München. . Der Disney Channel startete in diesem Januar im frei empfangbaren Fernsehen. Kürzlich meldete der Kanal Erfolg. Die Gründe dafür liegen beinahe auf der Hand. Aber eben nur beinahe. Wie passen die TV-Zahlen zusammen mit der wachsenden Internet-Nutzung?
Generation Internet – so werden Kinder und Jugendliche gern beschrieben. Tatsächlich belegt die Studie „Jugend 3.0“, dass inzwischen fast alle Zehnjährigen online sind. Die Studie „Was Kinder sehen“ bestätigt, dass das Internet für Mädchen und Jungen Alltagsmedium Nr. 1 ist. Zugleich aber verweist die Untersuchung darauf, dass das gute, alte Fernsehen mit nur geringem Abstand als Medium Nr. 2 folgt. Dazu passt, dass „die durchschnittliche Sehdauer mit 89 Minuten nahezu stabil“ blieb. Die TV-Branche hält den Markt für die Kleinen für so attraktiv, dass im Januar ein vierter (!) Kindersender im frei empfangbaren Fernsehen startete: der Disney Channel.
Dass Mutterhaus Disney irgendwann einen eigenen Kinderkanal gründen würde, war so zwangsläufig wie Krawall zwischen Donald Duck und Onkel Dagobert. Der US-Konzern verfügt über ein gigantisches Archiv von abendfüllenden Trickfilmen, aber auch kürzeren Cartoons. Dazu kommen Kino-Hits wie „Fluch der Karibik“ und die computeranimierten Streifen aus dem Hause Pixar – etwa „Findet Nemo“.
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Vor mehr als 30 Jahren startete der Disney Channel im US-Fernsehen, 1999 ging die gleichnamige deutsche Tochter auf Sendung, allerdings nur im Bezahlfernsehen. Und hat sich inzwischen geändert. Disney ist im frei empfangbaren Fernsehen angekommen.
Disney Channel beerbte DasVierte
Der deutsche Disney Channel beerbte DasVierte, ein kurzlebiger, konzeptionsloser Sender, ein Missverständnis der jüngeren TV-Geschichte. Disney indes pflegt das bekannte Image demonstrativer Harmlosigkeit. Auch und gerade bei Eigenproduktionen will der Sender niemals den Verdacht aufkommen lassen, so etwas wie Schadenfreude-TV zu produzieren.
Morgens empfiehlt sich der Kanal als elektronischer Babysitter. Serien wie „Higglystadt Helden“ (Samstag, 5.45 Uhr) ist bereits für Vierjährige freigegeben. Tagsüber zielt das Programm zumeist auf Grundschul-Kinder. Abends werden Erwachsene angepeilt.
Die beliebtesten TV-Helden der Kinder
Gelegentlich punktet der Sender sogar mit TV-Premieren von Kino-Hits aus eigenem Haus. Am Freitag war der Trickfilm-Klassiker „101 Dalmatiner“ erstmalig im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen (Wiederholung: Sonntag, 13.30 Uhr). Am Samstag, 20.15 Uhr, folgt konsequenterweise der zweite Teil der komödiantischen Hunde-Saga.
Die Rechnung ging auf
Die Rechnung des US-Entertainmentkonzerns geht offenbar auf. Trotz starker Konkurrenz durch den öffentlich-rechtlichen Kika sowie durch die privaten Mitbewerber Super RTL und Nickolodeon vermeldete die Disney-Truppe alsbald Erfolge. „Erfolgsreichster Senderstart in Deutschland seit 15 Jahren“, titelte die Pressestelle vor kurzem. Beim Gesamtpublikum nähert sich der Sender der psychologisch wichtigen Ein-Prozent-Marke; Disney spielt fast in derselben Liga wie Arte und Phoenix. Erstaunlicherweise forderte der Kampf um die Kinderzimmer bisher keine Opfer. Selbst Disneys Hauptgegner Super RTL legte zu – ein Deal mit Animationsstudio Dreamworx macht’s möglich.