Gelsenkirchen. Die Reihe der Ostfriesen-Krimis des Gelsenkirchener Autors Klaus-Peter Wolf wächst um den nächsten Band. Der Antiheld Rupert ermittelt verdeckt.

Die Leser lieben ihn schon lange. Dabei spielte das prollige Großmaul Rupert bislang nur eine kleine Nebenrolle in den Ostfriesen-Krimis aus der Feder von Klaus-Peter Wolf, dem Gelsenkirchener Bestseller-Autor. Jetzt aber klettert die liebenswerte Witzfigur die Karriereleiter steil nach oben und übernimmt im neuesten Roman des 66-jährigen Erfolgsschriftstellers die Hauptrolle: In „Rupert undercover“ geht der Kripo-Mann auf geheime Mission.

Im Auftrag des BKA

Die Wolf-Fans müssen aber auch im aktuellen Buch, erschienen im Fischer Taschenbuch-Verlag, nicht auf das bekannte und beliebte Stammpersonal der Ostfriesen-Krimis verzichten. Natürlich ist Kult-Kommissarin Ann Kathrin Klaasen dabei, wenn in Aurich ermittelt wird. Weller fehlt ebenso wenig wie Ubbo Heide, der pensionierte Kripo-Chef. Sie alle wissen: Kollege Rupert ist zwar nicht die hellste Kerze auf der Torte, aber er ist äußerst loyal. So unterstützt die Truppe fürsorglich den trotteligen Ostfriesen-Chauvi, als er plötzlich und unverhofft im Auftrag des Bundeskriminalamtes zum verdeckten Ermittler im Reich der organisierten Kriminalität mutiert.

Eine Nummer zu groß für den Mann, für den diplomatisches Geschick und Feingeist Fremdworte sind? Rupert fühlt sich wie Humphrey Bogart oder Bruce Willis, liegt mit seinen dusselig-derben Macho-Sprüchen aber immer haarscharf daneben. Da lacht so mancher Leser schadenfroh in sich hinein und hat im nächsten Moment doch Mitleid. Verlieren macht auch sympathisch.

Die Szene ist gefährlich für den Friesen

Polizist Rupert wollte schon lange zum BKA, nie haben sie ihn genommen. Jetzt brauchen sie ihn, weil er dem international gesuchten Drogenboss Frederico zum Verwechseln ähnlich sieht und als verdeckter Ermittler in die Rolle des Clanchefs schlüpfen soll. Die ostfriesische Frohnatur wittert die Chance ihres Lebens, übernimmt den Job, die Mafiaszene aufzumischen und merkt rasch, wie brandgefährlich die Mission tatsächlich ist.

Klaus-Peter Wolf lotet mit Humor, Spannung und feinem psychologischen Gespür großartig und facettenreich die Grenzen seiner Figuren aus. Wie die jenes Mannes, der eigentlich der Trottel der Kripo-Truppe ist. Und der sich diesmal ganz allein als mutiger Macher beweisen muss. Identitätskrisen inbegriffen. Wolf nimmt sich das organisierte Verbrechen zur Brust, lässt alte Drogenkartelle und Russenmafia auf konkurrierende arabische Clans treffen. Liebevoll, charmant und witzig zeichnet der Erzähler echte ostfriesische Charakterköpfe, Ruperts Schwiegermutter zum Beispiel mit ihrer Vorliebe für fette Buttercremetorte. Der Leser trifft auf Menschen, die er mag.

Rupert auch als Hörbuch

Der Roman „Rupert undercover“ ist im Fischer Taschenbuch-Verlag erschienen und kostet 12 Euro. Er hat 384 Seiten und enthält am Ende noch eine Leseprobe vom zweiten Fall „Stürmische Jagd“.

Autor Klaus-Peter Wolf hat den Krimi auch als Hörbuch eingesprochen. Wegen der Corona-Krisen mussten bislang alle Lesungen bis auf eine Autokino-Veranstaltung in Dinslaken abgesagt werden, auch die in Gelsenkirchen.

Und auf Orte, die er (oftmals) kennt. Auf das Café Pudding, den Bäcker Kruse und das Lokal Friesenjung auf der Nordseeinsel Wangerooge oder auf das Musiktheater in Gelsenkirchen.

Ob Publikumsliebling Rupert diesmal zum strahlenden Helden oder mal wieder zum tumben Loser wird, darauf darf man tatsächlich gespannt sein. Im fiesen Kosmos von Koks, Kidnapping und Kapitalverbrechen ist der Leser am Ende vor allem nach einem süchtig: nach dem nächsten Rupert-Roman. Der kommt gewiss, denn Kult-Kommissars Mission ist noch längst nicht beendet.