Köln. Ladendiebe und unehrliche Mitarbeiter haben im deutschen Einzelhandel im vergangenen Jahr einen Schaden von fast vier Milliarden Euro verursacht. Statistisch wird etwa jeder 200. Einkaufswagen aus dem Geschäft geschoben, ohne dass die Waren bezahlt wurden.

Etwa jeder 200. Einkaufswagen wird in Deutschland aus dem Laden geschoben, ohne dass der Käufer seine Waren bezahlt hat. Das geht aus einer am Mittwoch in Köln veröffentlichten Studie des Europäischen Handels-Instituts (EHI) hervor. Danach hat der Einzelhandel im vergangenen Jahr durch Ladendiebe sowie kriminelle Mitarbeiter und Lieferanten bundesweit Inventurverluste in Höhe von 3,9 Milliarden Euro einstecken müssen.

Der Schaden sei mit zwei Milliarden Euro auf unehrliche Kunden, mit 0,9 Milliarden Euro auf kriminelle Mitarbeiter zurückzuführen. Der Rest entfalle auf Lieferanten und Servicekräfte oder beruhe auf organisatorischen Fehler.

50 Euro pro Haushalt und Jahr

Statistisch gesehen stehle jeder deutsche Haushalt jährlich Waren im Wert von über 50 Euro im Einzelhandel. Dem Staat entgingen dadurch jedes Jahr rund 400 Millionen Euro Mehrwertsteuer. Zu den Artikeln, die am häufigsten gestohlen werden, gehörten im Lebensmitteleinzelhandel nach wie vor Waren wie Rasierklingen, Batterien, Tabakwaren oder solche Produkte, deren Kauf peinlich sein könnte, wie etwa Kondome. Im Bekleidungshandel griffen Diebe unter anderem bei Markenartikeln und Dessous zu.

Um die sogenannten Inventurverluste zu reduzieren, investiere der Handel jährlich durchschnittlich mehr als 0,3 Prozent des Umsatzes, das seien rund 1,1 Milliarden Euro. Die Gesamtaufwendungen für Inventurdifferenzen und deren Vermeidung betrügen also jährlich rund fünf Milliarden Euro, die der Handel wie alle Kosten in seine Verkaufspreise einkalkulieren müsse.

Mehr Diebstähle durch Wirtschaftskrise

Im Vergleich zum Vorjahr gingen den Angaben zufolge die Inventurdifferenzen im deutschen Einzelhandel um drei Prozent zurück. Infolge der Wirtschaftskrise werde 2009 mit einer Zunahme der Kundendiebstähle um sechs Prozent gerechnet.

An der aktuellen Untersuchung des EHI hatten sich 78 Unternehmen mit insgesamt fast 12.500 Verkaufsstellen beteiligt, die einen Gesamtumsatz von rund 57 Milliarden Euro repräsentieren. (ddp)