Rom. Rechtzeitig zum Beginn des G-8-Gipfels in Italien am Mittwoch hat Papst Benedikt XIV. eine Reform der Weltpolitik und der Finanzmärkte angefordert. In seiner neuen Enzyklika "Liebe in Wahrheit" kritisiert er die "ausschließliche Ausrichtung auf Gewinn" und die westliche Ressourcenverschwendung.
Rechtzeitig zum Beginn des G-8-Gipfels in Italien am Mittwoch hat Papst Benedikt XIV. eine Reform der Weltpolitik und der Finanzmärkte angefordert. In seiner neuen Enzyklika "Liebe in Wahrheit" kritisiert er die "ausschließliche Ausrichtung auf Gewinn" und die westliche Ressourcenverschwendung.
Papst Benedikt XVI. hat eine neue Weltfinanzordnung gefordert und Profitstreben um jeden Preis angeprangert. Einen Tag vor Beginn des G-8-Gipfels in L'Aquila mahnte Benedikt in der Enzyklika «Caritas in Veritate» (Liebe in Wahrheit), Ethik, Würde und das Streben nach dem Allgemeinwohl zur Grundlage der globalisierten Wirtschaft zu machen. Gier habe den schlimmsten Abschwung seit der Großen Depression herbeigeführt. Zudem erklärte er, zur Lösung der globalen Probleme sei «das Vorhandensein einer echten politischen Weltautorität» dringend nötig.
Kritik am Gewinnstreben
Scharf ging der Papst mit den Praktiken an den Finanzmärkten ins Gericht: «Die Finanzmakler müssen die eigentlich ethische Grundlage ihrer Tätigkeit wieder entdecken, um nicht jene hoch entwickelten Instrumente zu missbrauchen, die dazu dienen können, die Sparer zu betrügen.»
Weiter heißt es in der am Dienstag veröffentlichten Enzyklika, der dritten in Benedikts Pontifikat: «Die ausschließliche Ausrichtung auf Gewinn läuft, wenn dieser auf ungute Weise erzielt wird und sein Endzweck nicht das Allgemeinwohl ist, Gefahr, Vermögen zu zerstören und Armut zu schaffen.»
Plädoyer für mehr Entwicklungshilfe
Die Wirtschaft brauche «für ihr korrektes Funktionieren die Ethik; nicht irgendeine Ethik, sondern eine menschenfreundliche Ethik», schrieb der Papst weiter, der die Veröffentlichung der Schrift verschoben hatte, um die wirtschaftliche Krise noch einarbeiten zu können.
Benedikt erklärte, zwar habe die Globalisierung Milliarden von Menschen aus dem Elend befreit. Doch habe das ungezügelte Wachstum in den vergangenen Jahren auch beispiellose Probleme hervorgerufen, wie Migrationsströme, Umweltverschmutzung und der vollständige Verlust von Vertrauen in den Markt. Der Papst appellierte an die Industrienationen, im Kampf gegen den Hunger die Entwicklungshilfe aufzustocken. Davon hingen Frieden und Sicherheit ab.
Für den schonenden Umgang mit Ressourcen
Zudem müssten die reichen Länder ihren Energieverbrauch verringern und der «Ausbeutung der nicht erneuerbaren Ressourcen Einhalt zu gebieten». Eine der größten Aufgaben der Ökonomie sei der äußerst effiziente Gebrauch der Ressourcen.
Die Auslagerung der Produktion an den billigsten Anbieter gefährde die Rechte der Arbeiter. Diese müssten sich in Gewerkschaften organisieren dürfen, um ihre Rechte zu verteidigen und beständige und würdige Beschäftigung zu garantieren.
Zollitsch sieht nicht nur Politiker gefordert
«Die derzeitigen internationalen wirtschaftlichen Dynamiken mit ihren schwerwiegenden Verzerrungen und Missständen erfordern, dass sich auch das Verständnis des Unternehmens tiefgreifend verändern muss», schrieb der Papst weiter. Der Grundsatz des Shareholder-Value sei auf dem Rückzug: Es breite sich eine Grundüberzeugung aus, «nach der die Führung des Unternehmens nicht allein auf die Interessen der Eigentümer achten darf», sondern auf die von allen anderen Personenkategorien eingehen müsse, die zum Leben des Unternehmens beitrügen wie Arbeitnehmer, Kunden und Zulieferer.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, nannte die Enzyklika einen entscheidenden Beitrag zur aktuellen Globalisierungs- und Gerechtigkeitsdebatte. Der Papst rufe nicht nur die Verantwortlichen der wichtigsten Industrienationen auf, den aktuellen Herausforderungen mutig zu begegnen und dabei die notwendigen ethischen Grundlagen nicht zu vergessen, sondern ermutige alle Menschen guten Willens, sich als Gestalter zu sehen. «Umdenken ist bei allen gefordert!», erklärte der Freiburger Erzbischof. (ap)