Hamburg. Deutschland wird offenbar sicherer. Zumindest deuten die Zahlen der Gewerkschaft der Polizei darauf hin. Die Gewaltkriminalität ging im vergangenen Jahr erstmals seit Jahren wieder zurück. Die Gewerkschafter warnen jedoch davor, die Arbeit der Polizei "kaputt zu sparen".

Die Kriminalität in Deutschland ist nach Angaben der Gewerkschaft der Polizei (GdP) weiter rückläufig. Ihren Berechnungen zufolge sank die Zahl der registrierten Straftaten im vergangenen Jahr um insgesamt 2,6 Prozent auf 6,2 Millionen. Auch die Gewaltkriminalität habe erstmals seit zehn Jahren wieder abgenommen, schrieb GdP-Chef Konrad Freiberg in einem Gastbeitrag für das «Hamburger Abendblatt». Der Gewerkschafter warnte aber zugleich davor, aus der Statistik falsche Schlüsse zu ziehen und die gute Arbeit der Polizei «kaputt zu sparen».

"Kein Grund für Einsparungen"

Dass auch die seit 1998 stetig gestiegene Gewaltkriminalität erstmals um 3,2 Prozent auf 210.949 Taten abgenommen habe, sei für viele Fachleute und die Öffentlichkeit ein überraschendes Ergebnis, schrieb Freiberg mit Blick auf die schweren Krawalle am 1. Mai in Berlin. Deswegen gelte es, «die Kriminalitätsentwicklung sorgfältig zu analysieren, damit aus der polizeilichen Kriminalitätsstatistik keine falschen Rückschlüsse gezogen werden». Der Gewerkschaftschef mahnte: «Der statistische Rückgang der Kriminalität muss Anlass sein, die erfolgreiche Arbeit fortzusetzen und nicht als Grund für Einsparungen zu nehmen.»

Offiziell werden die die bundesweiten Zahlen der polizeilichen Kriminalstatistik erst in einigen Wochen von Innenminister Wolfgang Schäuble präsentiert. Zu den auch bei langfristiger Betrachtung positiven Tendenzen werden dabei laut Freiberg insbesondere die Rückgänge bei Diebstahlsdelikten, Wohnungseinbruch und Kfz-Diebstahl gehören. So seien 1997 noch gut 3,5 Millionen Diebstähle von der Polizei registriert worden, «zehn Jahre später waren es fast eine Million weniger», schrieb der GdP-Chef.

Weniger Mord und Totschlag

Auch die Zahl der Mord- und Totschlagsfälle hätten sich in diesem Zeitraum um fast 1.000 auf 2.347 verringert. Die gute Arbeit der Polizei zeige sich auch in der hohen Aufklärungsrate von 54,8 Prozent 2008, auch wenn dies gegenüber dem Vorjahr ein geringes Minus von 0,2 Prozent bedeute. Die Erfolge der polizeilichen Arbeit und der gesellschaftlichen Anstrengungen gelte es zu sichern, schrieb Freiberg weiter in dem Zeitungsbeitrag.

Als Beispiele für die starke Gefährdung der Polizisten nannte der GdP-Chef die immer wiederkehrenden Bilder von Großereignissen, Auseinandersetzungen von Links- und Rechtsextremisten, gewalttätigen Ausschreitungen von Hooligans bei Fußballspielen sowie den «furchtbaren Krawallen anlässlich des vergangenen 1. Mai». 440 verletzte Polizeibeamte allein in Berlin hätten «von einer Abnahme der Gewalttaten nichts gespürt», fügte Freiberg hinzu.

Steigende Belastung für Polizisten

Die Arbeitsbelastung der Polizisten steige ständig. Wer vor diesem Hintergrund Einsparungen das Wort rede, habe nichts verstanden. Gerade die Herausforderungen bei Großeinsätzen, die Terrorgefahr, die steigende Internetkriminalität und die zunehmende Gewalt gegen Polizisten verdeutlichten die aktuellen Herausforderungen für die Polizei.

Ob es sich beim Rückgang der registrierten Gewaltkriminalität um eine tatsächliche Trendwende handele, müsse abgewartet werden. So sei zu prüfen, ob es Veränderungen beim Anzeigeverhalten der Bevölkerung gegeben habe oder es sich bereits um eine erste Auswirkung der demografischen Entwicklung handele. «Immer weniger junge Menschen, vor allem junge Männer, bedeuten auch eine Abnahme potenzieller Täter», schrieb der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei. (ap)

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