Washington. Schon früh soll Trump über die Gefährlichkeit von Corona gewusst haben. Dennoch soll er die Öffentlichkeit bewusst angelogen haben.

Schwerer Rückschlag für die Glaubwürdigkeit von Donald Trump: Laut Bob Woodward, Enthüller der „Watergate-Affäre”, hat der US-Präsident in der Frühphase der Coronavirus-Krise bewusst die Unwahrheit über die Gefährlichkeit der Seuche gesagt, die inzwischen fast 190.000 Amerikaner das Leben gekostet hat.

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Corona: Trump war angeblich schon früh über die Gefährlichkeit informiert

Wie der bekannte Publizist und Autor der „Washington Post“ in seinem am 15. September erscheinenden Buch (“Rage”) schreibt, erhielt Trump am 28. Januar eine auf wenige Personen begrenzte umfassende Unterrichtung im Oval Office.

Dabei sagte Trumps Nationaler Sicherheitsberater Robert O`Brien: „Das wird die größte Bedrohung der nationalen Sicherheit sein, die Sie während Ihrer Präsidentschaft zu gewärtigen haben.“

O`Briens Vize Matthew Pottinger, ein ausgewiesener China-Experte, ergänzte nach Gesprächen mit chinesischen Stellen, dass der „Gesundheitsnotstand”, der der Welt bevorstehe, mit der Grippe-Epidemie von 1918 zu vergleichen sei, die rund 50 Millionen Tote gefordert hatte.

Zu dieser Zeit erklärte Trump mehrfach öffentlich, die Corona-Sache sei nicht schlimmer als eine gewöhnliche Grippe. Man habe alles unter Kontrolle. Das Virus werden schon bald von selbst verschwinden; spätestens im Frühjahr, wenn die Temperaturen anstiegen.

Trump soll Lügen in Interviews sogar zugegeben haben

Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung in North Carolina. Der US-Präsident ist von verschiedenen Medien schon hunderte Male der Lüge überführt worden. Jetzt erhebt die Watergate-Legende Bob Woodward weitere schwere Vorwürfe.
Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung in North Carolina. Der US-Präsident ist von verschiedenen Medien schon hunderte Male der Lüge überführt worden. Jetzt erhebt die Watergate-Legende Bob Woodward weitere schwere Vorwürfe. © AFP | MANDEL NGAN

Gegenüber Woodward, der zu vielen US-Präsidenten exklusiven Zugang hat und nach eigenen Angaben für sein neues Buch mit Trump über acht Monate 18 offizielle Interviews geführt hat, sagte der Amtsinhaber in einem Telefonat am 7. Februar etwas völlig anderes.

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„Du atmest und nur die Luft ein und so wird es (das Virus - d. Red.) weitergetragen”, sagte Trump laut Buchauszügen, die am Mittwoch über die „Washington Post” öffentlich wurden, „die Sache ist so kompliziert und schwierig. Es (das Virus - d. Red.) ist außerdem tödlicher als eine heftige Grippe. Das ist tödliches Zeug.” In einem weiteren Gespräch am 19. März gab Trump laut Woodward offen zu, dass er die Gefahr bewusst minimiert habe. „Ich wollte das immer herunterspielen. Weil ich keine Panik auslösen wollte.”

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Wollte Trump die Probleme nur abwälzen?

Woodward bilanziert seine Recherchen zum Corona-Aspekt so: „Trump schien nie gewillt zu sein, die Zentralregierung voll dagegen zu mobilisieren. Beständig schien er die Probleme auf die Bundesstaaten abzuwälzen.”

Es gab im Weißen Haus keine „echte Management-Theorie”, um mit einem der „komplexesten Notstände” umzugehen, mit dem Amerika jemals konfrontiert war.

Trump habe „Aufmerksamkeitsspanne im Minusbereich“

Detailliert schildert Woodward Trumps Konflikte mit dem Chef-Virologen der US-Regierung, Dr. Anthony Fauci. Der bekannte und in der Öffentlichkeit als vertrauensvoll geschätzte Experte warf dem Präsidenten demnach „Führungslosigkeit” und in Meetings eine im „Minusbereich” liegende „Aufmerksamkeitsspanne” vor. Trumps einziger Daseinszweck sei es, wiedergewählt zu werden, zitiert Woodward den Mediziner.

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    Dabei habe Chefberater Jared Kushner eine unheilige Rolle gespielt. Als im Juni die Zahl der Infektionen sprunghaft in etlichen Bundesstaaten anstieg, habe Trumps Schwiegersohn erklärt: „Das Ziel ist, seinen Kopf (des Präsidenten - d. Red.) von Regieren auf Wahlkampf auszurichten.”

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    Trumps Sprecherin Kayleigh McEnany bestritt nicht die Echtheit von Woodwars Interview-Aufnahmen. Sie sagte aber zugleich: „Der Präsident hat die amerikanische Öffentlichkeit nie über Covid belogen.“ Es gehöre aber zu seinen Aufgaben, dafür zu sorgen, dass die Bevölkerung die Ruhe behalte.

    „Der Präsident hat das Virus nie heruntergespielt. Der Präsident hat Ruhe ausgestrahlt. Er war hoffnungsvoll“, sagte McEnany. Zugleich habe er frühzeitig Maßnahmen wie eine Einschränkung der Einreise aus China ergriffen.

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    Trumps Konkurrent bei den anstehen Präsidentschaftswahlen, Joe Biden, griff den Präsidenten unterdessen scharf an. „Er wusste, wie tödlich es ist und hat es gezielt heruntergespielt. Schlimmer noch, er hat das amerikanische Volk angelogen.“ Zehntausende Menschenleben hätten gerettet werden können, wenn Trump schneller gehandelt hätte, sagte Biden.

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    (mit dpa)