Essen. . Das Auge kauft mit: Dieses Motto gilt auch beim Handel mit Gebrauchtwagen. Der erste Eindruck muss überzeugen. Wer seinen Gebrauchten vor dem Verkauf professionell aufbereiten lässt, kann beim Verkaufspreis eine Steigerung von bis zu 30 Prozent erreichen.

Das Auge kauft mit: Dieses Motto gilt auch beim Handel mit Gebrauchtwagen. Laut DAT-Report 2014 ist für Autokäufer die Optik eines gebrauchten Fahrzeugs nach dem Preis das zweitwichtigste Entscheidungskriterium. Generell gilt: Je hübscher ein Auto, desto mehr ist der Käufer bereit auszugeben.

„Der erste Eindruck muss den Interessenten überzeugen“, weiß Dieter Paust, Geschäftsführer des Verbands des Kfz-Gewerbes in NRW. „Mit einer professionellen Fahrzeugaufbereitung lässt sich vor dem Verkauf mit geringem Aufwand ein großer Effekt erzielen, der sich nachher in barer Münze auszahlt.“

In der Werkstatt

Jemand, der alle Tricks und Kniffe der Profi-Aufbereitung kennt, ist Karl-Heinz Gapp (59). „Ach, man kann schon ’ne Menge machen, aber zaubern kann ich auch nicht“, sagt er bescheiden. Und eigentlich meint er: Ein Schaden muss schon erheblich sein, damit er das nicht wieder hinbekommt. Seit einem Vierteljahrhundert ist Gapp in der Branche aktiv. Er sammelt alte Autos und ist früher Rallyes gefahren. Seine Firma ist ein Familienbetrieb. In den Hallen und auf dem Hof seines Betriebs in Essen-Bergerhausen stehen edle Oldtimer, Luxus-Karossen und Mittelklasse-Wagen – sie alle sollen hübsch gemacht werden. Sei es, weil ein Verkauf ansteht, oder weil der Leasing-Vertrag geendet ist und die Leasing-Geber jede Macke bei der Fahrzeugrückgabe teuer berechnen können. „Da können Kunden mit einer Aufbereitung richtig Geld sparen“, sagt Gapp.

An die Arbeit

Der Wagen, der verkauft werden soll, steht auf dem Hof, frisch gewaschen. Gapp entdeckt Kratzer an mehreren Stellen, Schmutz im Innenraum, der blasse Lack hat eine Politur nötig, die Ledersitze sind spröde oder eingerissen, außerdem sind die Felgen beim Einparken mehrmals mit dem Bordstein in Kontakt gekommen. „Hier ist das komplette Programm fällig“, sagt Gapp. „Das bekommen wir alles wieder hin.“

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Das Innere

Verschüttete Cola, Zigarettenasche, Schokolade: Um Flecken aus den Polstern zu bekommen, reicht Wischen mit einem feuchten Lappen meist nicht aus. Dadurch wird der Schmutz in der Regel nur noch tiefer in die Sitze gerieben. Gapp nimmt den Dreck daher mit einem speziellen Nasssauger in Angriff. Er spült damit die Faser und schwemmt den Schmutz heraus.

Auch abgeriebene Stellen, Kratzer oder Löcher an Lederpolstern können aufgearbeitet werden – sofern das Problem rechtzeitig angegangen wird. „Viele Leute zögern zu lange oder versuchen zunächst selbst ihr Glück“, sagt Gapp. Leder-Reparaturen können viel Zeit in Anspruch nehmen: Zunächst werden die „Krater“ mit einer Spezialmasse aufgefüllt, dann mischt Gapp von Hand aus verschiedenen Farben den Farbton des Leders, trägt die Farbe auf und arbeitet anschließend die winzig kleinen Lederstrukturen in die neue Oberfläche der reparierten Stelle ein. Mit einer ähnlichen Methode können auch Brandlöcher so gut wie unsichtbar gemacht werden. „Das ist aber immer heikel, oft rate ich davon ab“, sagt Gapp.

In der Luft

Auch hartnäckige Gerüche, etwa eingezogener Zigarettenrauch oder der „Duft“ von nassem Hundefell, können entfernt werden. „Ein bisschen Raumspray reicht da aber nicht“, erklärt Karl-Heinz Gapp, der auf eine aufwendige und zeitintensive Methode setzt: eine Kombination aus mehrfacher Nass-Reinigung des gesamten Innenraums, ätherischen Ölen und diversen Duftstoffen. Am Ende riecht das Auto nicht etwa nach Teebaumöl – sondern neutral.

Das Äußere

„Den optisch größten Effekt erzielen Sie mit einer klassischen Politur“, sagt Gapp. Zunächst wird das Auto von Hand gewaschen, und dann wird in drei Arbeitsgängen intensiv poliert. „Und zwar jeder kleinste Winkel, danach glänzt der Lack wieder.“

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Eingebrannter Vogelkot, Baumharz oder kleinere Lackschäden werden zuvor mit sehr feinem Schmirgelpapier behandelt und verschwinden im Idealfall bei der Politur rückstandslos. Ähnlich können auch Verschmutzungen oder leichte Schäden an Alu-Felgen behoben werden. Möglich ist zudem das sanfte Ausbeulen kleinerer Dellen, etwa bei Park- oder Hagelschäden. Knifflig wird es bei Steinschlag: Gapp: „Da hilft meist nur neu lackieren.“

Preise und Mehrwert

Pauschale Aussagen zu den Preisen für eine Autoaufbereitung lassen sich kaum treffen. Erfahrungswerten des Bundesverbands Fahrzeugaufbereitung (BFA) zufolge müssen Verkäufer für eine professionelle Fahrzeugaufbereitung etwa 200 bis 600 Euro ausgeben. Wie teuer es im Einzelfall wird, sei jedoch vom Zustand des Fahrzeugs abhängig. Für umfangreiche Aufbereitungsarbeiten könnten auch 1000 Euro oder mehr fällig werden.

Seriöse Anbieter informieren in einem persönlichen Beratungsgespräch über die Kosten – und sie weisen auch darauf hin, wenn sich die Aufbereitung eines alten „Möhrchens“ beim späteren Verkaufserlös nicht rechnen wird. „Wenn ich sehe, dass jemand 500 Euro investieren muss, und dann beim Verkauf nur 300 Euro mehr rausbekommt, rate ich von einer Aufbereitung ab“, sagt etwa der Essener Aufbereiter Karl-Heinz Gapp.

Von Dumping-Angeboten sollten Interessenten Abstand nehmen. „Für 50 Euro kann ich nicht erwarten, dass das Fahrzeug vernünftig aufbereitet wird“, sagt BFA-Geschäftsführer Dietrich Asche. Die Mitgliedsbetriebe des Verbandes bereiten pro Jahr etwa eine Million Fahrzeuge auf.

Beim BFA gibt es eine Faustregel, die beschreiben soll, welchen Mehrwert eine professionelle Auto-Aufbereitung bringen kann: Bei Gebrauchtwagen mit einem Restwert unter 5000 Euro seien bis zu 30 Prozent mehr drin. So könnte ein 5000-Euro-Wagen mit etwas Glück für etwa 6500 Euro veräußert werden. Bei einem aufbereiteten Auto mit einem Restwert von mehr als 5000 Euro könnten zehn bis 20 Prozent mehr erzielt werden.