Berlin. Thilo Sarrazin stemmt sich gegen die Ermittlungen wegen Volksverhetzung. Seine Anwältin will jetzt eine Begründung einreichen, die die Vorwürfe gegen Berlins Ex-Finanzsenator widerlegen soll. Nach seiner Ausländerschelte ist Sarrazin ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten.
Der frühere Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) wehrt sich gegen das seit Wochen andauernde Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung gegen ihn. Sarrazins Anwältin, Anke Müller-Jacobsen, sagte dem «Tagesspiegel», die Vorwürfe, Sarrazin habe sich mit seiner scharfen Kritik an türkischen und arabischen Migranten in Berlin strafbar gemacht, seien «rechtlich nicht haltbar».
Anwältin: Sarrazin stachelt nicht zum Hass auf
Die Anwältin will dem Bericht zufolge bei der Staatsanwaltschaft in den nächsten Tagen eine detaillierte Begründung einreichen, weshalb das Verfahren unverzüglich einzustellen sei. Die Ermittlungen seien «ein Signal an die Öffentlichkeit» gewesen, dass Sarrazin, der heute als Vorstand bei der Bundesbank tätig ist, sich «rechtlich verkehrt» verhalten habe. Dies habe ihm geschadet, auch weil es den Druck auf die Bundesbank verstärkt habe, Konsequenzen zu ziehen.
Müller-Jacobsen hält es für «fernliegend», in Sarrazins umstrittenem Interview in der Zeitschrift «Lettre international» eine Straftat zu sehen. Es handele sich um Kritik, nicht um einen Appell an niedere Instinkte. Aus dem gesamten Kontext werde deutlich, dass sich Sarrazin an die Intellektualität der Leser wende, sie aber nicht zum «Hass aufstacheln» wolle, wie es der Straftatbestand verlangt. Auch beschimpfe er niemanden oder mache ihn verächtlich, weil es ihm erkennbar um Integrationsprobleme gegangen sei und nicht um einen Angriff auf die Menschenwürde anderer. (ddp)