Fünf Tage nach ihrer Entführung wurde Familie aus Kiel wieder auf freien Fuß gesetzt. Hohes Lösegeld

Sanaa. Die vor fünf Tagen im Jemen verschleppte deutsche Familie ist wieder frei. Wie ein Stammesvertreter am Freitag sagte, wurden die Frau und ihre Eltern am Morgen nach Vermittlungsbemühungen eines Würdenträgers des Stammes der Bani Dhabjan freigelassen, dem die Entführer angehören.

Bei den drei Deutschen handelt es sich um eine Frau, die im Jemen für eine Entwicklungsorganisation arbeitet, und ihre Eltern. Sie stammen aus Kiel, heißt es in Sanaa. Die Familie war am Sonntag bei einem Ausflug in der Region El Bajda entführt worden.

Nach Informationen einer arabischen Zeitung arbeitet die Frau für die deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ). "Die drei Deutschen sind nach einer Vermittlung durch einen Würdenträger der Bani Dhabjan freigelassen worden", sagte ein Stammesvertreter, der nicht namentlich genannt werden wollte.

Der Sprecher gab auch bekannt, dass sich die Familie zunächst noch im Haus des Vermittlers aufhielt, rund 80 Kilometer von der Hauptstadt Sanaa entfernt. Am Nachmittag wurde die Familie den jemenitischen Behörden übergeben. Laut der jemenitischen Website Marebnews soll der Vermittler nach bisher nicht bestätigten Berichten dem Drahtzieher der Entführer, Abd Rabbo Saleh el Tam, für die Freilassung 100 000 Dollar Lösegeld (rund 71 500 Euro) versprochen haben.

Dieser verlangt weiterhin die Freilassung seines Bruders und seines Sohnes aus jemenitischer Haft. Ihm wurde laut dem Bericht auch versprochen, dass die Freilassung der Verwandten weiter verfolgt und er wegen der Entführung nicht belangt werde. Zuvor hatte der Drahtzieher außerdem noch die Zahlung von 200 000 Dollar (rund 175 000 Euro) Entschädigung für enteignetes Land verlangt.

Nach Angaben aus Stammeskreisen vom Donnerstag verlangten die Entführer zusätzlich die Freilassung von zwei Jemeniten, die in den USA wegen mutmaßlicher Verbindungen zum Terrornetzwerk El Kaida im Gefängnis sitzen. Diese beiden Gefangenen, Scheich Mohammed Ali el Moajad und Mohammed Zajed, gehören zur Volksgruppe der Khawlan, die mit den Bani Dhabjan verbündet sind. Moajad und Zajed waren im Januar 2003 in Frankfurt festgenommen worden.

Ein US-Gericht verurteilte die Männer 2005 zu 75 beziehungsweise 45 Jahren Haft. Im vergangenen Oktober wurde die Haftstrafe in einem Berufungsverfahren aufgehoben, die beiden Gefangenen warten derzeit auf ein neues Urteil.

In den vergangenen 15 Jahren wurden im Jemen mehr als 200 Ausländer von unterschiedlichen Stämmen entführt. Oft geht es dabei um Auseinandersetzungen mit der Regierung. Die Entführungen endeten zumeist unblutig. Ende 2005 waren auch der deutsche Ex-Diplomat Jürgen Chrobog und dessen Familie entführt worden. Die Familie kam nach wenigen Tagen wieder frei.