Brüssel. Auf einmal soll alles sehr schnell gehen: Die Euro-Staaten wappnen sich für weitere Spekulationsattacken gegen die gemeinsame Währung. Wie bedrohten Staaten geholfen werden soll und was die Steuerzahler zu befürchten haben.

Warum plötzlich diese Eile?

Seit die Griechen-Hilfe in trockenen Tüchern ist, hat sich die Spekulation gegen andere Euro-Länder verstärkt. Die Strafzinsen für Portugal, ­Spanien und Irland sind explodiert. Das hat Alarm in diesen Regierungen ausgelöst und das Interesse an einer großen Lösung befördert.

Wie sollen die Investoren davon abgehalten werden, immer höhere Zinsen zu ­verlangen?

Nach dem Motto „gemeinsam sind wir stark“ haben alle Euro-Länder sowie die Euro-Notenbank und die EU-Kommission versprochen, sich hinter die Stabilität des Euro zu stellen – „mit allen Mitteln, die ihnen zu Verfügung stehen“.


Warum soll das Spekulanten abschrecken?

Weil Investoren herbe Verluste fürchten müssen, wenn Europa in den Markt einsteigt. Wer etwa auf einen Staatsbankrott spekuliert, kauft zum Beispiel Kreditausfallversicherungen. Das sind Papiere, bei denen mir der Verkäufer garantiert, dass ich 1000 Euro, die ich einem Land geliehen habe, auch wirklich wieder zurückbekomme. Wer sich diese Titel kauft, hofft, dass es dem Land bald noch schlechter geht und er die Wertpapiere teurer weiterverkaufen kann.

Und warum soll die Wette jetzt nicht mehr aufgehen?

Wenn Investoren diese Wertpapiere für einen hohen Preis erwerben, um sie noch teurer wieder abzugeben, ist es für sie verheerend, wenn Europa urplötzlich dazwischenfunkt und dem Land mit ­Milliarden hilft. Denn damit ist die Pleitegefahr erst einmal gebannt. Die Zocker haben für viel Geld Papiere gekauft, die sie schon Minuten nach einer konzertierten europäischen Aktion nur verramschen ­können.

Wie will Europa bedrohten Staaten beispringen?

Im Zentrum steht ein „Europäischer Stabilisierungs­mechanismus“, ein Rettungsschirm. Die EU-Kommission könnte Not-Milliarden an klamme Länder überweisen. Sie hat das bereits für Nicht-Euro-Staaten wie Ungarn und Lettland getan.

Was kann die Notenbank tun?

Die Euro-Notenbank könnte staatliche Anleihen von bedrohten Ländern kaufen. Mit anderen Worten: Sie könnte die Gelddruck­maschine anwerfen, um Milliarden in den Anleihemarkt zu pumpen, damit es für angeschlagene Staaten billiger wird, sich zu finanzieren.

Was kostet das den Steuerzahler?

Schwer zu sagen. Wenn die Staaten nicht pleite gehen und die Kredite später zurückzahlen können, geht es harmlos aus. Aber wenn die Vertrauenskrise gegenüber einigen Staaten anhält, muss der Steuerzahler zumindest Teile seines Einsatzes abschreiben. Und der dürfte – spätestens wenn es Spanien zu verteidigen gilt – viel größer sein als bei Griechenland.

Was ist mit den Preisen?

Grundsätzlich droht immer ein Anziehen der Inflation, falls Notenbanken den Markt fluten. Aber die Tatsache, dass dann mit einem Konjunkturdämpfer gerechnet werden müsste, begrenzt die Inflationsgefahr.

Und wenn unter all dem die Währungsunion zerbricht?

Dann hätten die stärkeren Volkswirtschaften bei einer Rückkehr zu nationalen Währungen mit Aufwertungsdruck zu kämpfen. Deutschlands Rolle als Export-Meister wäre gefährdet – und Arbeitsplätze.