Gelsenkirchen. Im Ruhrgebiet steigt die Zahl der Unternehmerinnen. Im Dienstleistungssektor haben sie die Männer bereits überflügelt.

Birgit Unger, Mitinitiatorin des NRW-Unternehmerinnentages 2008.
Birgit Unger, Mitinitiatorin des NRW-Unternehmerinnentages 2008. © WAZ

„Frauen, die ein Unternehmen gründen wollen, handeln vorsichtiger als Männer.” Das sagt Birgit Unger, Mitinitiatorin des NRW-Unternehmerinnentages 2008. „Sie haben einen weiteren Blickwinkel, weil sie neben dem Beruf oft noch mit der Familienorganisation betraut sind”, erklärt die Inhaberin einer Werbeagentur in Essen. „Sie lassen sich intensiver beraten, gehen nicht um jeden Preis ein Risiko ein.”

Das sei nicht immer nur von Vorteil, da ein Stück Risikobereitschaft dazu gehöre. „Das Ruhrgebiet ist mit seiner von Männern dominierten Stahl- und Kohleindustrie zudem traditionell ein schwieriges Pflaster für Frauen in Führungspositionen.” Gründe, warum die Zahl der selbständigen Frauen im Revier im Vergleich zu anderen Regionen eher zaghaft ansteigt.

Mehr Frauen als Männer gründen Unternehmen

Im Jahr 2004 betrug der Frauenanteil bei den Selbständigen 29,7 Prozent, 2006 dann 29,8 Prozent, besagt eine Erhebung des Regionalverbandes Ruhrgebiet. Eine eindeutige Entwicklung zeigt sich dennoch, wenn man die Jahre von 1995 bis 2006 vergleicht. Der Anteil der Unternehmerinnen stieg in diesem Zeitraum um 30 Prozent, der der männlichen Existenzgründer nur um 10,8 Prozent.

„Wenn Frauen sich selbständig machen, dann meistens im Dienstleistungssektor”, sagt Ulla Böcker von der Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung (G.I.B.) in Bottrop. Hier liegt der Frauenanteil im Ruhrgebiet bei 91,6 Prozent. Der Gesundheits- und Wellnessbereich sei im Kommen, auch soziale Dienste würden immer häufiger angeboten. „Oft sind es Frauen, die in ihrem Angestelltenverhältnis keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr sehen. Die sich sagen: Mit dem, was ich kann, kann ich auch mein eigenes Ding machen.” Anwältinnen zählten dazu, Unternehmensberaterinnen, Supervisorinnen.

Frauen denken mehr an ihre Gesundheit

Auch im kreativen Sektor werden Frauen mutiger. „Ich habe schon oft das Argument gehört, etwa von einer Designerin, sie komme mit ihren Ideen bei den männlichen Kollegen nicht durch. Das ist auch eine Motivation”, sagt Birgit Unger. Dabei wollten Frauen „sich nicht so kaputt machen”. Hart arbeiten ja, auch an ihre Grenzen gehen – aber nicht um den Preis, andere Lebensinhalte völlig aufgeben zu müssen. „Frauen haben oft ein intensiveres Bewusstsein für ihre Gesundheit.”

Sowohl Birgit Unger als auch Ulla Böcker betonen die Notwendigkeit von gemischten Teams in den Fürungsetagen. „Jüngste Studien haben ergeben, das Unternehmen mit Frauen und Männern an der Spitze wirtschaftlich deutlich effizienter arbeiten.”

Der NRW-Unternehmerinnentag 2008 findet statt am Samstag, 12. April, 10-18 Uhr im Wissenschaftspark Gelsenkirchen. Infos unter www. chefin-online.de