Essen. . In Hamburg hat eine Frau mit 51 Jahren ein Kind zur Welt gebracht – mittels Eizellenspende. In Deutschland ist sie verboten – doch in vielen Nachbarländern erlaubt. Kritiker des deutschen Ethikrates verweisen auf den Ausbeutungs-Effekt und die Lage der Spenderinnen - sie spenden, weil sie Geld brauchen.

Erst die Karriere, dann das Kind — Frauen verschieben die Baby-Frage gerne nach hinten. Heute hat jedes vierte Neugeborene eine Mutter, die älter als 35 Jahre ist. Und selbst Mütter mit über 40 sind keine Exotinnen mehr. Nun ist eine Frau aus Hamburg sogar mit 51 Jahren Mutter geworden.

Ihr Mann ist 68 Jahre, der Kleine fünf Monate alt. Die Nachbarschaft, so hört man, rechnet sich schon aus, wie alt die beiden sein werden, wenn das Kind Abitur macht. Vorausgesetzt natürlich, die Eltern leben dann noch. Momentan fühlt sich die Mutter „fit wie 20“. Körperlich – und sonst sowieso: Das Lehrer-Ehepaar hat Geld und Zeit, denn der Papa ist ja schon pensioniert.

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Weil die Natur längst ihre Grenze gesetzt hat, musste sich das Paar Nachhilfe geben lassen. Eine Ei- und Samenspende hat dann zum ersehnten Wunschkind geführt. Sie ließen sich in Tschechien behandeln. In Deutschland ist die Eizellenspende nicht erlaubt. Laut Reproduktionsmediziner sei der Fruchtbarkeits-Tourismus ein üblicher Weg für Paare, bei denen die Behandlung in deutschen Kliniken nicht zum Erfolg geführt hat. Um trotzdem Eltern zu werden, fahren sie nach Belgien, Frankreich oder nach Tschechien. Die Kosten schwanken in etwa zwischen 4000 und 7000 Euro.

Babyglück aus dem Kinderwunschzentrum

Etwa 1,4 Millionen Deutsche sind ungewollt kinderlos, teilt das Statistische Bundesamt mit. Trotz Kinderwunsches kommt es bei jedem fünften Paar nicht zu einer Schwangerschaft. Ein natürliches Limit für die Frucht barkeit ist das Alter. Mit durchschnittlich 52 Jahren kommen Frauen in die Wechseljahre. Doch schon lange vorher sinkt die Chance, ein gesundes Kind zur Welt zu bringen: Mit 35 Jahren ist sie nur halb so hoch wie mit 25.

Das große Babyglück soll dann in Kinderwunschzentren entstehen, durch legale künstliche Befruchtung, zum Beispiel die „Insemination“: Hier werden Spermien mittels einer Spritze direkt in die Gebärmutter der Frau injiziert. Oder die „In-Vitro-Fertilisation“: Der Frau wird eine befruchtungsfähige Eizelle entnommen – die eigentliche Befruchtung findet im Reagenzglas statt. Zu diesem Zweck wird die Eizelle in eine Nährlösung gegeben und mit den männlichen Spermien befruchtet. „Fast jede dritte Behandlung“ sei erfolgreich, so Daten aus Reproduktionszentren. Der Erfolg hängt jedoch ganz vom Alter ab, je älter desto geringer fällt er aus.

Trend: Eizellen einfrieren

Nicht bei der Eizellenspende, sagen amerikanische Forscher: Sie begleiteten über 100 Schwangere – 50-Jährige und Jüngere. Sie verglichen Beschwerden und Geburtsrate. Das gute Abschneiden sei ein starkes Argument für eine weitere Legalisierung der Eizellenspende. Kritiker des deutschen Ethikrates verweisen jedoch auf den Ausbeutungs-Effekt und die Lage der Spenderinnen. Warum spenden Frauen Eizellen? Weil sie Geld brauchen.

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Noch wilder klingt das, was sich neben der Leihmutterschaft in den USA zu etablieren scheint: „Social Freezing“ heißt der Trend. Frauen lassen sich eigene Eizellen entnehmen und einfrieren, um dann Mutter zu werden, wenn es in die Lebensplanung passt.

Ute Lemper wurde mit 48 Jahren wieder Mutter

Mütter über 50 sind noch eine Ausnahme. Wobei sich manche Promis aber in die Rolle der späten Mutter begeben. Musical-Star Ute Lemper bekam mit 48 Jahren ihr zweites Kind. Schaut man sich die Frauen um die 50 an – und nicht nur die Promi-Frauen – könnten sie ja oft auch zehn Jahre jünger sein. Gynäkologe Sherko Kümmel, Chefarzt an den Kliniken Essen-Mitte, weiß: „Früher waren Frauen mit fünfzig alt. Heute stehen sie mitten im Leben.“

Doch das Alter stellt aus Sicht des Essener Arztes eine Gefahr für Mutter und Kind dar: „Das Risiko für Krankheiten steigt ab dem 35. Lebensjahr der Frau sprunghaft.“ Noch ältere Frauen haben ein noch größeres Risiko, Diabetes oder hohen Blutdruck zu entwickeln. Aber wer sind wir, dass wir die Obergrenze setzen?“