Berlin. Etwas Entlastung für die frühere Kohl-Bundesregierung in der Gorleben-Affäre kommt von einem Wissenschaftler. Der Ex-Abteilungsleiter der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt Helmut Röthemeyer sagt, dass die Regierung keinen Druck auf Wissenschaftler zur Gutachten-Schönung ausgeübt hätte.
In der Affäre um mutmaßliche Manipulationen bei der Wahl Gorlebens als atomares Versuchsendlager entlastet ein Wissenschaftler die frühere Bundesregierung unter Kanzler Helmut Kohl (CDU). Der damals zuständige Abteilungsleiter der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB), Helmut Röthemeyer, widerspricht in der neuen Ausgabe des Magazins «Stern» Berichten, wonach die Regierung Kohl in den 80er Jahren Druck auf Wissenschaftler ausübte, damit diese Gorleben die Eignung als Endlager attestieren.
Zwar habe man sich bei der Formulierung des Schlussgutachtens für die Erkundung von Gorleben mit Beamten des Bundesinnenministeriums, des Forschungsministeriums und des Kanzleramts um einen Absatz gestritten, sagte Röthemeyer, laut «Stern» damals «ranghöchster Experte» bei der Gorleben-Erkundung. Darin sei es aber nicht um die Eignung Gorlebens als Standort für ein Atommüll-Endlager gegangen.
Frage nach weiteren Endlagern
Vielmehr hätten er und seine Experten der Politik geraten, auch andere Standorte auf ihre Eignung zu untersuchen. «Anfang der 80er Jahre waren in Deutschland 50 Kernkraftwerke geplant, die allein aus der Wiederaufbereitung der Brennstäbe jedes Jahr 24 000 Kubikmeter Müll produziert hätten. Für diese Menge stellten wir damals die Frage nach weiteren Endlagern», sagte Röthemeyer.
Diese Einschätzung spreche aber «nicht gegen Gorleben», fügte der 71-jährige Nuklearphysiker hinzu. Der Salzstock sei nach den bisherigen Erkundungsergebnissen ideal geeignet. Vergangene Woche waren neue Hinweise darauf aufgetaucht, dass die Regierung Kohl Studien von Wissenschaftlern zur Eignung von Gorleben beeinflusste, um den Salzstock als Endlager-Standort durchzusetzen. Das Bundeskanzleramt prüft derzeit den Sachverhalt. (ddp)