Nairobi. . Beim Angriff islamischer Extremisten auf ein Einkaufszentrum in Kenia sind fast 70 Menschen getötet worden. 175 weitere seien verletzt worden, teilte die Regierung mit. Präsident Uhuru Kenyatta kündigte ein hartes Vorgehen gegen die Verantwortlichen des Terroranschlags an.
Die meisten Geiseln im von Islamisten besetzten Einkaufszentrum in Nairobi sind nach Polizeiangaben gerettet worden. Der größte Teil des Gebäudes konnte demnach am Sonntagabend unter Kontrolle gebracht werden. Vier Sicherheitskräfte seien bei dem Einsatz verletzt worden. Die Zahl der Opfer des blutigen Überfalls auf das Einkaufszentrum Westgate in Nairobi ist weiter gestiegen. Einsatzkräfte hätten bei einer Rettungsaktion neun weitere Leichen entdeckt, teilte das Roten Kreuz über den Kurznachrichtendienst Twitter mit. Damit lag die Zahl der Toten einen Tag nach der Attacke bei 68.
Mit einem blutigen Angriff auf ein Einkaufszentrum in Nairobi hat die islamistische Shebab-Miliz Rache für Kenias Truppenentsendung in das Nachbarland Somalia genommen. Bewaffnete Kämpfer der mit Al-Kaida verbündeten Gruppe stürmten am Samstag das Westgate-Einkaufszentrum in der kenianischen Hauptstadt. Am Sonntag drang eine israelische Spezialeinheit in das Gebäude ein, in dem die Islamisten weiter mehrere Geiseln hielten.
Mit automatischen Waffen und Handgranaten drangen die maskierten Angreifer am Samstagmittag in die bei wohlhabenden Kenianern und Ausländern beliebte Westgate Shopping Mall ein und eröffneten das Feuer. Augenzeugen schilderten schreckliche Szenen: "Die Angreifer wollten mir in den Kopf schießen, aber sie haben mich verfehlt", sagte Sudjar Singh. Ein anderer Zeuge berichtete, Kunden des Einkaufszentrums seien regelrecht "hingerichtet" worden.
Der 18-jährige Umar Ahmed sagte, er habe sich "tot gestellt", als einer der Bewaffneten in seine Richtung geblickt habe. Ein AFP-Reporter berichtete von blutenden Kindern, die aus dem Einkaufszentrum gebracht wurden.
Auch mehr als 24 Stunden nach Beginn des Angriffs hielten die Feuergefechte mit den Sicherheitskräften in dem Einkaufszentrum an, in dem sich ursprünglich rund tausend Menschen befunden hatten. "Bis jetzt haben wir 59 Menschen, die getötet wurden", erklärte der kenianische Innenminister Joseph Ole Lenku am Sonntag. Zudem gebe es 175 Verletzte. Die verbliebenen zehn bis 15 Angreifer hätten weiter Geiseln in ihrer Gewalt.
Die kenianische Armee war mit einem Großaufgebot vor Ort, einige der Soldaten trugen Panzerfäuste. "All unsere Energien sind darauf gerichtet, dies zu beenden", sagte ein Armeeoffizier. Am Sonntagnachmittag griff dann auch eine israelische Spezialeinheit in das Drama ein. "Die Israelis sind gerade reingegangen, um die Geiseln und Verletzten zu retten", sagte ein Vertreter der Sicherheitskräfte. Das Einkaufszentrum ist zum Teil in israelischem Besitz.
Der Angriff ist der blutigste in der kenianischen Hauptstadt seit dem Anschlag des Terrornetzwerkes Al-Kaida auf die US-Botschaft im August 1998, bei dem mehr als 200 Menschen starben. Kenia hat seit Ende 2011 Truppen im Nachbarland Somalia, die dort im Rahmen einer Mission der Afrikanischen Union (AU) die Regierungstruppen im Kampf gegen die Shebab-Miliz unterstützen.
Die Shebab-Miliz bekannte sich zu der Bluttat. Der Angriff sei "ausgleichende Gerechtigkeit für Verbrechen" der kenianischen Armee, erklärte die Gruppe. Demnach wurden "mehr als hundert ungläubige Kenianer" getötet.
"Wir werden den Terrorismus besiegen, sagte Kenias Staatschef Uhuru Kenyatta in einer Fernsehansprache am Samstagabend. Er selbst habe "Familienmitglieder in der Westgate-Attacke verloren".
Der UN-Sicherheitsrat verurteilte den Überfall "auf das Schärfste" verurteilt und sprach von einem "Terrorangriff". Die französische Regierung bestätigte, dass zwei französische Staatsbürger getötet wurden. Laut Premierminister Stephen Harper starben auch zwei Kanadier, darunter ein Diplomat. Die US-Regierung erklärte, es gebe Berichte über US-Staatsbürger unter den Opfern. Auch Großbritannien ging "unzweifelhaft" davon aus, dass Briten in dem Zentrum waren. Zudem befanden sich zwei Inder, ein Südkoreaner und ein Chinese unter den Toten.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) äußerte die Hoffnung, "dass es gelingt, die Täter und Hintermänner dieses schrecklichen Attentats schnell zur Verantwortung zu ziehen". Eine Sprecherin seines Ministeriums konnte zunächst keine Angaben machen, ob auch deutsche Staatsbürger unter den Opfern sind. (afp/dpa)