Essen. Deutschland schrumpft, Fachkräfte wandern aus. NRW-Integrationsminister Armin Laschet fordert daher ein Ende der "Das-Boot-ist-voll"-Sicht. "Wir brauchen gezielte und aktive Anwerbung qualifizierter Zuwanderer", sagt er. Auch das Potential von Flüchtlingen müsse besser genutzt werden.
Deutschland ist mittlerweile Auswanderungsland, wird immer älter, lebt aber als Land ohne nennenswerte Bodenschätze von seiner Innovationskraft. Als erster Spitzenpolitiker zieht NRW-Integrationsminister Armin Laschet aus dieser Wohlstandsbedrohung die Konsequenz. „Wir brauchen gezielte und aktive Anwerbung qualifizierter Zuwanderer", schreibt der CDU-Politiker in seinem Buch „Die Aufsteigerrepublik", das heute erscheint. Darin macht Laschet sich stark für eine „kluge Steuerung der Zuwanderung" mit Hilfe eines Punktesystems, in dem Qualifikation und die Aussicht, ein selbstbestimmtes Leben jenseits der deutschen Sozialsysteme führen zu können, Maßstab werden für die Einwanderungserlaubnis.
Das deutsche Recht schrecke Zuwanderer ab, statt sie einzuladen. So seien von den rund 2,8 Millionen Einwanderern mit Berufsabschluss 800 000 Akademiker, ein enormes Potenzial, das brachliege, weil diese Abschlüsse nicht anerkannt würden. „Promovierte Ärztin als Putzfrau oder Kernphysiker als Taxifahrer sind leider allzu oft bittere Realität in Deutschland."
"Flüchtlinge haben Mut, Ausdauer und Kreativität"
Gegenüber Flüchtlingen sollte Deutschland sich lösen von der „Das-Boot-ist-voll"-Sicht. Deutschland drohe, so Laschet, nicht „Überfüllung", sondern Mangel an Kreativen. Flüchtlinge hätten Mut, Ausdauer und Kreativität bewiesen. Unsere Gesellschaft müsse lernen, „die Flüchtlinge von heute als potenzielle Bürger von morgen zu denken". Sehr viele der Flüchtlinge könnten nicht abgeschoben werden, ihnen müsse Deutschland eine Perspektive bieten.
In seinem Buch verzichtet Laschet auf jegliche parteipolitische Polemik. Selbstkritisch an die Adresse der eigenen Partei schreibt der CDU-Mann: „Wir haben uns durch jahrzehntelange Realitätsverweigerung leider an den Aufstiegschancen ganzer Generationen von Zuwanderern versündigt und gerade bei der Bildung der Kinder notwendige Hilfeleistungen unterlassen."