Essen. Klaus-Peter Wolf startete als linker Aktivist in Gelsenkirchen. Mit Ostfriesenkrimis wurde er zum Bestsellerautor. Wolfs Pläne im Podcast.

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Mit seinen Ostfriesen-Krimis erreicht der aus Gelsenkirchen stammende Romanautor Klaus-Peter Wolf ein Millionen-Publikum. Das war aber nicht immer so. „Ich habe Jahrzehnte auf einem ganz unteren Level verbracht. Von meinen Büchern hätte ich nicht leben können. Die lagen in den Buchhandlungen wie Steine im Regal“, erzählt Wolf in unserem

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Von den rund 8000 Schriftstellerinnen und Schriftstellern in Deutschland könne gerade mal ein Dutzend allein vom Schreiben den Lebensunterhalt bestreiten.

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Klaus-Peter Wolf schrieb Kinderbücher, Drehbücher für den Tatort und den Polizeiruf in der ARD und er tourt durch Schulen. Die Bestsellerliste für Belletristik des „Spiegel“ führte er erstmals 2007 an, als der „Ostfriesenkiller“ auf den Markt kam. Auch sein neuester Roman „Ein mörderisches Paar“, der am 24. Mai erschienen ist, steht seit Mittwoch dieser Woche auf Platz 1 in der Kategorie Taschenbuch.

Wolf wuchs in Gelsenkirchen-Ückendorf auf

Bei den jährlich erscheinenden Ostfriesenkrimis mit der ehrgeizigen Kommissarin Ann-Katrin Klaasen, die jeden Mörder an der ostfriesischen Nordseeküste zur Strecke bringt, führt stets eine Spur bei ihren Ermittlungen im hohen Norden ins Ruhrgebiet. Für Wolf, der im Gelsenkirchener Stadtteil Ückendorf aufgewachsen ist, gehört das zum Konzept seiner Krimireihe. „Das Ruhrgebiet ist ein Ort, wo man ganz prima untertauchen kann“, sagt er im Podcast. So wundert es nicht, dass auch sein Serienkiller Dr. Bernhard Sommerfeld „im Weißen Riesen, dem Hochhaus in der Mitte von Gelsenkirchen“ wohnt – „direkt am Stadttheater und an der Stadtbibliothek, weil er ja ein sehr kulturliebender Mensch ist“, wie der Autor sagt.

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Hier im Revier hat Wolf als 14-Jähriger mit dem Schreiben begonnen. „Ich habe bei den Arbeiterschriftstellern gelernt. Max von der Grün, Josef Büscher, Richard Limpert, Kurt Küther, Lieselotte Rauner – das waren meine Helden“, erinnert sich der Autor. „Mit denen habe ich nächtelang diskutiert. Die kamen natürlich aus einer sehr gewerkschaftlich orientierten Ecke, aus dem Bergbau.“

Theaterstück gegen Schließung der Textilfabrik Eurovia

Aus der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) ist Wolf längst ausgetreten. Zu seiner Zeit als linker Aktivist steht er noch heute. 1976 kämpfte er an der Seite seiner rund 600 Arbeitskollegen gegen die Schließung der Gelsenkirchener Textilfabrik Eurovia. Aus dem Protest entstand ein Theaterstück über den Niedergang des Unternehmens, das bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen Uraufführung feierte. „Es war ein überfüllter Theatersaal und ein rauschender Erfolg“, sagt Wolf. Den Untergang von Eurovia konnte das Stück indes nicht verhindern.

Um Mädchen- und Frauenhandel in Deutschland aufzudecken, gründete der gebürtige Gelsenkirchener in den 80er Jahren eine Tarnfirma, die er seinerzeit beim Finanzamt und bei der IHK ohne Probleme anmelden konnte. Seine Erfahrungen mit Männern, die bei ihm Mädchen und Frauen „kaufen“ wollte, verarbeitete er in seinem Roman „Traumfrau“.

Krimi-Boom ist „ein Exorzismus gegen unsere Angst“

Fehlentwicklungen in der Gesellschaft, so sagt es Wolf selbst, wolle er heute in seinen Krimis zum Thema machen. „Wenn man das liest, lernt man die Menschen dieser Zeit kennen. Den Riss, der durch die Gesellschaft und jeden Einzelnen geht“, erklärt der Autor. Wenn er brutale Hinrichtungsszenen und irrwitzige Gewaltphantasien eines Killers beschreibt, die Familien zerstören, weiß er freilich darum, dass der Buch- und Fernsehmarkt für Kriminalfälle dieser Art riesig ist.

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„Das ist ein Exorzismus gegen unsere Angst, wenn wir das lesen“, erklärt Wolf die Flut von Krimis. Allzu blutrünstig gehe es in seinen Romanen aber nicht zu. „Bei mir gibt es nicht diese Szenen, bei denen man das Gefühl hat, man studiert Chirurgie. Das findet dann in der Phantasie des Lesers statt“, meint Wolf.

Wolf: „Mir geht es wirklich gut“

Der Schriftsteller hat nach eigenen Angaben mehr als 15 Millionen Bücher in 26 Sprachen verkauft. „Ich gelte als der meist verfilmte Autor der Bundesrepublik. Um mich muss man sich keine Sorgen machen. Die Bücher haben aus mir einen wohlhabenden Mann gemacht“, räumt Wolf ein. Mit acht bis zehn Prozent pro Buch sei er am Gewinn des Verlages beteiligt. Sein Anteil wachse mit der Zahl der verkauften Bücher. „Mir geht es wirklich gut“, sagt er.

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Den meisten seiner schreibenden Kolleginnen und Kollegen aber nicht. Die Feststellung erinnert Wolf an seine eigenen „schweren Zeiten“, als er nicht wusste, wie er seine Miete bezahlen sollte. Er hatte Schulden, seine Konten wurden gepfändet. „Ich bin durch die Hölle gegangen und habe zum Glück eine Tür gefunden“, berichtet der heute 69-Jährige. Er will weiter auf der Erfolgswelle schwimmen. An Ruhestand denkt er ganz und gar nicht – es sei denn, „ich hätte keine Leser mehr oder mir fiele nichts mehr ein“. Das sei aber nicht der Fall. Wolf: „Die Geschichten jagen mich und ich muss sie los werden.“