Berlin. .
Seite an Seite haben Christian Wulff und Joachim Gauck gefeiert - das erste Sommerfest in Bellevue, das Wulff ausgerichtet hat. Doch beim Auftritt von Peter Maffay enterte nicht Wulff, sondern Gauck die Bühne. Der entschuldigte sich später bei Wulff dafür.
Am Ende ließen sie es richtig krachen: Beim Sommerfest des Bundespräsidenten haben das neue Staatsoberhaupt Christian Wulff und der unterlegene Kandidat Joachim Gauck Seite an Seite gefeiert. Beim Auftritt von Peter Maffay enterte Gauck gar die Bühne: Als der Altrocker das Lied „Über sieben Brücken musst du gehn“ anstimmte, stürmte der 70-Jährige das Podium und sang mit Maffay im Duett. Nach wenigen Sekunden verließ er die Bühne genauso schnell wieder, wie er gekommen war. Die Menge bejubelte die Einlage begeistert.
Wulff lobte den Auftritt in den höchsten Tönen: „Das ist Empathie. Besser kann man die Einheit nicht leben“, rief er, nachdem er zum Abschluss selbst auf die Bühne gekommen war. „Über sieben Brücken musst du gehn“ stammt im Original von der DDR-Band Karat. Maffay hatte das Titel schon zu DDR-Zeiten in sein Repertoire übernommen. Das Lied gilt als Freiheitshymne in Ost und West.
Lied hat bei Gauck Sehnsucht ausgelöst
„Plötzlich dachte ich an all die Sehnsucht, die das Lied bei uns früher in der DDR ausgelöst hatte, als Karat es immer wieder gesungen hatte“, schrieb der ehemalige DDR-Bürgerrechtler in „Bild am Sonntag“. Er habe einfach mitsingen müssen. „Dann dachte ich plötzlich: Oh - das ist ja nun nicht korrekt, was du da machst.“
Deshalb habe er Wulff nach der Einlage am Rande der Bühne zugeflüstert: „Sorry, aber das war einfach dieses Lied, das mich so mitgerissen hat“, sagte Gauck. Wulff habe das verstanden. „Wir standen noch beieinander; ich glaube, wir waren beieinander.“
Lob für fairen Umgang
Dass er Brücken schlagen will, zeigte Wulff nach seiner Rede im Bundestag auch am Abend: So gehörte Gauck zu den ersten Gäste, die das neue Staatsoberhaupt im Garten von Schloss Bellevue begrüßte. Ihm drückte er an diesem schwülheißen Sommerabend die Hand besonders herzlich. „Dass wir nach Wochen noch so fair miteinander umgegangen sind, Herr Gauck, ich denke, das war durch Sie Werbung für die Demokratie, und ich bin Ihnen dankbar dafür“, sagte Wulff unter dem großen Applaus der Gäste.
Die Wulffs müssen sich nun mit dem Umzug nach Berlin auch mit Alltagsproblemen beschäftigen. „Wir sind sozusagen wohnungssuchend“, sagte Ehefrau Bettina. Ihr Mann habe schon beim Geschäftsführer einer Wohnungsbaugenossenschaft vorgesprochen. „Wir werden sehen, was sich da machen lässt“, sagte die 36-Jährige. Ihr Mann betonte, die Familie brauche wegen der Kinder einen Garten.
Ein wenig Ruhe für den privaten Gauck
Moderator Jan Hofer witzelte, vielleicht habe einer der Gäste ja noch ein Gartenhaus übrig. Die First Lady versprach, sich künftig für die Stiftung „Eine Chance für Kinder“ zu engagieren und einige der Aufgaben ihrer Vorgängerin Marie Luise Köhler zu übernehmen.
Gauck wünschte seinem früheren Konkurrenten Wulff, dass er sich im neuen Amt des Bundespräsidenten seine „Gewissenhaftigkeit“ bewahre. Dass er die Wahl verloren habe, stimme ihn keineswegs traurig, sagte der 70-Jährige. Er hoffe, jetzt als Privatmann ein wenig Ruhe genießen zu können: „Dann bin ich erst mal weg.“ (apn)