Dortmund. Der Dortmunder Finanzexperte Wolfram F. Richter fordert eine radikale Reform der Altersversorgung. Gesunde Versicherte sollen erst nach einer gesetzlich festgelegten Zahl von Berufsjahren den vollen Renten-Anspruch erhalten. Wer früher in Rente geht, soll nur Hartz-IV-Sätze bekommen.
Der Erfinder des Gesundheitsfonds, der Dortmunder Finanzexperte Professor Wolfram F. Richter, hat eine Wende in der Altersversorgung in Deutschland gefordert. Richter sagte der Nachrichtenagentur ddp, den vollen Anspruch auf Rente oder Pension sollte es für gesunde Versicherte künftig erst nach einer gesetzlich festgelegten Zahl von Berufsjahren geben. Würde sie beispielsweise auf 45 Jahre festgesetzt, könnte ein seit dem 16. Lebensjahr arbeitender Bauarbeiter mit 61 in die Rente gehen. Ein studierter Beamter könnte dann, unter teilweiser Abrechnung der Ausbildungszeit, etwa mit 70 Jahren seine Pension erhalten. Mit wachsender Lebenserwartung der Menschen müsse die Zahl der verlangten Berufsjahre entsprechend weiter erhöht werden.
Frührentner würden nach Richters Ansatz bis zum Ablauf der 45 Jahre nur noch «Hartz IV» beziehen. Wer vorzeitig aus dem Beruf ausscheiden wollte, «würde genauso behandelt wie jeder andere, der nicht arbeitet», sagte Richter. Es bliebe aber jedem offen, sich zusätzlich privat abzusichern. Er konstatierte, dass derartige Schritte nicht populär seien. «Aber angesichts der Haushaltsentwicklung und unserer Verantwortung gegenüber den nachkommenden Generationen werden wir um solche unangenehmen Entscheidungen nicht herumkommen», sagte Richter.
Enormer Anstieg der Kosten
Hintergrund seiner Überlegungen ist die dramatische Haushalts- und Schuldenentwicklung Deutschlands. Bis zum Jahr 2013 wird Deutschland seine Schulden jährlich um rund 100 Milliarden Euro erhöhen. Wo die sogenannten Maastricht-Kriterien eine Schuldenstandsquote des Gesamtstaats von 60 Prozent erlauben, werde Deutschland 2013 nach den Prognosen des Bundesfinanzministeriums bei über 80 Prozent liegen.
Zugleich steigen die Kosten für die Altersversorgung enorm. Dies sei durch steigende Wirtschaftskraft realistisch nicht abzufangen. Auch Steuererhöhungen in vertretbarem Rahmen würden nicht ausreichen. «Bei der sozialen Sicherung müsste der Staat aber rund 50 Milliarden Euro einsparen. Dann läge Deutschland noch immer im EU-Durchschnitt", sagte Richter. (ddp)