Düsseldorf. Überfüllte Hochschulen und unbesetzte Studienplätze in begehrten NC-Fächern: Wie passt das zusammen? Noch immer fehlt ein zentrales Bewerbungssystem.

Es ist jedes Jahr das gleiche Spiel. Tausende Studienplätze bleiben nach Ende des Vergabeverfahrens frei – nur die Zahlen schwanken etwas: Mal sind es bundesweit 17 000 Bewerber, die leer ausgegangen sind, mal 16 000, und im letzten Wintersemester waren es rund 14 500. Allein in Nordrhein-Westfalen blieben an Unis und Fachhochschulen insgesamt 8398 Studienplätze ungenutzt. Dies bezieht sich auf die besonders nachgefragten zulassungsbeschränkten Studiengänge. Die Zahl ist in NRW deshalb vergleichsweise hoch, weil das Land viele Hochschulen beheimatet.

Das geht seit Jahren so. Seit die alte ZVS (Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen in Dortmund) im Jahr 2010 geschlossen wurde, fehlt ein effektives Verfahren zur Verteilung von Studienplätzen in NC-Fächern. Seither muss sich jeder Interessent selbst um einen Studienplatz bewerben. Um die Chancen zu steigern, verschicken sie ihre Bewerbungen aber zeitgleich an zahlreiche Hochschulen. Die Unis wissen daher immer erst am Ende des Nachrückverfahrens, wer tatsächlich seinen Studienplatz einnimmt und wie viele Plätze noch zu vergeben sind.

Es könnte so einfach sein

Dabei könnte es ganz einfach sein: Abiturienten, die einen NC-Studiengang studieren wollen, legen im Internet ein Konto beim Portal „Hochschulstart.de“ der Stiftung für Hochschulzulassung an, der Nachfolgerin der ZVS. So können sie sich an einem Dutzend Unis bewerben und sich jederzeit online über den Stand ihrer Bewerbung informieren. Kommen mehrere Zusagen, entscheidet sich der Bewerber per Mausklick für eine Hochschule. Alle anderen wissen sofort Bescheid und können den freien Platz erneut anbieten. Nachrückverfahren wären dann überflüssig. Soweit die Theorie.

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Doch das neue „dialogorientierte Serviceverfahren“, so lautet der Name für das zentrale Bewerbungsportal, funktioniert noch nicht. Die Software des Systems ist mit vielen Computersystemen an den Hochschulen nicht kompatibel. „Die technische Anbindung erfordert Anpassungsarbeiten, die je nach Hochschule und eingesetzter Campus-Management-Systeme unterschiedlich hoch sind“, teilt die Dortmunder Stiftung für Hochschulzulassung mit. Mit einfachen Worten: Die Systeme „reden“ nicht miteinander.

Start frühestens 2018

Eigentlich sollte das Pannensystem bereits 2010 an den Start gehen, doch das wurde von Jahr zu Jahr verschoben. Jetzt ist 2018 die nächste Zielmarke. So setzen die Unis auf eigene Verfahren und sehen wenig Sinn darin, sich in ein unvollständiges System einzuklinken. Im letzten Wintersemester haben sich nach Angaben der Stiftung nur 62 Hochschulen mit 289 Studienangeboten an dem zentralen Vergabesystem beteiligt. Nicht viel, angesichts von bundesweit rund 4000 zulassungsbeschränkten Studiengängen.

Dennoch setzt die NRW-Landesregierung weiter auf das zentrale Online-System: Das Ministerium „empfiehlt den Hochschulen dringend die Einführung des dialogorientierten Serviceverfahrens gerade bei großen Studiengängen“, lässt Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) auf Anfrage mitteilen. „Es ist wichtig, dass das Verfahren in Zukunft flächendeckend zum Einsatz kommt.“

Bis es soweit ist, können Studienbewerber nur darauf hoffen, dass die Zahl der NC-Studiengänge wieder sinkt. So konnte etwa die Uni Duisburg-Essen im letzten Semester Dutzende Studiengänge vom Numerus clausus befreien.