Essen. . Studienplätze in NC-Fächern sollen in NRW erstmals über ein zentrales Online-Portal vergeben werden. Doch die meisten Studiengänge sind nicht dabei.

Jahr für Jahr der gleiche Schlamassel zum Semesterstart. Regelmäßig bleiben ausgerechnet in den begehrten zulassungsbeschränkten Fächern Tausende Studienplätze frei. Schuld ist das umständliche Vergabeverfahren, das jede Hochschule in Eigenregie organisiert und die jungen Leute zwingt, sich an vielen Unis zu bewerben. Da sie am Ende nur eine Zusage annehmen können, bleiben zahlreiche Plätze zunächst leer – allein in NRW waren es zum letzten Wintersemester knapp 8400.

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Schließlich platzte NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) der Kragen: Das alljährliche Bewerbungschaos soll ein Ende haben. „Studieninteressierte haben einen Anspruch auf eine transparente und schnelle Studienplatzvergabe“, so Schulze. Ab nächstem Wintersemester müssen sich die Hochschulen des Landes „flächendeckend“ an einem zentralen Studienplatzvergabe-System beteiligen, zuerst mit den Fächern Jura, Psychologie und Wirtschaft. Damit ist NRW bundesweit Vorreiter.

Start wurde lange aufgeschoben

Fieberhaft wurde in den letzten Monaten daran gearbeitet, das neue Computersystem an den Hochschulen zu installieren. Die Zeit läuft, denn am 15. Juli endet die Bewerbungsfrist für NC-Fächer zum Wintersemester.

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Eigentlich sollte das zentrale Bewerbungsportal mit dem sperrigen Namen „Dialogorientiertes Serviceverfahren“, kurz Dosv, schon seit Jahren arbeiten. Angesiedelt ist es an der „Stiftung Hochschulstart“, Nachfolgerin der ehemaligen ZVS in Dortmund. Immer wieder gab es technische Probleme, zu wenige Hochschulen machten mit.

Probleme unterschätzt

Völlig unterschätzt wurde die Aufgabe, das neue Verteilsystem an die unterschiedlichen Zulassungssysteme der Hochschulen anzupassen. „Es war nicht ganz der Berliner Flughafen, aber doch gefühlt nahe dran“, sagte Prof. Martin Sternberg, Präsident der Hochschule Bochum. Politisches Ziel ist es, dass spätestens 2018 bundesweit alle Hochschulen an das Portal angeschlossen sind.

Was bringt Dosv? Die Schüler schicken ihre Bewerbungen wie gehabt direkt an die jeweilige Hochschule, sie müssen sich nur einmal zusätzlich bei „hochschulstart.de“ registrieren. Diese schicken die Daten an das Serviceverfahren weiter und erstellen eine Rangliste der Bewerber. Nimmt ein Studieninteressent ein Angebot an, verschwindet er automatisch aus dem System und der nächste kann nachrücken. Wer noch wartet, etwa weil seine Wunschuni noch nicht dabei ist, bleibt im Rennen.

Wird mit Dosv alles gut?

Vorteil: Der Student kann online ständig den Stand seiner Bewerbung einsehen und weiß früh, ob und wo er einen Platz erhält. Die Hochschule bekommen mehr Planungssicherheit, mehrfache Zulassungen werden weitgehend vermieden – und damit das Ärgernis vieler unbesetzter Plätze.

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Wird mit Dosv alles gut? Das System funktioniert nur wie gewünscht, wenn möglichst viele Hochschulen mitmachen. Bundesweit sind es aber erst knapp die Hälfte. In NRW sind zum Herbst sogar 25 von 28 Hochschulen, die für Dosv in Frage kommen, dabei.

Noch viel Luft nach oben

Doch bei der Zahl der zentral vermittelten Fächer und Studienplätze kann von „flächendeckend“ noch keine Rede sein. So ist an der TU Dortmund nur der Studiengang Wirtschafts- und Sozialwissenschaften angeschlossen, rund 500 Plätze sind über Dosv zu vergeben. An der Ruhr-Uni Bochum laufen 1400 Erstsemesterplätze (Jura, Psychologie, Management & Economics und Wirtschaftspsychologie) über das neue Verfahren – rund ein Viertel aller Anfängerplätze. Die Uni Duisburg-Essen ist mit Betriebswirtschaftslehre und Soziale Arbeit dabei, das sind 650 Plätze.

Vor dem Hintergrund von insgesamt rund 2000 Studienangeboten an NRW-Hochschulen und zuletzt deutlich mehr als 100. 000 Studienanfängern ist da noch viel Luft nach oben.