Sanaa. Alle neun im Jemen entführten Ausländer sollen nach Angaben von Sicherheitsbehörden tot sein, darunter sieben Deutsche. Allerdings gibt es auch anderslautende Angaben zur Zahl der Toten. Stammesführer machen das Terrornetzwerk Al Kaida für die Tat verantwortlich

Noch ist nicht endgültig geklärt, wie viele der entführten Ausländer im Jemen getötet worden: Nach Angaben der Nachrichtenagentur AP sind alle neun, darunter eine fünfköpfige deutsche Familie sowie zwei weitere Deutsche, am Montag tot aufgefunden worden. Nachdem zunächst die Leichen von drei deutschen Frauen entdeckt worden seien, seien später noch sechs weitere Tote gefunden worden, hieß es aus jemenitischen Sicherheitskreisen. Die Nachrichtenagentur AFP dagegen sprach von sieben Toten.

Die Bundesregierung konnte die Angaben zunächst nicht bestätigen. Es wäre der mit Abstand blutigste Ausgang einer Entführung von Deutschen im Ausland seit Jahren. Für die Tat wurde Al Kaida verantwortlich gemacht.

Bei den Opfern handelt es sich nach früheren Angaben um einen deutschen Arzt, seine Frau und seine drei Kinder sowie um zwei weitere Deutsche, einen Briten und dessen südkoreanische Frau. Die Erwachsenen hätten alle in einer Klinik in der jemenitischen Region Saada gearbeitet. Sie wurden nach Angaben des jemenitischen Innenministeriums am Freitag während eines Picknicks in Saada entführt.

Aus den Sicherheitskreisen hieß es am Montag, Schafhirten hätten am Morgen nahe der Ortschaft El Naschur in Saada im Norden des Landes drei Leichen entdeckt. Die Gegend ist als Versteck von Al-Kaida-Terroristen bekannt. Ein Stammesführer in der Region sagte, das Terrornetzwerk stehe hinter der Entführung und der Tötung der drei Frauen. Eine von der Regierung in Sanaa der Entführung beschuldigte schiitische Rebellengruppe erklärte umgehend, sie habe nichts mit dem Verschwinden der Gruppe zu tun.

Al-Kaida-Entführungen enden oft tödlich

Merkel sagte nach den Meldungen über den Fund von drei Leichen: «Wir kennen diese Meldungen, und wir gehen dem jetzt nach. Aber im Augenblick kann ich keine Bestätigung seitens der Bundesregierung geben.» Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes erklärte am Montagmittag: «Das Auswärtige Amt kann entsprechende Berichte nach derzeitigem Kenntnisstand nicht bestätigen. Der Krisenstab in Berlin und die Botschaft Sanaa bemühen sich mit Hochdruck um Aufklärung.»

Immer wieder werden Ausländer im Jemen von militanten Stämmen entführt, die Lösegeld oder Zugeständnisse von der Regierung erpressen wollen. Sie werden jedoch zumeist unversehrt wieder freigelassen. Erst am Freitag ließen Stammeskämpfer 24 einheimische und ausländische Helfer frei, die in einem von Saudi-Arabien finanzierten Krankenhaus arbeiteten und 24 Stunden zuvor entführt worden waren.

War Al Kaida an einer Entführung beteiligt, ging sie für die Geiseln hingegen oft tödlich aus. Im März kamen im Jemen vier südkoreanische Touristen bei einem Selbstmordanschlag ums Leben, der Al Kaida zugeschrieben wurde. Im Januar hatten militante Islamisten die Gründung von Al Kaida auf der Arabischen Halbinsel bekanntgegeben, ein Zusammenschluss der beiden Terrornetzwerke aus Saudi-Arabien und dem Jemen. (ap)