Lützerath. . Der Braunkohle-Ort Lützerath ist zum Symbol im Kampf um Klimaschutz geworden. Aktivisten stemmen sich gegen die Räumung. Das Newsblog-Archiv.

  • Polizei startete am Mittwoch, 11. Januar, mit der Räumung des Braunkohle-Ortes Lützerath.
  • Hunderte Klima-Aktivsten setzen sich für Erhalt von Lützerath ein.
  • Polizei bilanziert nach Tag 1 weitgehend friedliche Räumung. Es gab vereinzelt Attacken auf Polizeikräfte.
  • Worum geht es eigentlich in Lützerath? Fragen und Antworten.

Der Ort Lützerath in der Nähe von Erkelenz im Kreis Heinsberg soll zur Kohlegewinnung abgebaggert werden. In den Häusern, deren einstige Bewohner weggezogen sind, wehren sich Klima-Aktivisten dagegen. Sie fordern, "Lützerath bleibt". Für das Abbaggern und Verbrennen der Kohle sehen sie keine Notwendigkeit, im Gegenteil: Sie sind überzeugt, dass jedes weitere Verbrennen von Kohle das „Überleben auf diesem Planeten“ gefährde. Am Mittwoch, 11. Januar, startete die Polizei mit einer Groß-Aktion die Räumung des Ortes. Unser Blog-Archiv über das Geschehen bis zu Tag 1 der Räumung. Was in den Tagen davor - zwischen dem 2. und 10. Januar - passierte, finden sie hier.

Lützerath: Das Geschehen am Mittwoch, 11. Januar, Tag 1 der Räumung:

23.30 Uhr: Klimaaktivisten haben auch am Mittwochabend Aktionen fortgesetzt, mit denen sie die Räumung des Braunkohleorts Lützerath verhindern wollen. Polizisten mit Hebebühnen holten gut zehn Aktivisten aus etwa zehn Metern Höhe vom Dach einer früheren landwirtschaftlichen Halle, wie ein dpa-Reporter beobachtete. Andere Einsatzkräfte waren dabei, einen in einem Autowrack festgemachten Aktivisten loszumachen. Eine Polizeisprecherin sagte, diese Arbeiten würden noch abgeschlossen. Darüber hinaus sei in der Nacht zum Donnerstag von Polizeiseite nichts weiter geplant.

Habeck sieht Lützerath als "das falsche Symbol"

23.01 Uhr: Angesichts von Kritik aus der Klimabewegung an den Grünen wegen der Räumung des Braunkohleorts Lützerath hat sich Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck betroffen gezeigt. „Das fasst mich auch an oder treibt mich um, so wie alle in meiner Partei“, sagte Habeck am Mittwochabend im „heute-journal“ des ZDF. „Aber trotzdem müssen wir das erklären, was richtig ist. Und richtig war - leider -, die Gasmangellage, eine Energienotlage in Deutschland abzuwehren, auch mit zusätzlicher Verstromung von Braunkohle - und hintenraus den Kohleausstieg vorzuziehen.“

Klimaaktivisten sitzen auf einem Scheunendach und lassen sich von Höhenkletterern der Polizei herunterbringen.
Klimaaktivisten sitzen auf einem Scheunendach und lassen sich von Höhenkletterern der Polizei herunterbringen. © dpa

Lützerath sei nicht „das Weiter-So der Energiepolitik der Vergangenheit: Verstromung von Braunkohle“, betonte Habeck. „Es ist nicht, wie behauptet wird, das ewige Weiter-So, es ist der Schlussstrich darunter.“ Leider habe man das Dorf Lützerath nicht mehr retten können - „aber es ist das Ende der Braunkohleverstromung in NRW“. „Insofern - mit großem Respekt vor der Klimabewegung - ist meiner Ansicht nach der Ort das falsche Symbol.“

22.15 Uhr: Der "Aktionsticker Lützerath" meldet auf Twitter weitere Polizei-Aktionen: Mehrere Einrichtungen der Aktivisten seien durch die Polizei geräumt worden. "Häuser, Dächer und die Baumhäuser sind besetzt!"

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Unterdessen berichtet ein weiterer Aktivist auf dem Twitter-Kanal "Lützerath bleibt!", "wir halten der Räumung stand und die ganze Welt schaut in diesen Tagen auf Lützerath."

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21.03 Uhr: In einem Live-Stream kritisiert das Aktionsbündnis "Lützerath bleibt!" auf Twitter den Polizei-Einsatz: Die Polizei habe angekündigt, die Räumung jetzt rund um die Uhr fortzusetzen, berichtete eine Aktivistin. Sie hält der Polizei Grundrechtsverletzung vor: "Wer in der Nacht räumt, der riskiert Leben!" Teilnehmer liefen dadurch Gefahr, schwer verletzt zu werden, auch weil sie "übermüdet" seien und unter "Dauerstress" stünden, sagte die Aktivistin. Durch die Zerstörung der Küche seien den Aktivisten vor Ort zudem ihre zentralen Versorgungsstrukturen genommen worden. Damit werde "die Grundversorgung für alle Menschen in Lützi gefährdet."

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20.33 Uhr: Den in Lützerath aufhältigen Personen wird nach wie vor Gelegenheit gegeben, den Ort freiwillig zu verlassen, teilt die Polizei Aachen am Abend in einer Pressemitteilung mit. Einsatzleiter Wilhelm Sauer wird zitiert, er sei "sehr zufrieden mit dem Verlauf des heutigen Einsatzes. Trotz anfänglicher gewalttätiger Aktionen gegenüber unseren Einsatzkräften konnten wir die Lage schnell stabilisieren und unsere Maßnahmen wie geplant durchführen.“

19.00 Uhr: "Wir sind heute weit vorangekommen", bilanzierte am Abend Dirk Weinspach, als Aachener Polizeipräsident verantwortlich für den Polizeieinsatz, den ersten Tag der Räumung von Lützerath. Doch würden "die besonderen Herausforderungen" noch bevorstehen, sagte er. Wie lange die Räumung noch dauern werde, sei "schwer abzuschätzen", meinte Weinspach im Gespräch mit unserem Reporter Jan Jessen. Vor allem die noch anstehende Räumung der noch verbliebenen Häuser und der von Aktivisten gebauten Baumhäuser schätzt Weinspach als aufwändig und schwierig ein.

Polizisten trugen am Abend knapp zwei Dutzend Aktivisten aus einer Scheune im Braunkohle-Dorf Lützerath am Rand des Tagebaus Garzweiler II. Am Mittwoch startete die Räumung des Ortes, der abgebaggert werden soll.
Polizisten trugen am Abend knapp zwei Dutzend Aktivisten aus einer Scheune im Braunkohle-Dorf Lützerath am Rand des Tagebaus Garzweiler II. Am Mittwoch startete die Räumung des Ortes, der abgebaggert werden soll. © Jan Jessen

18.32 Uhr: Nach Einbruch der Dunkelheit sind die Räumungsarbeiten in Lützerath am Braunkohletagebau Garzweiler weitergegangen. Auf Hochständen und in den Baumhäusern harrten Aktivisten am Mittwochabend bei windigem Wetter aus. Baumaschinen fuhren hin und her, Teile von Lützerath waren mit Flutlicht hell ausgeleuchtet, andere in tiefes Dunkel getaucht.

18.01 Uhr: Bei den Räumungsarbeiten im Braunkohleort Lützerath sind nach Angaben des Aachener Polizeipräsidenten Dirk Weinspach am Mittwoch drei Polizisten leicht verletzt worden und zwei Aktivisten; ein Beamter sei von einem Steinwurf getroffen worden, hieß es. Die Beamten seien aber dienstfähig, sagte er vor Journalisten. Etwa 200 Klimaaktivisten haben nach seiner Auskunft das Gebiet am ersten Räumungstag freiwillig verlassen. Die Arbeiten würden über Nacht fortgesetzt, wenn auch „im verminderten Umfang“. Die eigentliche Herausforderung liege noch vor der Polizei, sagte Weinspach und bezog sich dabei auf die Räumung der sieben Gebäude auf dem Gelände. Bislang sei die taktische Planung aufgegangen, betonte der Polizeipräsident.

17.45 Uhr: Die Deutsche Journalisten-Union (dju), die zur Gewerkschaft Verdi gehört, kritisiert, Polizei und RWE würden die Berichterstattung über die Räumung Lützeraths erschweren. Nach den ersten Stunden ziehe die Gewerkschaft „eine erste negative Zwischenbilanz der Pressefreiheit“, twitterte Jörg Reichel, Geschäftsführer der dju Berlin-Brandenburg. So hätten Polizei und RWE Security zahlreichen Journalisten den Zugang zu Lützerath über die L12 verweigert. Auch das Portal netzpolitik.org berichtet über die Kritik am Vorgehen der Polizei.

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17.18 Uhr: Die erste heiße Phase der Räumung von Lützerath ist erst einmal beendet. Mit Einbruch der Dunkelheit zieht sich die Polizei weitestgehend aus dem Dorf zurück. Eine erste Bilanz des Polizeieinsatzes hat ein Sprecher nach Einsatzende am Abend angekündigt. Laut NRW-Innenminister Herbert Reul laufe der Einsatz planmäßig, "die Lage ist ruhig.“. Der Einsatz befinde sich aber noch in einer frühen Phase.

Reul ruft die Klima-Aktivisten auch erneut zum Verlassen Lützeraths auf. Dies sei für friedliche Aktivisten nach wie vor jederzeit ohne Identitätsfeststellung möglich, so Reul. „Das ist unser Angebot. Schützen Sie das Klima, aber schützen Sie keine gewaltbereiten Störer.“ Am Vormittag hätten sich noch 350 Personen unrechtmäßig in Lützerath aufgehalten. Darunter sei eine „mittlere zweistellige Zahl gewaltbereiter Störer“, sagte Reul.

» Lesen Sie dazu: Die Räumung von Lützerath bleibt politisch umstritten

16.49 Uhr: Der Heinsberger Landrat Stefan Pusch, in dessen Zuständigkeitsbereich Lützerath liegt, hat in einem Gespräch mit der RP die "gute und deeskalierende Arbeit der Polizei Aachen" gelobt und ist guter Hoffnung, "dass wir alle hier das ganze schneller beenden können." Pusch hofft. dass die Räumung nicht ganze vier Wochen dauern wird, auch wenn man nicht wisse, was einen in den Häusern erwarte.

"Donnerstag solle deshalb wohl nochmal das SEK dazu kommen, um das Thema Baumhäuser und Gebäude zu klären, so Pusch. Viele der Strukturen sind nämlich immer noch besetzt, in den Häusern haben sich Menschen verschanzt. Manche sollen sich festgeklebt oder angekettet haben. Zahlen über Verletzte oder festgenommene Demonstranten lagen bis zum Nachmittag noch nicht vor.

Ein Bagger transportiert bei der Räumung von Lützerath das Wrack eines Wohnwagens. Der Energiekonzern RWE will die unter Lützerath liegende Kohle abbaggern - dafür soll der Weiler auf dem Gebiet der Stadt Erkelenz am Braunkohletagebau Garzweiler II abgerissen werden.
Ein Bagger transportiert bei der Räumung von Lützerath das Wrack eines Wohnwagens. Der Energiekonzern RWE will die unter Lützerath liegende Kohle abbaggern - dafür soll der Weiler auf dem Gebiet der Stadt Erkelenz am Braunkohletagebau Garzweiler II abgerissen werden. © Federico Gambarini/dpa

16.31 Uhr: Unser Reporter in Lützerath berichtet, dass es seitens der Demonstranten bis zum Nachmittag keine weiteren gewaltsamen Zwischenfälle gegeben habe. Ein Polizeisprecher spricht gegen 15 Uhr vom einem „weitgehend friedlichen Verlauf“ der Räumaktion. Er sagt auch: Es müsse „lobend erwähnt“ werden, dass Aktivisten deeskalierend auf Gewaltbereite eingewirkt hätten.

16.16 Uhr: Während die grünen Landesminister und die beiden Fraktionschefinnen der Grünen im NRW-Landtag die Entscheidung, Lützerath zu räumen, verteidigen, bleibt die Grüne Jugend in NRW bei ihrer ablehnenden Haltung: Die Vorsitzenden Nicola Dichant und Rênas Sahin unterstützen die Aktivisten vor Ort. Warum ziviler Ungehorsam wichtig ist, erklärt Dichant im Gespräch mit unserem Landeskorrespondenten Matthias Korfmann.

15.51 Uhr: Der Aachener Bischof Helmut Dieser hat im Konflikt um die Räumung des Braunkohledorfs Lützerath an alle Seiten appelliert, keine Spirale der Gewalt in Gang zu setzen. „Friedliche Proteste sind zentraler Bestandteil einer lebendigen Demokratie“, unterstrich er am Mittwoch laut Mitteilung des Generalvikariats. „Zu einem glaubwürdigen Rechtsstaat gehört aber auch, dass Regeln und Vereinbarungen eingehalten werden.“

Das Bistum Aachen respektiere die Entscheidungen mit allen Konsequenzen, die sich daraus für das Revier ergäben. „Der Ausstieg aus der Braunkohlewirtschaft ist gesamtgesellschaftlich definiert und beschlossen“, betonte der Bischof. „Lützerath ist der letzte Ort, der abgebaggert wird. Gerade für diesen schmerzlich errungenen Kompromiss im Ausstieg aus der Braunkohleförderung steht das Rheinische Braunkohlerevier.“

14.58 Uhr: Mit dem Umwerfen von selbstgebauten kleinen Holzhäusern auf Stelzen hat die Polizei am frühen Mittwochnachmittag die Räumung von Lützerath fortgesetzt. Nach Angaben eines dpa-Reporters wurden die Beamten dabei in dem Hütten- und Baumhauscamp von Schmährufen der Aktivisten begleitet. Die Polizei entfernte dabei zum Beispiel auch Feuerlöscher, die von den Aktivisten in den Hütten aufbewahrt wurden.

Nach Angaben der Aachener Polizei zählen die Holzbauten nicht zu den Bestandsgebäuden in Lützerath. Die werden später vom Tagebaubetreiber RWE abgerissen. Die Hütten müssten laut Sprecher jetzt weichen, um das Gelände zu räumen.

Die Polizei setzt die Räumung am Mittwochnachmittag mit dem Abriss von kleinen Holzhäusern auf Stelzen fort.
Die Polizei setzt die Räumung am Mittwochnachmittag mit dem Abriss von kleinen Holzhäusern auf Stelzen fort. © Lars Heidrich / Funke Foto Services

14.43 Uhr: Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg will sich an den Protesten gegen die Räumung des Dorfs Lützerath beteiligen. Thunberg werde am Samstag zu einer Demonstration in die Region kommen, teilten die Organisatoren der Proteste am Mittwoch mit. Thunberg war bereits im September 2021 nach Lützerath gereist, um gegen den Kohleabbau und für die Einhaltung des 1,5-Grad-Klimaziels zu demonstrieren - einen Tag vor der damaligen Bundestagswahl.

Greta Thunberg besuchte 2021 Lützerath.
Greta Thunberg besuchte 2021 Lützerath. © AFP | Ina Fassbender

Lesen Sie dazu: Aktivisten in Lützerath: "Menschen sterben durch die Krise"

14.28 Uhr: Die Polizei hat sich "sehr zufrieden" über den bisherigen Verlauf der Räumung des Dorfes Lützerath geäußert. „Für die Polizei läuft bislang alles nach Plan“, so Polizeisprecher Andreas Müller. „Nach einem sicherlich durchmischten Beginn heute Morgen, wo wir ja auch teilweise Steinewürfe und Molotowcocktail-Bewürfe gesehen haben, würde ich sagen: Die Lage hat sich deutlich beruhigt. Wir begrüßen vor allen Dingen auch ausdrücklich, dass sich doch eine Vielzahl von Aktivisten dazu entschlossen haben, den Bereich hier friedlich und ohne Gegenwehr zu verlassen.“

Zu verletzten Polizisten lägen ihm bisher keine Informationen vor, sagte der Sprecher. Auch zu möglichen Festnahmen könne er noch nichts sagen. „Wir haben hier ganz überwiegend friedlichen Protest erlebt, in Sitzblockaden, auf Tripods - und das sind Protestformen, mit denen wir super parat kommen“, betonte er. Wenn die Aktivisten sich wegtragen ließen, sei das noch passiver Protest und damit ihm Rahmen dessen, was angemessen sei. Es habe allerdings auch Steine- und Molotowcocktail-Würfe in Richtung der Polizei gegeben, und das seien natürlich Gewaltstraftaten, die verfolgt werden müssten. Gezündet habe mindestens ein Molotow-Cocktail.

Wie lange der Räumungseinsatz dauern werde, sei momentan schwierig abzuschätzen. Die Polizei geht derzeit davon aus, noch mehrere Tage in Lützerath zu sein.

Habeck verteidigt Kohle-Vereinbarung für Rheinisches Revier

14.17 Uhr: Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck hat die Vereinbarung für den Kohleausstieg im Westen und damit die Aufgabe von Lützerath verteidigt. „Es ist die richtige Entscheidung, es ist eine gute Entscheidung für den Klimaschutz“, sagte der Grünen-Politiker am Mittwoch in Berlin. „Es beendet verbindlich die Abbaggerei im Rheinischen Revier ab 2030. Und fünf Ortschaften, in denen Menschen leben, werden gehalten.“

13.58 Uhr: Die Polizei hat am Mittwochmittag damit begonnen, ehemalige landwirtschaftliche Hallen zu räumen. "Einige Personen haben den Bereich freiwillig verlassen", sagte ein Polizeisprecher. In einer der Hallen hat sich eine Gemeinschaftsküche der Aktivisten befunden.

Polizei räumt ehemalige landwirtschaftliche Halle in Lützerath.
Polizei räumt ehemalige landwirtschaftliche Halle in Lützerath. © Jan Jessen

13.51 Uhr: Der Konflikt um Lützerath ist auch eine Zerreißprobe für die in NRW mitregierenden Grünen. Das äußerte sich deutlich in ersten Reaktionen nach Beginn der Räumung des Braunkohledorfs am Mittwoch. Dass die demokratischen Beschlüsse den Klimaaktivisten egal sind, sei bitter. Aber angesichts politischer Bigotterie nicht verwunderlich, meint unser Landeskorrespondent Tobias Blasius in seinem Kommentar.

13.28 Uhr: Unsere Reporter vor Ort berichten, dass die Räumung derzeit weitestgehend friedlich ablaufe. Bis auf die kurze Eskalation am Morgen, bei denen auch Steine, Gegenstände und zwei Molotow-Cocktails in Richtung Polizei geworfen haben, sei es eine friedliche Blockade.

"Als es zu den Steinwürfen kam, hat der Großteil sofort 'Keine Gewalt'* gerufen und versucht die die Eskalationen zu unterbinden", berichtet Jan Jessen, der für unsere Redaktion in Lützerath ist. Weitere gewaltsame Zwischenfälle seitens der Demonstranten sollen bis zum Mittag ausgeblieben sein.

RWE zäunt Braunkohle-Tagebau Lützerath ein

13.11 Uhr: Arbeiter haben damit begonnen, den Ort einzuzäunen. Die Arbeiten würden vermutlich den ganzen Tag dauern, sagte ein Sprecher des Energiekonzerns RWE. Dieser Schritt war auch angekündigt worden. Der Zaun soll etwa 1,5 Kilometer lang sein. „Er markiert das betriebseigene Baustellengelände, wo in den nächsten Wochen die restlichen Gebäude, Nebenanlagen, Straßen und Kanäle der ehemaligen Siedlung zurückgebaut werden. Zudem werden Bäume und Sträucher entfernt“, schrieb der Konzern.

Die Polizei hatte betont, der Zaun diene nicht dazu, Demonstranten auf dem Gelände von Lützerath einzuschließen.

Prominente fordern Stopp von Räumungsarbeiten in Lützerath

13.06 Uhr: In einem offenen Brief haben mehr als 200 Prominente einen sofortigen Stopp der Räumungsarbeiten im von Klimaaktivisten besetzten Dorf Lützerath im rheinischen Braunkohlerevier gefordert. Das Abbaggern der Kohle in Lützerath sei „nicht nur eine Frage der Existenz eines Dorfs, sondern eine Causa, die von globaler und klimapolitisch richtungsweisender Bedeutung ist“, berichtete das Magazin „Der Spiegel“ am Mittwoch unter Berufung auf den Brief.

Zu den Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern gehören demnach die Schauspielerinnen Katja Riemann, Thelma Buabeng, Pheline Roggan, die Schauspieler Peter Lohmeyer und Robert Stadlober sowie die Bands Sportfreunde Stiller, Deichkind und Revolverheld, der Pianist Igor Levit und die Influencerin Louisa Dellert.

Initiiert worden sei die Aktion von der Schauspielerin Luisa-Céline Gaffron und dem Schauspieler Jonathan Berlin. Letzterer sagte dem „Spiegel“, er wünsche sich, „dass durch unsere Aktion eine produktive Debatte entsteht, dass die nächsten Tage friedlich verlaufen werden und die Lage nicht eskaliert“.

BUND fordert Beendigung der Polizeiaktion in Lützerath

13.00 Uhr: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat ein sofortiges Ende der Polizeiaktion in Lützerath sowie ein Räumungsmoratorium gefordert. „Die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen und ihre grüne Wirtschaftsministerin Mona Neubaur müssen endlich einsehen, dass sie sich politisch verrannt haben“, sagte der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt am Mittwoch. Die Proteste gegen die Räumung zeigten, dass ein „Weiter so beim Braunkohletagebau vor allem von jungen Menschen nicht mehr akzeptiert wird“.

Zudem betonte der Geschäftsführer des BUND Nordrhein-Westfalen, Dirk Jansen: „Die Kohle unter Lützerath wird zur Bewältigung der aktuellen Energiekrise nicht benötigt.“ Es sei daher eine politische Entscheidung, ob die Räumung noch gestoppt werde. Der BUND wehre sich gegen alle Versuche, „den legitimen und friedlichen Protest gegen den Braunkohlen-Irrsinn generell zu kriminalisieren“. Dabei seien alle Seiten gefordert, auf Deeskalation zu setzen.

12.49 Uhr: Die Polizei berichtet laut der Nachrichtenagentur dpa von vereinzelten Molotow-Cocktails, Steinen und Pyrotechnik, die in Richtung der Beamten geworfen worden seien. Doch auf den ganz massiven Widerstand, wie er befürchtet worden war, trafen die Beamten nach Einschätzung von Beobachtern bei ihrem Einsatz am Mittwochmorgen nicht. Nach etwa zwei Stunden bezeichnete die Polizei die Lage als „stabil“.

NRW-Innenminister Herbert Reul hat die Übergriffe scharf kritisiert. „Ich bin eigentlich nur fassungslos und verstehe es nicht, wie Menschen sowas machen können“, sagte Reul vor Journalisten in Bonn. Jetzt seien alle friedlichen Demonstranten in der Pflicht, sich von Aktionen gewaltbereiter Aktivisten zu distanzieren. „Man kann woanders demonstrieren, man muss denen jetzt nicht noch behilflich sein dadurch, dass man da steht und die Polizei bei der Arbeit stört“, sagte er.

11.47 Uhr: Unter den Besetzern des Braunkohleorts Lützerath sind nach Angaben der Polizei auch Familien mit kleinen Kindern. Die Einsatzkräfte kritisierten das und forderten die Eltern zum Handeln auf. „Aufgrund weitreichender Gefahren im Einsatzraum, appelliert die #Polizei #Aachen an die Erziehungsberechtigten, den Bereich umgehend mit ihren Kindern zu verlassen“, schrieben die Beamten am Mittwoch bei Twitter. Die Polizei helfe dabei, Familien sicher vom Gelände zu begleiten.

Polizisten tragen einen Klimaaktivisten vom besetzten Braunkohleort Lützerath weg.
Polizisten tragen einen Klimaaktivisten vom besetzten Braunkohleort Lützerath weg. © dpa

11.12 Uhr: Nach dem Start der Räumung des besetzten Braunkohleortes Lützerath im Rheinischen Revier hat sich die Lage nach Angaben eines Polizeisprechers am Mittwochvormittag stabilisiert. Die Einsatzkräfte hätten den gesamten Bereich abgesperrt, niemand komme mehr unbefugt hinein, hieß es. Nun sei die Polizei auf dem gesamten Gelände aktiv, entferne etwa Barrikaden und bringe Aktivisten nach draußen. Personen könnten sich wenn überhaupt nur noch eingeschränkt in dem Areal bewegen. Inzwischen ist auch ein Wasserwerfer der Polizei eingetroffen, der wurde aber erstmal nur geparkt.

10.45 Uhr: Bei der Räumung des Braunkohledorfs Lützerath haben alle Akteure auch in den nächsten Tagen absehbar mit ungemütlichem Wetter zu kämpfen. In der Nacht zum Mittwoch habe es unmittelbar vor Beginn der Räumung drei bis fünf Liter Regen pro Quadratmeter gegeben, sagte Jana Beck, Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Essen. Die Böden in dem besetzten Ort und drumherum waren bereits völlig aufgeweicht.

Polizisten und Klimaaktivisten stehen auf einem Feld nahe der Abrisskante von Garzweiler II.
Polizisten und Klimaaktivisten stehen auf einem Feld nahe der Abrisskante von Garzweiler II. © dpa

10.32 Uhr: Trotz der Aufforderung der Polizei, den Braunkohleort Lützerath zu verlassen, wollen Aktivisten das Dorf weiter besetzt halten. „Die Menschen sind fest entschlossen dazubleiben, auszuharren, die Bäume und die Gebäude zu schützen“, sagte Mara Sauer, eine Sprecherin der Initiative „Lützerath lebt“. Zu möglichen Verletzten habe sie noch keine Erkenntnisse. Unter anderem seien Aktivisten auf Baumhäusern, in Gebäuden und Hütten, sagte Sauer. „Das wird auf jeden Fall noch lange dauern“, betonte sie mit Blick auf die Räumung.

Polizei fordert Aktivisten zum Verlassen des Ortes auf

9.45 Uhr: Die Polizei hat Aktivisten ultimativ aufgefordert, die Besetzung des Braunkohleorts Lützerath aufzugeben. Es gebe nun noch eine letzte Möglichkeit, den Ort freiwillig zu verlassen. Andernfalls „müssen Sie mit der Anwendung unmittelbaren Zwangs rechnen“, hieß es in einer Durchsage der Polizei am Mittwochmorgen. Erste Aktivisten folgten der Aufforderung und gingen freiwillig. Sie wurden von Polizisten vom Gelände eskortiert. Viele wollen aber weiter Widerstand leisten.

9.27 Uhr: Bei der Räumung des Braunkohleortes Lützerath sind nach Angaben der Polizei Steine und Pyrotechnik in Richtung der Einsatzkräfte geworfen worden. Auch Molotow-Cocktails seien eingesetzt worden. „Unterlassen Sie sofort das Werfen von Molotow-Cocktails. Verhalten Sie sich friedlich und gewaltfrei!“, schrieb die Polizei bei Twitter. Zudem seien Gegenstände aus einem Haus in Richtung der Einsatzkräfte geworfen worden, wie ein dpa-Reporter berichtete.

Klimaaktivisten haben am Mittwoch zum Kampf gegen die drohende Räumung des Ortes Lützerath für den Braunkohle-Tagebau Garzweiler II aufgerufen. Der
Klimaaktivisten haben am Mittwoch zum Kampf gegen die drohende Räumung des Ortes Lützerath für den Braunkohle-Tagebau Garzweiler II aufgerufen. Der "Tag X" sei gekommen, sagen sie. © Daniel Berg/dpa

Insgesamt verläuft der Einsatz der Polizei eher ruhig

9.23 Uhr: Viele Aktivisten haben sich auf zusammengebundene Baumstämme und in die noch verbliebenen Häuser von Lützerath zurückgezogen. Dabei sollen sie sich auch an die Türen der Häuser festgeklebt haben. Insgesamt verläuft der Einsatz der Polizei bisher relativ ruhig und friedlich, so der Eindruck unseres Reporters.

9.19 Uhr: Zahlreiche Polizisten sind jetzt in das Dorf Lützerath einmarschiert. Die Situation ist noch recht unübersichtlich, so dass die Einsatzkräft jetzt erstmal die Lage sichern, berichtet unser Reporter vor Ort. Beim Einmarsch kam es vereinzelt zu meist harmlosen Rangeleien und zu wenigen Steinwürfen seitens der Aktivisten. Allerdings haben die Aktivisten selbst die Steinewerfer ermahnt und auf das Ziel eines friedlichen Protestes verwiesen.

Polizisten in Lützerath. Aktivisten wurden aufgefordert, den Weiler zu verlassen.
Polizisten in Lützerath. Aktivisten wurden aufgefordert, den Weiler zu verlassen. © dpa

9.04 Uhr: Die Polizei hat zum Verlassen des von Aktivisten besetzten Braunkohleorts Lützerath aufgefordert. „Sie können den Bereich hier jetzt verlassen, ohne dass es weitere Konsequenzen für Sie hat“, hieß es in einer Lautsprecher-Durchsage der Polizei am Mittwochmorgen. „Aufgrund entsprechender Allgemeinverfügung des Kreises Heinsberg vom 20.12.2022 ist ihnen der Aufenthalt und das Betreten im dem darin festgesetzten Bereich in und um die Ortslage Lützerath untersagt.“ Die Polizei fordere alle Personen auf, die sich dort aufhalten, den Bereich zu verlassen.

Die Räumung von Lützerath hat begonnen

8.49 Uhr: Die Räumung hat begonnen, berichten mehrere Nachrichtenagenturen. Hunderte Polizisten haben sich am Mittwoch am Braunkohleort Lützerath in Bewegung gesetzt und sind in den von Aktivisten besetzten Ort vorgedrungen. Es kam zu ersten Rangeleien, wie dpa-Reporter berichteten. Ein Polizeisprecher bestätigte, dass Einsatzkräfte den Ort komplett umstellen wollen.

Die Räumung des Dörfchens Lützerath im rheinischen Braunkohlerevier hat begonnen.
Die Räumung des Dörfchens Lützerath im rheinischen Braunkohlerevier hat begonnen. © dpa

8.32 Uhr: Aktivisten und Polizisten stehen sich am Rande des besetzten Braunkohleorts Lützerath direkt gegenüber. Zu direkten Konfrontationen kam es am Mittwochmorgen aber zunächst nicht. Ein Aktivist appelliert an die Beamten, den Einsatz abzubrechen. „Dieser Einsatz kann ja wohl nicht der Grund gewesen sein, dass Sie Polizist geworden sind.“ Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Nordrhein-Westfalen sprach davon, dass an diesem Mittwoch die „heiße Phase des Polizeieinsatzes zur Räumung“ beginne. Die Rechtslage sei eindeutig, dass Lützerath für die Kohlegewinnung abgebaggert werden dürfe.

8.02 Uhr: „Wir glauben, dass es gleich losgeht, weil hier viele Polizeiwagen langgefahren sind“, sagte eine Sprecherin der Aktivisten am Mittwochmorgen. Einige Aktivisten kletterten auf hohe Monopods und Tripods - das sind zusammengebundene Stämme mit Plattformen. Sie wurden in den vergangenen Tagen errichtet, um es der Polizei möglichst schwer zu machen, an die Aktivisten heranzukommen.

Aktivisten und Polizisten stehen sich am Rande des besetzten Braunkohleorts Lützerath direkt gegenüber.
Aktivisten und Polizisten stehen sich am Rande des besetzten Braunkohleorts Lützerath direkt gegenüber. © Jan Jessen

7.21 Uhr: Eine Frau läuft mit einem Megaphone durch das Camp und warnt die Aktivisten: "Mittlerer Alarm. Die Polizisten werden Bauzäune auftsellen und versuchen, von allen Seiten ins Camp einzudringen". An den Zugangsstraßen ist deutlich mehr Polizei zu sehen, meldet unser Reporter vor Ort.

Vor der Räumung: Polizei zieht starke Kräfte zusammen

6.32 Uhr: Vor der ab diesem Mittwoch erwarteten Räumung im rheinischen Braunkohleort Lützerath zieht die Polizei starke Kräfte zusammen. Rund um dem von Klimaaktivisten besetzten Ort waren am frühen Mittwochmorgen Dutzende Einsatzfahrzeuge der Polizei unterwegs, wie dpa-Reporter berichteten. Es regnete stark und anhaltend, die Böden waren aufgeweicht.

5.23 Uhr: In Lützerath ist die Stimmung unter den Klimaaktivisten aufgeheizt. Die Polizei hatte dort am Dienstag ihre Vorarbeiten fortgesetzt und von den Protestgruppen errichtete Barrikaden auf der Straße zu dem Ort abgeräumt. Die Klimaaktivisten bildeten Menschenketten und richteten eine Sitzblockade ein.

Einsatzkräfte fahren im Braunkohletagebau Garzweiler II. Mit der Räumung des von Klimaaktivisten besetzten Ortes Lützerath am Braunkohletagebau wird ab diesem Mittwoch gerechnet.
Einsatzkräfte fahren im Braunkohletagebau Garzweiler II. Mit der Räumung des von Klimaaktivisten besetzten Ortes Lützerath am Braunkohletagebau wird ab diesem Mittwoch gerechnet. © dpa

3.46 Uhr: Bei einer Informationsveranstaltung über den Einsatz in Erkelenz meldeten sich am Dienstagabend unter den rund 300 Teilnehmern vor allem Vertreter örtlicher Klimaschutz-Initiativen, die den Tagebau strikt ablehnen. Sie forderten angesichts des bevorstehenden Räumungsbeginns ein Moratorium und zogen die Gutachten in Zweifel, auf die sich die Inanspruchnahme des Ortes für den Braunkohletagebau stützt. Anwohner der Nachbardörfer beschwerten sich über Hubschrauber der Polizei, die dicht über ihre Häuser flogen. Auch das Auftreten eines privaten Sicherheitsdienstes wurde kritisiert.

(Red., mit dpa, afp, epd)