Berlin. Zum dritten Mal in einer Woche ist ein Terror-Video gegen Deutschland im Internet aufgetaucht. Die Botschaft stammt erneut vom Islamisten Bekkay Harrach. Damit verstärkt El Kaida seine Kampagne gegen den deutschen Afghanistan-Einsatz. Innenministerium sieht aber "keine konkrete Bedrohung".

Wenige Tage vor der Bundestagswahl ist im Internet eine weitere islamistische Videobotschaft mit Deutschlandbezug aufgetaucht. In dem Video mit dem Titel «O Allah, ich liebe dich (II)» meldet sich erneut der aus Bonn stammende Islamist Bekkay Harrach zu Wort, wie der Sprecher des Innenministeriums, Stefan Paris, am Freitag in Berlin bestätigte. Die Botschaft enthalte «keine neuen direkten Drohungen gegen Deutschland».

Das dritte Video von Harrach alias «Abu Talha» binnen einer Woche sei in der Nacht zum Freitag auf einschlägige dschihadistische Internetseiten eingestellt worden, erklärte der Ministeriumssprecher. Es handele sich um die Fortsetzung der zweiten Verlautbarung von Harrach, die am vergangenen Sonntag unter dem Titel «O Allah, ich liebe dich» im Netz aufgetaucht war. Dies sei erkennbar an der Wahl des Titels und an dem Umstand, dass in dem Video dasselbe Standbild des vermummten Harrach verwendet werde.

Werbung für den bewaffneten Dschihad

Inhaltlich schließe die aktuelle Botschaft unmittelbar an das Video vom Sonntag an, teilte Paris weiter mit. Harrach werbe darin für die Teilnahme am bewaffneten Dschihad, indem er an die religiösen Gefühle von deutschsprachigen Muslimen appelliere. «Dieses Werben erfolgt abstrakt und ohne Bezugnahme auf bestimmte Regionen oder Schauplätze», unterstrich der Ministeriumssprecher. Harrach nehme keine politischen Äußerungen, auch nicht im engeren Sinne, vor. Vielmehr spreche er beispielsweise «ausführlich über die Überwindung von Angst, die einen von einer Teilnahme am Dschihad abhalten könnte».

In der neuen Botschaft verweist Harrach unter anderem auf Videos von Selbstmordattentätern, «die in ihrer Autobombe sitzen und ins Paradies losfahren wollen». «Siehst Du die Gelassenheit und Ruhe, die sie ausstrahlen? (...) Diese Gelassenheit, Ruhe und Freude kommen nur von Allah.» An anderer Stelle nennt Harrach den Dschihad «ein Projekt, welches realisiert werden muss». «Ob ich selbst erfolgreich sein werde, ist keine Bedingung, um am Dschihad teilzunehmen. Ich kann mein Ziel erreichen, ich kann aber auch in Guantanamo landen. Für die Sache Allahs muss ich bereit sein, alles in Kauf zu nehmen.»

Keine konkrete Bedrohung für Deutschland erkennbar

Der Ministeriumssprecher bezeichnete die rund 39 Minuten lange neue Botschaft als Teil einer koordinierten Medienkampagne des Terrornetzwerks El Kaida gegen Deutschland im Zusammenhang mit der Bundestagswahl. Ihr Inhalt spreche «gezielt die im deutschsprachigen Raum lebende muslimische Bevölkerung an» und sei als Rekrutierungs- und Propagandaverlautbarung zu verstehen. Aus der Botschaft sei keine konkrete Gefährdung für Deutschland herauszulesen, fügte Paris vor Journalisten in Berlin hinzu.

Am Freitag vergangener Woche hatte Harrach den Deutschen in einem weiteren Video mit einem «bösen Erwachen» gedroht, sollten sich die Wähler bei der Bundestagswahl am Sonntag nicht für einen Politikwechsel entscheiden. Deutschland würde nur dann von Anschlägen verschont, wenn es seine Truppen aus Afghanistan abziehe. Harrach rief die Muslime in Deutschland auf, sich in den zwei Wochen nach der Wahl «von allem, was nicht lebensnotwendig ist», fernzuhalten. (afp)