Johannesburg/ Kapstadt. Gute Nachrichten am 95. Geburtstag des schwer kranken Nelson Mandela: Der Gesundheitszustand des Ex-Präsidenten Südafrikas hat sich verbessert. Veranstaltungen und soziale Aktionen in aller Welt sollen sein Lebenswerk würdigen. Ein hässlicher Familienstreit überschattete den Geburtstag.

Es gibt nicht viele Menschen, deren Geburtstag weltweit gefeiert wird. Als aber Südafrikas Nationalheld Nelson Mandela an diesem Donnerstag 95 Jahre alt wurde, kamen zu seinen Ehren der amerikanische Ex-Präsident Bill Clinton und der Sänger Harry Belafonte zu einer Mandela-Sondersitzung der UN-Vollversammlung in New York.

Der Gesundheitszustand des südafrikanischen Anti-Apartheid-Kämpfers habe sich indes nach Angaben der Präsidentschaft verbessert. "Madiba bleibt im Krankenhaus in Pretoria, doch die Ärzte haben bestätigt, dass sich seine Gesundheit laufend verbessert", erklärte die Regierung am Donnerstag unter Verwendung seines Clan-Namens. Präsident Jacob Zuma wünschte Mandela, einen "glücklichen Geburtstag". "Wir sind stolz als Südafrikaner, diese internationale Ikone unsere Eigene zu nennen und wünschen ihm gute Gesundheit", hieß es.

US-Präsident Barack Obama würdigte Mandela als "außergewöhnliches Vorbild für Zivilcourage, Güte und Bescheidenheit". Der Friedensnobelpreisträger habe seinem Volk und der ganzen Welt "den Weg zu Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Freiheit" gewiesen, erklärte Obama am Donnerstag. Er forderte die Bürger dazu auf, Mandelas Beispiel zu folgen und sich für das Wohl der Allgemeinheit einzusetzen.

Seit 2010 gibt es den "Internationalen Nelson-Mandela-Tag"

Südafrikas erster schwarzer Präsident wird in einer Klinik von Pretoria seit eineinhalb Monaten wegen einer hartnäckigen Lungenentzündung behandelt. Seit 2010 ist der Geburtstag des Südafrikaners offiziell "Mandela-Tag". Millionen Menschen in aller Welt, Politiker, Prominente und einfache Bürger, Firmenbelegschaften, Schulklassen und Gemeinden haben sich am "Internationalen Nelson-Mandela-Tag" der UN 67 Minuten lang sozial engagiert. Denn 67 Jahre war Mandela, der erste schwarze Präsident Südafrikas, politisch aktiv. 27 Jahre davon saß er wegen seines Kampfes gegen das rassistische Apartheidsystem im Gefängnis.

Ein peinlicher Streit in der Familie über Mandelas Erbe erschwert die Situation um den Humanisten zusätzlich. "Die diesjährige Ehrung kommt zu einer schwierigen Zeit für Mandela und seine Familie", sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. "Wir fordern alle Menschen auf, ihn mit guten Taten in seinem Sinne zu ehren."

In 67 Minuten die Welt verbessern

Angesichts der dramatischen Umstände schien also ein ganz besonderer Mandela-Tag bevorzustehen. In Südafrika war eine Flut von Aktionen geplant. Millionen Schulkinder haben morgens zu Ehren des Vaters der "Regenbogennation" gesungen. Radio- und Fernsehstationen sendeten um 8.00 Uhr ein "Happy Birthday"-Lied.

Auch interessant

Das Hospital in Pretoria ist schon seit Wochen eine Art Wallfahrtsort. Südafrikaner unterschiedlichster Herkunft und Hautfarbe bringen Blumen, Stofftiere, Luftballons, Genesungswünsche und selbstgemalte Bilder. Oft wird gemeinsam gebetet und gesungen. Präsident Jacob Zuma, Oppositionschefin Helen Zille und viele andere Politiker werkeln und halfen in armen Townships. Auch die deutsche Botschaft und deutsche Unternehmen nutzten den Tag für soziale Aktivitäten - wie die Ausstattung von Schulen.

Der britische Milliardär Richard Branson wollte "67 Minuten verwenden, um aus der Welt einen besseren Ort zu machen". Der Boss der Fluglinie Virgin beriet junge Unternehmer. Auch in vielen US-Städten waren Aktionen geplant. In New York halfen UN-Mitarbeiter, vom Hurrikan Sandy zerstörte Häuser wieder aufzubauen.

Streit um Erbe Mandelas schwelt weiter 

Viele Südafrikaner fürchten, dass es der letzte Mandela-Tag gewesen ist, an dem der Nationalheld noch lebt. Wie sonst waren die zahlreichen Besucher zu erklären, die seit Wochen nach Pretoria eingeladen worden waren, damit sie am Krankenbett Abschied nehmen konnten. Es kamen Angehörige, Freunde, Politiker, alte Kampfgefährten, Vertreter des Königshauses der Xhosa, Mandelas Volk.

Obwohl er noch lebt, schwelt der Streit um sein Erbe unvermindert weiter. Viele Südafrikaner verfolgen angewidert die Grabenkämpfe in Mandelas Familie. Im Gerichtsstreit um die künftige Grabstätte schrieb Tochter Makaziwe Mandela offenbar wahrheitswidrig, ihr Vater befinde sich in einer Art Wachkoma. Wo immer Mandela einmal bestattet sein wird: An diesem Ort dürften Besucher aus aller Welt für dauerhaft sprudelnde Einnahmen sorgen.

Glaubwürdige Zeugen wie der ehemalige Kampfgefährte Dennis Goldberg berichten indes, bei jüngsten Besuchen hätten sie einen zwar von Lungenentzündung und Schwäche gezeichneten Mandela angetroffen, der aber durchaus lebendig sei. Auch ein Enkel, Ndaba Mandela, betonte: "Der alte Mann ist ausgesprochen lebendig", er nehme sichtlich seine Umgebung und die Besucher wahr. (dpa/ afp)