Duisburg. Es gibt in der Stadt Duisburg keine Frauen an der Spitze von Politik und Verwaltung. Gleichstellungsbeauftragte Doris Freer: "Den Schock muss ich erstmal verkraften."

Der Eindruck ist symptomatisch. Geht man im Internet auf die Seite frauen.politik-in-duisburg.de, so findet man: nichts. Sie ist leer, nur mit einem kleinen Link versehen, der auf die Seite www.sozialdemokratinnen führt und leider ebenso ein Irrweg ist, weil die Domain zu verkaufen ist, und derweil mit Links zu Paartherapien und Tagesmüttern zugetextet.

In der Riege der Dezernenten: keine Frau, nirgends. Ebensowenig an der Spitze der Bezirksvertretungen. Unter den frisch gewählten Bürgermeistern: keine Frau. Im Rat: 19 von 55, also knapp jede vierte. Gleichstellungsbeauftragte Doris Freer musste „den Schock erst mal verkraften. Ich bedauere es sehr, dass wir keine Bürgermeisterin mehr haben. Und ich bin um so mehr betroffen, weil wir hervorragende Politikerinnen haben.” Sie will künftig verstärkt auf die Gender-Prüfung achten, die alle Rats-Vorlagen durchlaufen. Außerdem setzt sie darauf, dass die Bürgermeister, so sie schon keine Frauen sind, wenigstens frauenpolitische Inhalte mittragen. Abgesehen davon sei natürlich auch eine Frau in einer Position kein Garant für gute Frauen-Politik, so Freer.

Ein Skandal

Dass Frauen an der Verwaltungsspitze und auf der Top-Ebene der Politik nicht mehr vertreten sind, empörte schon am Wahlabend den Planungsdezernenten Jürgen Dressler: „Ich halte das schlicht und ergreifend für einen Skandal.” Das spreche keineswegs gegen die gewählten Kandidaten, erläuterte der oberste Planer weiter. Aber die Politik hätte sich vor der Wahl in dieser Beziehung absprechen müssen.

„Wir bemühen uns natürlich sehr”, versichert Sigrid Volk-Cuypers, Vorsitzende der Frauenunion (FU). Selbst ist die Apothekerin seit 37 Jahren parteipolitisch aktiv und sitzt für die CDU im Stadtrat. Volk-Cuypers: „In Bezirksvertretungenen arbeiten Frauen immerhin mit. Wir hoffen, dass sich das langfristig auswirkt. Unser Ziel ist, dass sie zum Rat nachrücken und wir dadurch Verstärkung finden.” Eine Bürgermeisterkandidatin habe die FDP mit Unterstützung von CDU und DWG vorgeschlagen, diese sei aber von einer Mehrheit aus SPD, Linken und Teilen der Grünen abgeschmettert worden. Die FU-Vorsitzende: „Wir bedauern, dass nicht mehr Frauen teilhaben, wollen aber auch keine Quotenfrauen, die nur die Listen schmücken. Wir brauchen einsatzfreudige Mitstreiterinnen, die uns im politischen Tagesgeschäft unterstützen.”

Unglücklich gelaufen

„Zudem muss man sich ja auch langfristig einbringen.” Und das, so Volk-Cuypers, sei für viele Frauen nicht so einfach, weil sie in der Regel während der Kindererziehungsphase nicht noch zusätzlich Zeit in Politik investieren wollten oder könnten. „Darum heißt es Zugreifen, wenn die Kinder größer sind. Wir möchten die früher politisch Engagierten gern zurückholen. Daran arbeiten wir.”

„Unglücklich gelaufen”, urteilt Christa Pfeffer, ist die Verteilung der Ratsmandate für die SPD-Frauen. Die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) resümiert: „Von drei Kolleginnen hatten wir fest angenommen, dass sie in den Rat kommen. Doch sie sind unvermutet gescheitert bei der Direktwahl beziehungsweise standen auf der Liste zu weit hinten.” Ihr Fazit: „Wir müssen in Zukunft darauf pochen, dass die Frauen über bessere Listenplätze abgesichert sind.” Die Sozialdemokratin, seit 1970 in der Partei, auch als Ratsfrau tätig bis 1998, setzt auf den Nachwuchs: „Wir haben viele junge Frauen um die 30, die deutlich Kritik üben, wenn die bei der SPD festgeschriebene Quote vom mindestens 40 Prozent nicht eingehalten wird und das einfordern.”

Christa Pfeffer: „Männer sind in unserer Gesellschaft immer noch das durchsetzungsfähigere Geschlecht und es ist eine langwierige Aufgabe, in allen Bereichen eine gerechtere Geschlechterverteilung zu erreichen.”