München. Straftaten werden zwei Islamisten nicht vorgeworfen. Trotzdem hat die Polizei sie in "Präventivgewahrsam" gesteckt. Die Sicherheitsmaßnahmen für die Wiesn sind drastisch verschärft worden, wie Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Montag mitteilt.

Nach der Veröffentlichung von Drohvideos islamistischer Terroristen hat die Polizei in München zwei Personen aus der islamistisch-extremistischen Szene festgenommen. Es handle sich um einen «reinen Präventivgewahrsam», sagte Polizeipräsident Wilhelm Schmidbauer am Montag in München. «Wir werfen ihnen keine Straftaten vor.» Die beiden Personen, zu denen er keine näheren Angaben machen wollte, lebten in München und seien bereits am Samstag festgenommen worden.

Eine der Personen habe in der Vergangenheit persönlichen Kontakt zu dem Bonner Terroristen Bekkay Harrach gehabt, sagte Schmidbauer. Die weitere festgenommene Person habe über ihren Bruder mittelbaren Kontakt zu Harrach gehabt. «Beide Personen bewegen sich aktuell unverändert in einem islamistisch-extremistischen Umfeld», sagte der Polizeipräsident.

Zwei Richter hätten unabhängig voneinander den polizeilichen Gewahrsam bis zum Ende des Oktoberfestes am kommenden Sonntag bestätigt.

Innenminister: Kontrollen sind "Vorsichtsmaßnahme"

Zum Schutz vor möglichen Terroranschlägen sind die Sicherheitsmaßnahmen rund um das Münchner Oktoberfest drastisch verschärft worden. Seit dem frühen Montagmorgen gibt es strenge Verkehrskontrollen um die gesamte Theresienwiese, wie Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Montag auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz in München sagte.

Bei den Kontrollen handele es sich um eine «Vorsichtsmaßnahme», betonte der Minister. Konkrete Anschlagspläne gebe es nicht. Allerdings existierten zwei Terrorvideos, in denen direkt Bezug auf München genommen werde.

Polizeipräsident Wilhelm Schmidbauer betonte, die Maßnahmen seien ein «notwendiger, aber ausreichender Schritt», dass die Wiesn friedlich ablaufen könne.

Sicherheitskorridor soll Autos fern halten

Autos sollen in der zweiten Woche des Oktoberfestes von der Münchner Theresienwiese ferngehalten werden. Wie die «Süddeutsche Zeitung» (Montagausgabe) schreibt, soll ein Sicherheitskorridor eingerichtet werden. Fahrzeuge werden demnach offenbar nur noch nach scharfen Kontrollen vorgelassen. Auch Straßensperrungen und Parkverbote seien vorgesehen. Seit Sonntagabend dürfen nur noch Anwohner, Anlieger und Lieferanten des Oktoberfestes nach strengen Kontrollen in die Straßen in unmittelbarer Nähe zur Theresienwiese einfahren.

Wie bereits gemeldet gilt laut Bundesverkehrsministerium ein Überflugverbot bis zum Ende des Oktoberfestes am kommenden Sonntag. Auslöser für das Flugverbot über dem traditionsreichen Volksfest war offenbar ein größeres Werbeflugzeug. Es war bereits am Donnerstag über München gekreist und hatte zur Beunruhigung der Wiesn-Besuchern geführt. In den vergangenen Tagen hatten die Terrororganisation Al-Kaida und zuletzt auch die Taliban mit Vergeltungsschlägen in Europa und vor allem in Deutschland gedroht.

OB Christian Ude sieht entspannten Wiesn-Start

Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) zeigte sich erfreut, dass das Oktoberfest «sehr entspannt und friedlich begonnen» habe. Den Flugverbot quittierte Ude mit den Worten: «Das ist keine Besonderheit des Oktoberfests.» Jeder Hauptbahnhof und jedes Fußballspiel würden sich angesichts solcher Drohungen wappnen. Bislang sei die Wiesn aber von keinem schlimmen Ereignis überschattet worden. (ddp/ap)