tun alles, damit wir möglichst schnell erfahren, was mit den anderen Geiseln ist.»
Der Vater von einer der Frauen hofft auf Gottes Hilfe bei der Bewältigung des Todes seiner Tochter. «Sie war ein Engel», sagte Albert S. der «Neuen Osnabrücker Zeitung». «Gott hat uns viel Gutes geschenkt. Mit seiner Hilfe werden wir auch diese Tragödie verkraften.» Der Vater der 25-Jährigen sagte, er hoffe tief im Herzen, dass die übrigen Geiseln in Jemen mit dem Leben davon kämen. Die «Bestien», die seine Tochter getötet hätten, würden von einem höheren Richter ihre Strafe bekommen, sagte er.
Vater von Getöteten: "Sie war sehr glücklich"
Er habe mit seiner Tochter einen Tag vor der Entführung am vergangenen Freitag zum letzten Mal am Telefon sprechen können, sagte Albert S. «Sie war sehr glücklich, den Menschen im Jemen helfen zu können.» Viele Freunde und Verwandte hätten ihr von der gefährlichen Reise abgeraten. «Sie war aber von ihrem Wunsch, den Ärmsten Hilfe zukommen zu lassen, nicht abzubringen», sagte der Vater. «So habe ich sie mit Gottes Segen fahren lassen.»
Die beiden Schülerinnen der Bibelschule im Lipperland waren nach Angaben der Schulleitung seit Anfang Juni im Jemen, wo sie im Krankenhaus von Saada als Krankenpflegerinnen ein Praktikum für die Hilfsorganisation Worldwide Services absolvierten. Das Praktikum sollte drei Monate dauern. Laut Schulleitung hatten sich Rita S. und Anita G. «aufgrund ihres ausgeprägten sozial-diakonischen Engagements" für den Einsatz entschieden.
Steinmeier: Deutsche in den Händen skrupelloser Gewalttäter
Die 1959 gegründete Schule bezog 1962 das Schulgebäude in Brake im Nordosten Nordrhein-Westfalens. Zu ihren Ausbildungszielen gibt die Schule an, «angesichts des Missionsbefehls Jesu Christi» solle «die gesamte Ausbildung dazu beitragen, dass jeder die Schule mit einem 'Herzen für Mission' verlässt».
Die Umstände des Todes der beiden Frauen seien noch unklar, sagte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD). Zugleich erläuterte er, es müsse davon ausgegangen werden, dass die fünf anderen entführten Deutschen in den Händen «skrupelloser Gewalttäter» seien. Verschleppt wurde ferner noch ein britischer Ingenieur. Neben den beiden deutschen Missionsschülerinnen wurde eine südkoreanische Lehrerin tot aufgefunden.
Militäreinsatz am Boden und in der Luft
Die jemenitischen Sicherheitskräfte durchkämmten am Dienstag auf der Suche nach den verschleppten Geiseln Regionen im Norden des Landes. Der Militäreinsatz am Boden wurde von Hubschraubern unterstützt. Steinmeier bat seinen jemenitischen Amtskollegen darum, dem Leben und der Unversehrtheit der Geiseln oberste Priorität einzuräumen. Die jemenitische Regierung habe zugesichert, sich mit allen Mitteln für die Entführten einzusetzen, sagte Steinmeier. Auch die Bundesregierung werde alles «in unserer Macht stehende tun, um die noch Vermissten heil nach Hause zu bringen».
Ein Behördenvertreter aus dem Norden Jemens hatte am Montag gesagt, insgesamt seien sieben Leichen gefunden worden, am Leben seien nur noch zwei Kinder. Die Leichen der beiden Missionsschülerinnen und der Südkoreanerin wurden am Dienstag von Saada nach Sanaa überführt. Ein deutsches Expertenteam wurde in den Jemen entsandt, um die Identität der Opfer zu prüfen. Auch die 34-jährige Südkoreanerin, deren Tod von der Regierung in Seoul bestätigt wurde, war für die Hilfsorganisation Worldwide Services im Einsatz.
Bürgerkrieg mit schiitischen Rebellen
Vor Reisen in den äußersten Norden des Jemen wird seit Jahren gewarnt. Weder Touristen noch Journalisten erhalten gewöhnlich Zugang zu dem zerklüfteten Gebirge zwischen Sanaa und der saudi-arabischen Grenze, seit dort ein kaum kontrollierbarer Bürgerkrieg mit schiitischen Rebellen herrscht.
Am Sonntag hatten die Behörden mitgeteilt, unter den Entführten seien sieben Deutsche: ein Paar, drei Kinder und die beiden Missionsschwestern. Auf der Webseite des jemenitischen Innenministeriums hieß es, bei den Kindern handele es sich um einen vierjährigen Jungen sowie zwei Mädchen im Alter von zwei und drei Jahren. (afp)