Berlin. .
Mit 5000 Gästen feiert die Präsidentenfamilie Wulff im Schloss Bellevue ihr Sommerfest. Doch heimisch wollen sie dort nicht werden. Sie suchen eine neue Bleibe. Aber ein Garten, der muss schon sein.
Wo ist Angela Merkel? Im Flugzeug nach Südafrika. Die Kanzlerin hat abgesagt, um die deutsche Elf in der Kabine zu besuchen. Macht nichts, auf der Gästeliste stehen schließlich noch 4999 andere, die mit den Wulffs tanzen: beim traditionellen Sommerfest im Schloss Bellevue, bei der Housewarming-Party der neuen First Family, am Abend eines heißen Tages, am Ende einer hitzigen Woche.
48 Stunden nach seiner Wahl stehen die Wulffs im Park ihres neuen Dienstschlosses und strahlen. Mittags ist Christian Wulff vereidigt worden, hat seine Antrittsrede gehalten. Alt-Präsident Richard von Weizsäcker hat sie gehört, „gut“ gefunden und freut sich nun über eine Premiere im Schlosspark: „Dass dies das erste Sommerfest ist, wo es keine Anzeichen für Regen gibt“.
Wie ein Familievater
Auch der neue Präsident wirkt jetzt gelöst, wie ein Familienvater am Freitagabend, der seine Freunde zum Grillen eingeladen hat. „Eine nicht ganz unanstrengende Woche“ sei das gewesen, sagt Wulff, und gibt zu, dass er diesen Moment als Schlossherr, als oberster Gastgeber des Landes, „ein bisschen aufregend“ findet. Lächelt dann in die Runde und schiebt mit einer Stimme, als habe er einen Frosch im Hals, hinterher: „Wir sind ja gerade erst angekommen.“ In Berlin, im Schloss, im Amt.
Bettina Wulf steht schräg hinter ihm und hört mit ernster Miene zu. Sie weiß, dass sie beobachtet wird. Vielleicht mehr als alle Präsidentengattinnen vor ihr. Und dass in diesem Moment Dutzende Journalisten rätseln, ob das elegante Seidenkleid nun blaugrün oder grünblau ist. Sagen wir mal: ozeanfarben. Die lila Riemchenschuhe dagegen sind in jeder Hinsicht eine mutige Entscheidung - lassen sie die First Lady doch einen gut sichtbaren Zentimeter größer scheinen als ihr Mann. Was den beiden erst recht die Optik eines entschieden modernen Paars verleiht.
Dazu passt auch, dass die Wulffs noch nicht wissen, wo sie künftig wohnen werden: Im Schloss gibt es seit dem jüngsten Umbau keine Wohnräume mehr, „das wäre auch das falsche Signal für unsere Kinder“, sagt Bettina Wulff und zuckt die Schultern. „Wir sind also wohnungssuchend.“ Ihr Mann mischt sich ein: „Also, es muss ein kleiner Garten dabei sein. Bei Kindern muss ein Garten sein.“ An Millionen Eltern in Etagenwohnungen denkt in diesem Moment keiner.
Der schöne Rasen
Garten hin oder her: „Wenn im Inneren des Hauses Frieden herrscht, geht man auch mit Tatkraft nach draußen“, gibt Festgast Joachim Gauck den beiden mit. Und Wolfgang Thierse mahnt die Wulffs, ihre Familie nicht zu vernachlässigen: „So ein Leben ist nicht das Ideale für Kinder.“ Minuten später sieht man Christian Wulff mit seinem Sohn Linus (2) auf dem Schoß. Ob er schon weiß, dass es an diesem Abend allein 7000 Portionen Eiscreme gibt? Und einen gigantischen Rasen zum Fußballspielen - perfekt vertikutiert von Hunderten Stöckelschuhen?
Der schöne Rasen. Vielleicht macht es Bettina Wulff wie Michelle Obama, gräbt den Park um und zeigt den Großstadtkindern wie man Gemüse anbaut. Denen, die keinen eigenen Garten haben.