Berlin. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee fordert mehr Respekt für die Menschen in Ostdeutschland. Kritik übte er auch an Bundeskanzlerin Angela Merkel: Sie bringe ihre Erfahrungen als Ostdeutsche zu wenig in ihre Arbeit ein.
Zwanzig Jahre nach der friedlichen Revolution in der DDR hat der Ost-Beauftragte der Bundesregierung, Wolfgang Tiefensee (SPD), mehr Respekt für die Ostdeutschen gefordert. Die DDR sei eine Diktatur gewesen, aber auch «ein Land mit geglückten Biografien und erfolgreichen Menschen», sagte Tiefensee der "Berliner Zeitung". Heute habe der Osten die Nase bei den neuen Technologien vorn und schaffe viel mehr Arbeitsplätze als der Westen. «Wir sind stolz darauf und erwarten Respekt dafür», sagte der Bundesverkehrsminister und ehemalige Leipziger Oberbürgermeister.
"Ostdeutsche brauchen keine Belehrungen"
Nach Ansicht von Tiefensee brauchen die Ostdeutschen keine Belehrungen über den Umgang mit ihrer Geschichte. Vielmehr solle «ganz Deutschland Lehren aus unseren Diktatur-Erfahrungen ziehen, wenn es um die Stärkung der Demokratie geht», so der SPD-Politiker. Bei Jugendlichen im Osten und im Westen sei oft viel zu wenig Wissen über die DDR vorhanden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stelle ihre Erfahrungen als Ostdeutsche bewusst in den Hintergrund, statt sie in Bezug zu setzen zu ihren Entscheidungen, kritisierte Tiefensee.
Ausstellung in Berlin zeigt Weg zur Einheit
An die friedliche Revolution vor 20 Jahren erinnern in Berlin am Donnerstag eine Festveranstaltung und eine Ausstellung. Bei der Festveranstaltung im ehemaligen DDR-Staatsratsgebäude geht es insbesondere um die Kommunalwahl in der DDR vom 7. Mai 1989. Die Aufdeckung des damaligen Wahlbetrugs gab der DDR-Bürgerrechtsbewegung seinerzeit erheblichen Auftrieb. Die Open-Air-Ausstellung am Alexanderplatz zeigt den Weg bis zur Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten 1990. (afp)