Nairobi. Die Lage in Nairobi spitzt sich zu: Am Montagmittag hat es im von Islamisten besetzten Einkaufszentrum offenbar mehrere Explosionen gegeben. Das berichten Augenzeugen. Am Morgen waren erneut Schüsse gefallen. Bei der Geiselnahme waren mehrere Dutzend Menschen erschossen worden.

Die Situation im seit Samstag von Islamisten besetzten Einkaufszentrum Westgate in Nairobi spitzt sich zu: Am Montagmittag ereigneten sich offenbar mehrere aufeinanderfolgende Explosionen in dem vierstöckigen Gebäude. Kurz darauf stieg dichter schwarzer Rauch auf. Ob die Explosionen von den Eliteeinsatztruppen oder den Extremisten der somalischen Al-Shabaab-Miliz ausgelöst wurden, war unklar. Beobachter rechneten jedoch damit, dass die Zahl der Opfer weiter steigen könnte.

Das Innenministerium forderte die Bevölkerung über den Kurznachrichtendienst Twitter auf, die Umgebung des Zentrums unbedingt zu meiden. Die Straßen müssten für Ambulanzen freigehalten werden, hieß es. In dem Gebäude befanden sich weiterhin Geiseln.

Bis zum Mittag vermeldete das Rote Kreuz insgesamt 69 Todesopfer der Attacke der Islamisten. 63 Menschen wurden noch vermisst. Unter den Toten sind auch zahlreiche Ausländer.

Am Morgen hatte es Schüsse im Einkaufszentrum gegeben

Zwar erklärte die kenianische Armee am späten Sonntagabend, die meisten Geiseln seien wieder frei und die Sicherheitskräfte hätten den Großteil des Komplexes unter ihre Kontrolle gebracht. Am Montagmorgen waren aber erneut schwere Schüsse aus dem Inneren des Einkaufszentrums zu hören.

Seit die bewaffneten Angreifer das Einkaufszentrum in der kenianischen Hauptstadt am Samstagmittag gestürmt und dutzende Menschen erschossen hatten, blieb unklar, wie viele Geiseln sich später in ihrer Gewalt befanden. Nach der Ankündigung, die meisten Geiseln seien frei, sahen weder Journalisten noch Rettungshelfer an verschiedenen Posten nahe des Einkaufszentrums befreite Geiseln.

Am frühen Montagmorgen waren zudem heftige Schüsse im Inneren des Einkaufszentrums zu hören, wie ein AFP-Reporter berichtete. Er hörte eine Viertelstunde lang anhaltende intensive Schüsse. Ein Vertreter der kenianischen Sicherheitskräfte bestätigte, dass ein Angriff auf die islamistischen Geiselnehmer laufe.

Vergeltungsschlag da Kenia Somalia gegen Islamisten unterstützt

Zu dem Überfall hatte sich die Shebab-Miliz aus Somalia bekannt. Sie bezeichnete die Angriffe als Vergeltungstaten dafür, dass kenianische Soldaten das somalische Militär im Kampf gegen die Islamisten unterstützt.

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Die Einsatzkräfte in Nairobi hatten wiederholt versichert, alles Nötige für die festgehaltenen Angestellten und Kunden in der Shopping Mall zu tun und die Geiselnahme zu einem "raschen Ende" zu bringen. Die Behörden gingen von zehn bis 15 Angreifern aus und erklärten, sie hätten sie lokalisieren können. Einige von ihnen seien noch immer bewaffnet. Mindestens vier Soldaten wurden bei der Befreiung von Geiseln am Sonntag verletzt, wie das Militär mitteilte.

Der Angriff in Nairobi ist der blutigste in der kenianischen Hauptstadt seit dem Anschlag des Terrornetzwerks Al-Kaida auf die US-Botschaft im August 1998, bei dem mehr als 200 Menschen starben. Kenias Staatschef Uhuru Kenyatta kündigte in einer Fernsehansprache am Sonntag an, nicht zu ruhen, bis alle Täter und Drahtzieher gefasst seien. Er selbst habe einen Neffen und dessen Verlobte bei der Attacke verloren. Überlebende hatten geschildert, wie die Angreifer ihre Opfer regelrecht hinrichteten. Rund 200 Menschen wurden bei der Tragödie verletzt. (afp/dpa)