Bonn/Hamburg. Der mutmaßliche Al-Qaida-Terrorist Bekkay Harrach soll regelmäßig in Bonn Jugendliche für den Islam gewonnen haben. Harrach ist der Verfasser des Internet-Droh-Videos. Auch in Berlin sind Islamisten aktiv. Gegen sie wurde heute eine Großrazzia durchgeführt.
Der mutmaßliche Al-Qaida-Terrorist Bekkay Harrach soll in seiner Heimatstadt Bonn Jugendliche für den Islam gewonnen haben. Wie das Hamburger Magazin «Stern» am Mittwoch vorab berichtete, hatte der gebürtige Marokkaner in Bonn-Tannenbusch, wo er nach seiner Einreise nach Deutschland 1981 aufwuchs, eine Erdgeschosswohnung angemietet. Dorthin habe er regelmäßig rund 30 junge Männer eingeladen, um gemeinsam zu beten und den Koran zu lesen. Die jüngsten Teilnehmer seien 15 Jahre alt gewesen, viele von ihnen seien, angeregt durch die Treffen, zum Islam konvertiert. Harrach hatte jüngst in einem Internetvideo Deutschland mit einem Anschlag gedroht.
Als Besitzer eines Call-Shops habe Harrach Kontakt zu vielen Jugendlichen aus dem Stadtteil gehabt, in dem 41 Prozent der Einwohner Migranten sind, berichtete der «Stern» weiter. Harrach habe in Bonn-Tannenbusch zunächst das Gymnasium besucht, das er nach der 10. Klasse wieder verließ. Sein Fachabitur habe er nach zwei Jahren Fachoberschule am Heinrich-Hertz-Berufskolleg in Bonn absolviert und sich 2002 an der Fachhochschule in Koblenz eingeschrieben.
Bevor Harrach im März 2007 über den Iran ins pakistanische Grenzgebiet reiste, wo er noch heute vermutet wird, war er zwischen März 2006 und März 2007 zweiter Vorsitzender beim Verein Deutscher Muslime Bonn. In seiner Videobotschaft vom 18. September hatte Harrach mit einem Anschlag innerhalb von zwei Wochen nach der Bundestagswahl gedroht, falls sich die Bundeswehr nicht aus Afghanistan zurückzieht.
Razzia in Berliner Islamistenszene
Gegen die Berliner Islamistenszene ist die Polizei am Mittwoch hart vorgegangen: Die großangelegten Durchsuchungen dienten Ermittlungen gegen drei mutmaßliche Islamisten, die Terroranschläge in Russland geplant haben sollen. Das teilte die Generalstaatsanwaltschaft des Landes am Nachmittag mit. Die Aktion habe nichts mit den islamistischen Drohvideos zu tun, in denen terroristische Anschläge in Deutschland angekündigt wurden, hieß es. Festgenommen wurde niemand.
Im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens wegen Verabredung zum Mord seien 28 Durchsuchungsbeschlüsse für 26 Objekte in Berlin vollstreckt worden. Die Ermittlungen richteten sich derzeit gegen drei 28, 30 und 36 Jahre alte mutmaßliche Islamisten, denen die Verabredung von Terroranschlägen in Russland zur Last gelegt werde. Ein Berliner Islamist arabischer Herkunft solle, so der Verdacht, als Kopf einer mutmaßlich gewaltbereiten Gruppe von etwa fünfzehn Personen Terroranschläge in Russland planen.
Die Ermittler hätten Hinweise gewonnen, «dass aus diesem islamistischen Kreis bereits einige Personen aus Deutschland ausgereist sind, um sich in pakistanischen Terrorcamps ausbilden zu lassen». (ddp/afp/ap)