Nairobi. Im Vorfeld der Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in Kenia am Montag haben Anschläge mehrere Opfer gefordert - auch einige Polizisten sind unter den Toten. Rund 400 Beamte sind in die Küstenprovinz entsandt worden, um für Sicherheit zu sorgen.

Unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen hat Kenia am Montag einen neuen Präsidenten und ein neues Parlament gewählt. Ein starkes Polizeiaufgebot und zahlreiche Friedensinitiativen in den Armenvierteln verhinderten schwere Gewaltausbrüche wie bei den Wahlen 2007. In der Küstenstadt Mombasa kamen allerdings bei Anschlägen zwölf Menschen ums Leben.

Es ist die erste Wahl seit der Einführung einer neuen Verfassung, die den Abstimmungs-Prozess transparenter gestalten und Ausschreitungen verhindern soll. Die Beteiligung war enorm.

Wahlergebnis spätestens bis 11. März

Nach den Wahlen vor fünf Jahren war das ostafrikanische Urlaubsland an den Rand eines Bürgerkriegs mit 1200 Toten und Hunderttausenden Vertriebenen geraten. Diesmal könnte das Wahlergebnis in zwei Tagen vorliegen. Spätestens aber bis 11. März muss es veröffentlicht werden.

Viele der knapp 15 Millionen Stimmberechtigten versammelten sich schon in der Nacht vor den Wahllokalen, um möglichst früh ihre Stimmen abzugeben. Nachdem sie ihre Zettel in die Urnen geworfen hatten, gab es für die Wähler einen Tintenfleck auf einen Fingernagel der linken Hand, um doppelte Stimmabgaben zu verhindern.

In der Hauptstadt Nairobi waren die Schlangen mehrere Kilometer lang. Als eine Frau im Slum Mathare versuchte, sich vorzudrängeln, kam es zu wütenden Reaktionen. Erst als ein Polizist einen Schuss in die Luft abgab, löste sich die gespannte Situation.

Wahllokale länger offen

Offiziell sollten die Wahllokale um 17 Uhr Ortszeit (15 Uhr MEZ) schließen. Allerdings wurden - wie schon zuvor angekündigt - die Wahllokale bei Warteschlangen noch länger offen gehalten, um allen Menschen eine Chance auf ihre Stimmabgabe zu geben. Nur an einigen wenigen, gut organisierten Orten - wie etwa dem Geschäftszentrum von Nairobi - schlossen die Lokale pünktlich.

Wahlhelfer im ganzen Land berichteten der Nachrichtenagentur dpa, dass unerwartet viele Menschen zu den Urnen gekommen seien. «Ich bin beeindruckt von diesem Ergebnis, Kenia hat noch nie eine so hohe Wahlbeteiligung gehabt», sagte der Chef der EU-Beobachter und frühere slowenische Ministerpräsident, Alojz Peterle.

Acht Kandidaten bewerben sich um das Amt des Staatschefs. Die größten Chancen auf den Posten haben Regierungschef Raila Odinga und Ex-Finanzminister Uhuru Kenyatta. Odinga zeigte sich nach der Stimmabgabe in einer Schule in der Hauptstadt zuversichtlich, dass er die Wahl bereits im ersten Wahlgang für sich entscheiden wird. «Ich bin sicher, dass die Kenianer ganz deutlich sagen werden, dass sie einen Wandel wollen», betonte der 68-Jährige.

Anschläge in Mombasa

Kenyatta gab seine Stimme in seinem Heimatdorf Gatundu etwa 40 Kilometer außerhalb der Hauptstadt ab und rief die Bevölkerung dazu auf, friedlich zu wählen. Der Sohn des ersten Präsidenten Jomo Kenyatta ist umstritten: Nach dem Urnengang vor fünf Jahren soll der Politiker ethnische Gruppen zu Gewalt angestiftet haben. Er muss sich deshalb, ebenso wie der Kandidat für die Vize-Präsidentschaft William Ruto, vor dem Weltstrafgericht in Den Haag verantworten.

In Mombasa kam es am Montag zu mehreren Anschlägen, bei denen mindestens zwölf Menschen getötet wurden, darunter auch sechs Polizisten. Polizeichef Jared Ojuok machte die separatistische Gruppe Mombasa Republican Council (MRC) für die Taten verantwortlich. Sie hatte im Vorfeld damit gedroht, die Wahlen zu behindern.

Ursache für die Gewalt ist die tiefe ethnische Zerrissenheit des Landes. 2007 hatten sich nach einer Stichwahl sowohl Präsident Mwai Kibaki als auch Raila Odinga zum Wahlsieger erklärt. Erst nach einem monatelangen Blutbad in zahlreichen Landesteilen einigten sich die Kontrahenten auf einen Kompromiss: Kibaki blieb Staatschef, Odinga wurde Premier. Kibaki durfte am Montag nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten.

Absolute Mehrheit nötig

Dieses Mal waren die Behörden besser vorbereitet: 99.000 Polizisten sollten landesweit für Ordnung sorgen. Zudem waren 22.600 Wahlbeobachter im Einsatz.

Bei der Abstimmung ist eine absolute Mehrheit nötig. Nimmt keiner der acht Kandidaten die 50-Prozent-Hürde, bringt eine Stichwahl Mitte April die Entscheidung.

Bei der Abstimmung stand auch ein prominenter Name auf der Liste: Malik Obama, der Halbbruder von US-Präsident Barack Obama, möchte in seinem Heimatbezirk Siaya im Westen des Landes Gouverneur werden. Er fühle sich durch die Leistungen seines jüngeren Bruders inspiriert, sagte der 54-Jährige: «Es ziemt sich für den Erstgeborenen, ebenfalls einen Beitrag zu leisten, und ich möchte das hier in Kenia tun, in Afrika.» (afp/dpa)