Köln. . Sonntag ohne Tatort? Das lässt sich verschmerzen, wenn der Fußball rollt. Mit “Freigang“ aus Stuttgart hat sich der Tatort am Pfingstsonntag schon mal in die Pause verabschiedet. Ein Format, das trotz des langen Bestehens, immer mehr Zuschauer lockt. “Tatort“ ist und bleibt Kult.

Abgang mit „Freigang“: Am Pfingstsonntag – wegen der Fußball-Weltmeisterschaft etwas früher als üblich – endet die Tatort-Saison im Ersten. Nur wenige langweilten, viele waren gut, manche gar ausgezeichnet. Für eine positive Überraschung sorgte ausgerechnet der Wiener Tatort.

Da standen sie im Marler Rathaus und strahlten wie die Frühlingssonne, Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser. Mehr noch: Krassnitzer ließ sich gar dazu hinreißen, die Zunge herauszustrecken und Faxen mit dem Grimme-Preis zu machen, den er und seine Kollegin für die herausragende Folge "Angezählt" erhalten hatten. Das österreichische Tatort-Duo hatte die Trophäe zu Recht kassiert für einen Fall, der, überzeugend geschrieben und packend gespielt, von Zwangsprostitution erzählte.

Zwei Millionen Abrufe für Münster-Folge "Der Hammer"

Überhaupt erwies sich die Krimi-Reihe – manchem Jubiläum zum Trotz – als überraschend frisch. Gerade die Tatorte des WDR hatten einen guten Lauf. Die düstere Geiselnahme um die Assistentin des Kölner Duos Schenk und Ballauf (Dietmar Bär und Klaus J. Behrendt) war – durchaus im Wortsinn – mörderspannend.

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Das Dortmunder Team um Jörg Hartmann führte eine Neuerung in der Reihe zu Ende: Die vierte Folge löste das Rätsel um den gewaltsamen Tod von Kommissar Fabers Frau und Tochter auf. Einen Erzählstrang, der sich über mehrere Folgen erstreckte – das hatte es im Tatortbisher nicht gegeben.

Und die Marktführer aus Münster? Der 25. Fall des schrägen Duos Thiel (Axel Prahl) und Boerne (Jan Josef Liefers) war für viele Zuschauer "Der Hammer". Gut 12,9 Millionen Zuschauer sind Bestmarke in diesem Jahr.

Auch im Internet stellte der Comedy-Krimi einen Rekord auf. "Der Hammer" wurde zwei Millionen Mal aus der Mediathek der ARD abgerufen, dicht gefolgt vom ebenfalls skurrilen Weimarer Weihnachtsfall „Die Fette Hoppe“ mit dem Newcomer-Duo Christian Ulmen und Nora Tschirner.

Der Quoten-Erfolg des „Tatortes“ – oft zieht er doppelt so viel Publikum wie die zeitgleiche Herzkino-Reihe des ZDF – hat inzwischen auch etwas damit zu tun, dass die Reihe zum festen Bestandteil in den sozialen Netzwerken des Internets geworden ist.

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Bei Facebook werden die Fälle so fleißig wie kontrovers diskutiert. Und bei Twitter hat die ARD mit @tatort einen eigenen Account, um Nutzern gelegentlich sogar prompt zu antworten.

Krimi gewann nach absoluten Zahlen und nach Marktanteilen

So wurde im Netz darüber diskutiert, dass der „Tatort“ gleich zwei Mal Gewalt im Angstraum U-Bahn zum Thema machte: mit der Berliner Folge "Gegen den Kopf" am 8. September und der Kölner Episode "Ohnmacht" am 11. Mai. Erstaunlicherweise gab es nur wenig Kritik an der Themen-Doppelung. Im Gegenteil: Beide 90-Minüter landeten in Fan-Foren unter den besten Zehn, obwohl es inzwischen mehr als 900 Folgen gibt.

Der Tatort produzierte in der auslaufenden Saison aber nicht nur Gewinner. Vielmehr gab’s einen prominenten Verlierer: Til Schweiger. Trotz riesigen Medienwirbels um seinen zweiten Hamburger Krimi mit dem Titel "Kopfgeld" verlor der Kino-Star zweieinhalb Millionen Zuschauer und schaffte knapp die zehn Millionen.

Insgesamt jedoch machte die Reihe laut WDR einen weiteren Sprung nach vorn, nach Zuschauerzahlen wie nach Marktanteilen. Und das in jeder Zielgruppe. Der „Tatort“ hatte in diesem Jahr im Schnitt 9,40 Millionen Zuschauer (2013: 8,87 Millionen). Der Marktanteil stieg von 25,5 auf 26,3 Prozent. Bleibt eine spannende Frage: Kann der Tatort nach der Sommerpause noch weiter zulegen?