Berlin. Erstmals seit zehn Jahren hat die Polizei 2008 einen Rückgang bei der Gewaltkriminalität in Deutschland registriert. Allerdings gibt es auch eine schlechte Nachricht: Körperverletzungen und Angriffen gegen Polizisten haben zugenommen.
Zum ersten Mal seit zehn Jahren ist die Gewaltkriminalität insgesamt in Deutschland - statistisch gesehen - zurückgegangen. Aus dem der WAZ vorliegenden Zahlenwerk für 2008, das Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) am Montag offiziell vorlegen wird, geht hervor, dass im vergangenen Jahr in diesem Bereich 210 880 Fälle registriert wurden. Das sind 7038 Straftaten oder 3,2 % weniger als Jahr 2007. Auch Fälle von Mord und Totschlag waren rückläufig; sie nahmen um 3,5 % auf 2266 ab.
"Tendenziell freundliche" Bilanz
Konrad Freiberg, Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), bezeichnete die Bilanz gestern im WAZ-Gespräch `tendenziell erfreulich". Allerdings müssten die Ursachen `noch genauestens untersucht werden." Freiberg vermutet, dass die demografische Entwicklung (rückläufige Bevölkerungszahlen) `allmählich eine Rolle spielt".
Aber: Bei differenzierter Betrachtung fällt auf, dass bei insgesamt rückläufiger Gewaltkriminalität die Fälle von gefährlicher und/oder schwerer Körperverletzungen auf der Straße um fast 10 % gegenüber 2007 zugenommen haben. Und: Bei rund 73 000 Straftaten allein in diesem Bereich war überproportional oft Alkohol im Spiel. Als `alarmierend" bezeichnet Freiberg den Anstieg der Fallzahlen bei Angriffen und Widerstand gegen Polizeibeamte. Gegenüber 2007 weist die Statistik hier ein Plus von 5,6 % auf insgesamt 28 272 Fälle auf. Unter allen Bundesländern war der Anstieg in Nordrhein-Westfalen mit über 20 % von 5320 Fällen in 2007 auf 6414 im vergangenen Jahr mit Abstand am größten.
Diebstähle auf Rekordtief
Laut Bundesstatistik sank in 2008 die Zahl der registrierten Diebstähle auf ein Rekordtief. 2443280 Fälle (minus 4,6 %) bedeuten die niedrigste Fallzahl seit Bestehen der gesamtdeutschen Statistik. Besonders deutlich gingen Diebstähle aus Autos zurück: minus 17 % auf 290 323 Fälle. Die Gesamtzahl der Straftaten in Deutschland sank 2008 um 2,7 % auf 6114128.
Die Aufklärungsquote blieb dagegen mit 54,8 % nahezu unverändert. 2007 lag der Wert bei 55 %. Die `Polizeiliche Kriminalitätsstatistik" (PSK) gibt allein Auskunft darüber, wie viele und welche Delikte die Polizeibehörden in einem Jahr beschäftigt haben. Über die tatsächliche Kriminalität im Land zeichnet sie kein verlässliches Bild.