Petra Thorn ist Vorsitzende des „Beratungsnetzwerk Kinderwunsch Deutschland“ (BiKiD). Sie berät kinderlose Paare. Sie spricht mit ihnen auch über Samenspende und wann das richtige Alter ist, um den Nachwuchs über seine Herkunft aufzuklären.

Wer in der Kinderwunschpraxis von Katharina Möller-Morlang eine Behandlung möchte, dem empfiehlt die Ärztin auch ein Gespräch mit einem Psychologen. Die Dorstener arbeiten mit dem „Beratungsnetzwerk Kinderwunsch Deutschland“ (BKiD) zusammen. Petra Thorn ist die Vorsitzende des bundesweiten Netzwerks von psychosozialen Fachkräften und Ärzten. Sie weiß, welchem Druck ungewollt Kinderlose sich oft aussetzen. Zudem berät sie, wann man Kinder am besten über ihre Herkunft aufklären sollte.

In welcher Verfassung sind Paare, die nicht schwanger werden und zu Ihnen in die Beratung kommen?

Petra Thorn: Diese Paare sind oft emotional hoch belastet, weil der unerfüllte Kinderwunsch für sie eine existenzielle Lebenskrise bedeutet: eine zentrale Lebensperspektive, ein Leben mit Kind, geht nicht in Erfüllung. Wenn dies der Fall ist, müssen sich Paare mit den medizinischen und anderen Möglichkeiten auseinandersetzen – zum Beispiel Adoption. Sie müssen ihren Weg finden und vielleicht auch Grenzen in der Behandlung festlegen. Viele Paare müssen sich auch darauf einstellen, dass ihr Kinderwunsch nicht in Erfüllung geht und eine neue Lebensperspektive entwickeln.

Viele Eltern fahren über die Grenze, um sich ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Sind andere Länder fortschrittlicher?

Das kommt darauf an, welche Aspekte man betrachtet: Wenn es um die Zulässigkeit von Samen- und Eizellspende geht, ist die Gesetzgebung in vielen Nachbarländer freier und fortschrittlicher. Was die Frage der Anonymität oder Identifizierbarkeit der Spender und somit das Auskunftsrecht des Kindes betrifft, so sind viele Nachbarländer eher traditioneller, dort sind Spender eher anonym.

Wann ist denn das richtige Alter, um seinen Nachwuchs über seine Herkunft aufzuklären?

Damit kann man schon im Alter von drei, vier Jahren anfangen – vorausgesetzt, man macht es kindgerecht. Die Kinder verstehen die einfache Aufklärung und stellen später weitere Fragen. Aber sie wissen schon einmal, dass alles in Ordnung ist. Ich habe verschiedene Bücher dazu entwickelt, eines für heterosexuelle Elternpaare und eines für gleichgeschlechtliche – wobei man sagen kann, dass lesbische Eltern naturgemäß viel offener mit dem Thema umgehen.

Was bedeutet das für ein Kind, wenn es erfährt, dass es künstlich gezeugt wurde oder von einem Samenspender stammt?

Es ist zunächst seine Realität, und je früher das Kind aufgeklärt ist, desto unbelasteter geht es damit um. Wichtig ist, dass die Eltern selbstsicher mit der Zeugungsart umgehen und sie in dieser Hinsicht ihrem Kind ein Vorbild sein können.

Sie fordern ein zentrales Register, in dem alle Daten von Spendern hinterlegt sind. Warum?

Es wäre wichtig, wenn diese sensiblen Spenderdaten einheitlich und zentral gesammelt werden. Somit würde die Situation für die Spenderkinder, aber auch für Ärzte und Juristen einheitlich geregelt und vereinfacht.