Johannesburg. . Während die Familie im Streit lag, zeigte Mandelas Ehefrau Stärke und Herz. Die Frau des schwerkranken Friedensnobelpreisträgers wich nicht von seiner Seite und wurde damit zur Heldin im unwürdigen Drama in Mandelas Familie.
Sie schlief in einem Sessel neben seinen Bett. Sie war Tag und Nacht bei ihm: Seit Nelson Mandela vor über einem Monat in die Klinik in Pretoria eingeliefert wurde, hielt sich seine Frau, Graça Machel, ununterbrochen in nächster Nähe des Schwerkranken auf. Sie verließ ihren Platz nicht einmal für eine Begegnung mit dem Südafrika-Besucher US-Präsident Barack Obama.
Während der Familienkrach bei den Mandelas immer verbissener wurde, und immer mehr Details über die Versuche seiner Kinder und Enkel bekannt wurden, aus dem Namen der im Sterben liegenden Ikone Kapital zu schlagen, blieb nur eine Person über das unwürdige Drama erhaben: Graça Machel, die dritte Ehefrau des südafrikanischen Ex-Präsidenten. Sie war – als erste Frau der Welt – gleich zweimal First Lady, nämlich in Mosambik und Südafrika.
„Sie gibt ihm die emotionale Stabilität, die er braucht“
„Madiba suchte sich ihrer Nähe ständig zu versichern“, so dessen Assistentin Zelda la Grange. „Sie gab ihm die emotionale Stabilität, die er braucht.“ Äußerst selten kam es vor, dass sich die 67-Jährige an die Presse wandte.
Ein bemerkenswerter Unterschied zur ältesten Mandela-Tochter Makaziwe (60), die die vor dem Hospital campierenden Journalisten kürzlich als „Geier“ und „Rassisten“ beschimpfte. Nun tobt ein erbitterter Kampf um die Führungsrolle innerhalb der Familie, die aus zwei noch lebenden Ehefrauen Mandelas, drei Kindern sowie 17 Enkeln besteht.
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Graça Machel ist über den Zank schon allein aus Gründen ihrer Herkunft erhaben. Sie wurde als sechstes Kind eines Methodisten Pfarrers in Mosambik geboren und gilt in Südafrika noch immer als Ausländerin. Nach einem Jura-Studium in Portugal schloss sie sich Ende der 60er Jahre der Befreiungsbewegung Frelimo an, lernte dort Kalaschnikows auseinanderzunehmen – und Frelimo-Chef Samora Machel kennen, den sie kurz nach der Befreiung Mosambiks aus portugiesischer Kolonialherrschaft 1975 heiratete. Als Präsident Machel 1986 bei einem womöglich von den südafrikanischen Apartheids-Herrschern verursachten Flugzeugabsturz ums Leben kam, erhielt die Witwe ein Kondolenz-Schreiben aus einem südafrikanischen Gefängnis: Seitdem blieben Graça und der vier Jahre später freigelassene Mandela in lockerer Verbindung. Nach der Scheidung von dessen zweiter Frau Winnie wurde die Verbindung zum ersten demokratisch gewählten Präsidenten Südafrikas enger. An seinem 80. Geburtstag heiratete Nelson Mandela seine dritte Frau.
Ihren Namen hat sieimmer behalten
Von allen, die die beiden näher kennen, wurde ihre Beziehung in wärmsten Worten beschrieben. „Sie hat Nelson Mandela große Freude bereitet“, meint Mandelas Freund Desmond Tutu. „Wir hatten beide sehr schmerzliche Erfahrungen hinter uns“, beschreibt sie selbst ihr Glück. „Wir genießen es aus vollen Zügen. Es ist so süß, so vollständig und so natürlich.“
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Im Gegensatz zu anderen Familienmitgliedern war Graça Machel nie auf den Namen Mandela als Garant ihres Selbstbewusstseins und ihres Wohlstands angewiesen. Als Ministerin, Frauenrechtlerin und UN-Botschafterin hatte sie sich längst selbst einen Namen gemacht und hielt bewusst an Machel als ihrem Nachnamen fest.
Wenn die von Tutu als „personifizierte Würde“ beschriebene doppelte First Lady an etwas scheiterte, dann an dem Versuch, Nelson Mandelas Erbe auch für die eigene Familie zu sichern. „Das größte Geschenk, das er uns gegeben hat, ist die Einheit“, beschwor sie jüngst die angeheiratete Verwandtschaft. Sie wollen oder können es nicht hören.