Nazareth. Am vorletzten Tag seiner Israel-Reise hat Papst Benedikt der XVI. während einer großen Freiluftmesse in Nazareth Konflikte im Namen Gottes verurteilt. Vor 40.000 Gläubigen rief er dazu auf, Brücken zu bauen. Israels Staatspräsident Shimon Peres äußerte sich zufrieden mit dem Papstbesuch.

40.000 Gläubige kamen zum Freiluftgottesdienst auf dem Mount Principe bei Nazareth.
40.000 Gläubige kamen zum Freiluftgottesdienst auf dem Mount Principe bei Nazareth. © AP

Bei einem großen Freiluftgottesdienst in Nazareth hat Papst Benedikt XVI. Konflikte im Namen Gottes verurteilt. In seiner Predigt vor mehr als 40 000 Gläubigen erinnerte er daran, dass «die Botschaft unseres Herren zeitweise eine Quelle von Widersprüchen und Konflikten» gewesen sei. «Leider, wie die Welt weiß, hat Nazareth in den vergangenen Jahren Spannungen erlebt, die den Beziehungen zwischen seinen christlichen und muslimischen Gemeinschaften geschadet haben», betonte der Papst. Unterdessen lobte der israelische Präsident Shimon Peres die Reise des Kirchenoberhaupts.

Benedikt XVI. mahnte bei der Messfeier auf dem Mount Precipice die «Menschen guten Willens» in beiden Gemeinschaften, in Treue zum gemeinsamen Glauben an einen Gott daran zu arbeiten, Brücken zu bauen und einen Weg zu einem friedlichen Zusammenleben zu finden. Unter dem Applaus der Gläubigen rief er dazu auf, die zerstörerische Macht von Hass und Vorurteil zurückzuweisen, «die die Seelen der Menschen tötet, bevor sie ihre Körper tötet«.

Papst hebt Wert der Familie hervor

Eine Gläubige betet innig während des Gottesdienstes auf dem Mount Principe.
Eine Gläubige betet innig während des Gottesdienstes auf dem Mount Principe. © AFP

Zugleich hob Benedikt XVI. die Bedeutung und den »unersetzbaren gesellschaftlichen Auftrag« der Familie hervor. »In der Familie wird jede Person, egal ob das kleinste Kind oder der älteste Verwandte, geschätzt seiner oder ihrer selbst Willen, und nicht nur als Mittel für andere Zwecke«, sagte der Papst. Die Familie als «erster Baustein einer geregelten und warmherzigen Gesellschaft» müsse vom Staat in ihrem Erziehungsauftrag unterstützt werden. Der Papst betonte: Der Staat habe die Pflicht, die Institution Familie und ihre ureigenen Rechte zu schützen und sicherzustellen, dass Familien unter würdevollen Bedingungen leben können.

Nazareth ist die vorletzte Station der achttägigen Nahost-Reise des Kirchenoberhaupts. Am Nachmittag sollte der Papst dort mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu zusammentreffen. Ferner standen ein Grußwort an die Religionsführer von Galiläa sowie ein Abendgebet mit Priestern, Ordensleuten und Vertretern kirchlicher Bewegungen auf dem Programm. Am Freitag absolviert er noch Termine in Jerusalem und fliegt dann nach Rom zurück.

Isreals Präsident zufrieden mit Papstreise

Die Pilger jubelten dem Papst zu.
Die Pilger jubelten dem Papst zu. © AFP

Der israelische Staatspräsident Shimon Peres zeigte sich zufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Papst-Reise. Es sei ein tief in der Vergangenheit verwurzelter Besuch, zugleich aber sehr auf die Zukunft ausgerichtet. Die Reise des Kirchenoberhaupts habe «die brisantesten Fragen unserer Zeit berührt», sagte Peres der Vatikan-Zeitung «L'Osservatore Romano». Der Papst habe eine «positive Botschaft» verbreitet, die wichtige Auswirkungen haben könnte.

Papst Benedikt XVI. rief in Nazareth zum Frieden auf.
Papst Benedikt XVI. rief in Nazareth zum Frieden auf. © AFP

Mit Blick auf die Kritik an den Worten Benedikts in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem sagte Peres: «Man muss vielleicht die Reden, die er am Flughafen und in Yad Vashem gehalten hat, zusammennehmen, um eine klare Vorstellung von der Botschaft Benedikt XVI. zu haben.» Auf die Frage, ob durch die Ansprachen die Position des Papstes zur Shoah und zum Antisemitismus definitiv geklärt worden sei, sagte der Präsident: «Sicher ja, aber die stärkere Botschaft war wohl die, die er in seiner Rede bei seiner Ankunft verbreitete.» (ddp

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