Düsseldorf. Thilo Sarrazin ist offenbar unbelehrbar: Laut Medienberichten soll Bundesbank-Präsident Axel Weber versucht haben, seinen Mitarbeiter von der Freigabe des umstrittenen Interviews abzuhalten. Vergeblich - Sarrazin hatte mit abfälligen Äußerungen zu Migranten für Unmut gesorgt.
Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin hat mit der Freigabe seines umstrittenen Interviews einem Bericht zufolge einen Interventionsversuch von Bundesbank-Präsident Axel Weber ignoriert. Das «Handelsblatt» berichtet unter Berufung auf Bundesbank-Kreise, Weber, der erst durch die Presseabteilung von dem Interview erfahren habe, habe den Text als inakzeptabel eingestuft und seinen Kommunikationschef eingeschaltet, um Sarrazin von der Veröffentlichung abzuhalten. Sarrazin habe dies ignoriert, das Interview eigenhändig freigegeben und damit den Eklat ausgelöst.
Sarrazin steht seit einem Interview in der Zeitschrift «Lettre International» in der Kritik. Für Empörung sorgten vor allem zwei Sätze: «Die Türken erobern Deutschland genauso, wie die Kosovaren das Kosovo erobert haben: durch eine höhere Geburtenrate.» Und: «Ich muss niemanden anerkennen, der vom Staat lebt, diesen Staat ablehnt, für die Ausbildung seiner Kinder nicht vernünftig sorgt und ständig neue kleine Kopftuchmädchen produziert.» Weber hat Sarrazin deshalb den Rückzug aus der Spitze des Instituts nahegelegt. Laut «Handelsblatt» ist die Kommunikation zwischen Weber und Sarrazin inzwischen nahezu eingestellt. (ap)