Washington. Donald Trumps früherer Anwalt hat ein Enthüllungsbuch geschrieben. Darin vergleicht der Autor den US-Präsidenten mit einem Mafia-Paten.

Michael Cohen war in seiner fast zehnjährigen Beziehung zu Donald Trump oft so nah dran, dass man beim Lesen der 432-seitigen Generalabrechnung („Disloyal: A Memoir”) mit seinem einstigen Helden zuweilen die Augen schließen möchte. „Wenn seine Haare nicht gemacht waren”, erinnert sich der Ex-Privatanwalt des US-Präsidenten an eine Szene, als Trump aus der Dusche kam, „reichten seine gold-gefärbten Haarsträhnen bis unter die Schultern…wie bei einem zur Glatze neigenden Allman Brother (berühmte Rockband; Anm. d. Red.) oder zugedröhnten 60er-Jahre-Hippie.”

Auch an anderen Stellen des am Dienstag erscheinenden Buches, das vom Weißen Haus als „Fiktion” eines „Verbrechers” abgetan wird, zögert der im Hausarrest eine dreijährige Haftstrafe absitzende 53-Jährige nicht, sein früheres Idol, das er heute mit einem Mafia-Paten vergleicht, vom Sockel zu holen. Als evangelikale Religionsführer vor der Wahl 2016 für Trump beteten und dabei ihre Hände auf den Präsidentschaftkandidaten legten, soll Trump danach zu Cohen gesagt haben: „Glaubst Du, dass die Leute an diesen Schwachsinn glauben?”

Über ethnische Minderheiten äußerte sich Trump gegenüber Cohen dem Buch zufolge regelmäßig herablassend und rassistisch. „Ich werde nie die Stimmen der Latinos bekommen”, sagte Trump vor der Wahl, „sie sind wie die Schwarzen zu dumm, um für Trump zu stimmen.”

Cohen-Enthüllungsbuch: Trump soll Obama regelrecht gehasst haben

Apropos Schwarze: Von ihnen, „ob in der Musik, der Kultur oder der Politik” halte Donald Trump generell nichts. Nelson Mandela, der Freiheitskämpfer Südafrikas, ist für ihn „kein Führer”. Und überhaupt: „Nenn` mir ein Land, das von einem Schwarzen gelenkt wird und kein Drecksloch ist”, zitiert Cohen Trump, der seinen Vorgänger Barack Obama regelrecht gehasst habe. Obama habe es nur wegen einer Quotierung zugunsten von Schwarzen an Top-Universitäten geschafft, zürnte Trump. Um seine Verachtung für den ersten schwarzen US-Präsidenten auszudrücken, ließ Trump ein Video mit einem Doppelgänger (Faux-Bama) drehen – und Obama theatralisch „feuern”.

Michael Cohen war lange Zeit der Ausputzer von Donald Trump. Nun hat er in einem Buch ein wenig schmeichelhaftes Bild vom US-Präsidenten gezeichnet.
Michael Cohen war lange Zeit der Ausputzer von Donald Trump. Nun hat er in einem Buch ein wenig schmeichelhaftes Bild vom US-Präsidenten gezeichnet. © imago images / Xinhua | imago

Bei der Schweigegeldzahlung von 130.000 Dollar an den Porno-Star Stormy Daniels, mit der Trump nach der Geburt seines Sohnes Barrons eine Kurz-Affäre gehabt haben soll, war Trump von ökonomischen Erwägungen getrieben, schreibt Cohen. Er habe das Geld aus eigenen Mitteln angewiesen. Später habe es Trump in Raten zurückgezahlt. Käme der Seitensprung breit an die Öffentlichkeit, soll Trump seinem damaligen Mann-fürs-Grobe gesagt haben, müsste er an Gattin Melania wohl eine viel größere Summe entrichten. Dabei würde er, Trump, darauf „wetten”, dass seine Anhänger es „cool finden, dass ich mit einem Pornostar geschlafen habe”.

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Gar nicht cool fand Cohen, wie Trump sich ausdrückte, als die Tochter des Anwalts einmal vom Tennis kam. „Guck mal, was für ein steiler Zahn. Zu gerne würde ich davon etwas haben”, zitiert der Vater seinen Ex-Boss. Das Mädchen war damals 15.

Cohen schildert minuziös, wie Trump im Wahlkampf 2016 seinen republikanischen Rivalen Ted Cruz desavouieren wollte. Mit Hilfe des Schmuddelblatt-Besitzers David Pecker (National Enquirer) sei auf Seite 1 die Rufmord-Geschichte lanciert worden, der Vater des Senators aus Texas habe etwas mit der Ermordung von Präsident John F. Kennedy zu tun.

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Trump soll Wolkenkratzter mit Luxuswohnung für Putin geplant haben

Viel Raum nimmt die Beschreibung der rätselhaften Männer-Liebe Trump/Putin ein. Trump halte den russischen Präsidenten nicht nur für den „reichsten Mann der Welt“. Er bewundere, dass der ehemalige KGB-Offizier sein Land „wie seine eigene Firma führt”. Trump versprach sich laut Cohen Zugang zum Geld von Oligarchen, die allesamt Putin-hörig sind.

Konkret bastelte Trump weit bis ins Wahljahr 2016 am letztlich gescheiterten Plan für den Bau eines 120-Stockwerke-Trump-Wolkenkratzers samt Nobelhotel und Luxus-Wohnungen am Roten Platz ins Moskau. Putin sollte – als Geschenk – das Penthouse unterm Dach bekommen. Trumps Tochter Ivanka war mit Gestaltungsfragen befasst, schreibt Cohen.

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Das Weiße Haus spricht Cohen, der das Buch teilweise im Gefängnis geschrieben hat, jede Glaubwürdigkeit ab und erinnert daran, dass der lange als „Fixer” (Ausputzer) im Trump-Reich bekannt gewesene New Yorker 2018 den Kongress belogen und gegen Wahlkampffinanzierungs-Gesetze verstoßen hat. Dass seine Gefängnisstrafe maßgeblich mit Falschaussagen über das Schweigegeld an Stormy Daniels und anderen Lügen zugunsten Trumps zu erklären ist, ließ die Regierungszentrale unerwähnt.

Michael Cohen tingelt ab Dienstag durch US-Fernsehshows, um sein Buch zu bewerben. Als Teaser hat er sich einen apokalyptischen Ausblick einfallen lassen. Trump, der „Betrüger, Lügner, Schwindler, Tyrann, Rassist, Raubtier, Hochstapler”, werde notfalls sogar „einen Krieg beginnen”, um einer Wahlniederlage im November zu entgehen.