Düsseldorf. Die Frauen in der CDU fordern eine gesetzliche Quote für Frauen in Führungspositionen der Wirtschaft. Bundeskanzlerin Angela Merkel appellierte in Duisburg an die großen Konzerne, mehr Frauen in ihre Vorstände und Aufsichtsräte zu berufen.
Die Frauen-Union sieht noch eine Menge Nachholfbedarf bei der Besetzung von Top-Positionen in der deutschen Wirtschaft. „Die Gleichberechtigung ist auf diesem Feld noch längst nicht erreicht”, sagte die Vorsitzende der 134 000 Mitglieder starken Frauen Union, Maria Böhmer, der WAZ. „Ähnlich wie in Norwegen muss es eine Option geben, dies zwangsweise zu regeln.”
In Norwegen ist es seit 2006 gesetzlich vorgeschrieben, dass mindestens 40 Prozent der Aufsichtsratssitze aller börsennotierten Aktiengesellschaften an Frauen vergeben werden müssen. Wer sich von den rund 450 betroffenen Firmen dem widersetzt, muss seit Anfang 2008 im äußersten Fall mit der Liquidierung des Unternehmens rechnen.
Nach Angaben der Frauen Union sind in Deutschland derzeit nur 16 Frauen in den Vorständen und Aufsichtsräten der 160 wichtigsten Börsenunternehmen vertreten.
Appell der Kanzlerin
Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel appellierte an die großen Konzerne in Deutschland, mehr Frauen in ihre Vorstände und Aufsichtsräte zu berufen. „Was sich in der deutschen Wirtschaft abspielt, gerade in den großen Unternehmen, ist aus meiner Sicht nicht hinnehmbar”, sagte die CDU-Vorsitzende beim Bundesdelegiertentag der Frauen Union in Duisburg. Merkel beklagte zudem, dass es noch Bereiche der Wirtschaft gebe, in denen Frauen „signifikant schlechter bezahlt” seien. Sie betonte allerdings, sie sei gegen verpflichtende Frauenquoten in der Wirtschaft.
Um die vielfach großen Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen zu beseitigen, verlangen die CDU-Frauen die Einführung von vergleichenden Lohntests. Vorbild ist die Schweiz: Dort wird in Unternehmen mit mindestens 50 Mitarbeitern mit einer besonderen Software überprüft, ob die Lohnstruktur bei Frauen und Männern weitgehend identisch ist. Zudem müssen Firmen, die sich um einen größeren öffentlichen Auftrag bewerben, Lohngleichheit nachweisen.
Lohnstruktur offenlegen
Ähnliches fordert auch die SPD: Um für Frauen mehr Chancengleichheit durchzusetzen, wollen die Sozialdemokraten die Unternehmen verpflichten, ihre Lohnstruktur offenzulegen. „Frauen können zwar auch schon bisher klagen, wenn sie für die gleiche Arbeit nicht den gleichen Lohn bekommen. Aber sie erfahren es oft nicht. Da läuft das Klagerecht ins Leere”, sagte die Sozialministerin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig (SPD), unserer Zeitung. „Wir brauchen verbindliche gesetzliche Regelungen”, forderte sie. Wie Schwesig, die im Wahlkampf-Team der SPD für Familienpolitik zuständig ist, weiter erläuterte, würde die SPD eine Stelle einrichten, „die bei Unternehmen Löhne überprüfen kann.” Die Betriebsräte sollten mit dieser Stelle eng zusammenarbeiten können.