Berlin. Während Deutschlands Schüler auf der Straße protestieren, meldet sich jetzt die Lehrergewerkschaft GEW in Berlin zu Wort. Auch sie beklagt „unwürdige Bedingungen”: Lehrer litten unter zu großen Klassen, überheizten Räumen, störenden Schülern, Lärm - und Einzelkämpferdasein.

Insgesamt geht den Lehrern nach eigener Auskunft mehr als ein Viertel der Unterrichtszeit für Disziplinmaßnahmen, Anwesenheitslisten und andere Organisationspflichten verloren. Im internationalen Vergleich fühlen sich Pädagogen in Deutschland dabei überdurchschnittlich oft von ungezogenen Schülern im Unterricht gestört. Die deutschen Lehrer beklagten in einer Internetumfrage der GEW vor allem vulgäre und ordinäre Ausdrücke. Jeder zweite der ebenfalls befragten Schulleiter ärgert sich zudem über schlechte räumliche Bedingungen: Die Klassenzimmer seien zu klein und zu schlecht gegen Hitze, Kälte und Lärm gedämmt.

"Unwürdige Bedingungen"

Nahezu an allen Schulen werden darüber hinaus Unterstützungskräfte vermisst: 82 Prozent der Schulleiter kritisierten, dass es zu wenig Sozialarbeiter, Psychologen und Logopäden an ihrer Schule gebe. „Das sind unwürdige Bedingungen”, so die GEW-Vize Marianne Demmer in Berlin. „Die Lehrer könnten sich damit problemlos in die Schüler- und Studentenproteste in dieser Woche einklinken.”

Am Dienstag hatte die OECD ihre weltweite Studie zur Lage der Lehrer (TALIS) vorgestellt. Deutschland hatte auf Entschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) nicht teilgenommen. Mit der jetzt vorgestellten Umfrage unter Mitgliedern und Nicht-Mitgliedern will die GEW die Lücke schließen. „Wir befürchten, dass Deutschland nach und nach aus allen internationalen Bildungsvergleichen aussteigt”, so Demmer. Baden-Württembergs Kultusminister Helmut Rau (CDU) hatte vor der gegenwärtigen Tagung der KMK die weitere Teilnahme Deutschlands an den PISA-Studien in Frage gestellt.