Paris. Weil Polizisten in einem Pariser Vorort eine vollverschleierte Frau kontrollieren wollten, kam es zu bürgerkriegsähnlichen Gewaltausbrüchen. Der Ehemann attackierte einen Beamten, Jugendliche belagerten das Polizeirevier. Der Innenminister kündigt verstärkte Sicherheitsvorkehrungen an.
Die Kontrolle einer voll verschleierten Frau in einem Vorort von Paris hat zu wütenden Protesten geführt. Das Polizeirevier in Trappes sei am Freitagabend von Jugendlichen "belagert" worden, sagte der Präfekt des Départements Yvelines, Erard Corbin de Mangoux, am Samstag. Die Demonstranten hätten Steine gegen das Gebäude und in Richtung der Beamten geworfen. Zudem seien Mülleimer angezündet und Buswartehäuschen zerstört worden.
Der Ehemann einer komplett verschleierten Muslima hatte sich am Donnerstag gegen die Kontrolle seiner Frau durch die Polizei zur Wehr gesetzt. Laut Staatsanwaltschaft ging er dabei auf einen der Beamten los und versuchte, ihn zu erwürgen. Er muss sich nun vor Gericht verantworten. Das Bündnis gegen Islamophobie in Frankreich (CCIF) zweifelte den Tathergang an. Laut einer Zeugenaussage habe sich der Mann gegen eine Provokation der Polizisten gewehrt.
Bereits mehrfach Zwischenfälle bei Durchsetzung des Burka-Verbots
Ein 14-Jähriger sei bei den Zusammenstößen vom Freitagabend schwer am Auge verletzt worden, erklärte der zuständige Staatsanwalt Vincent Lesclous. Zeugen zufolge wurde er von einem Hartgummigeschoss der Polizei getroffen. Interne Ermittlungen sollen diese Vorwürfe klären. Laut Staatsanwaltschaft waren 250 Jugendliche an den Ausschreitungen beteiligt. Sechs von ihnen seien festgenommen worden.
Innenminister Manuel Valls kündigte an, die Sicherheitsvorkehrungen in Trappes zu verstärken. Die öffentliche Ordnung werde wieder hergestellt. "Nichts rechtfertigt eine solche Gewalt, das ist inakzeptabel", sagte er. In Frankreich ist die Verschleierung des Gesichts in der Öffentlichkeit seit April 2011 verboten. Seitdem kam es bereits mehrfach zu Zwischenfällen bei Kontrollen. (afp)