Paris. Über fünf Millionen Kinder sind seit 1978 durch künstliche Befruchtung zur Welt gekommen. Die meisten wurden in Industrieländern geboren, da Frauen aus Entwicklungsländern eine Befruchtung im Reagenzglas nicht bezahlen können. Das könnte sich nun ändern - Forscher haben ein Billig-Labor entwickelt.

Mit einem für Entwicklungsländer gedachten vereinfachten Labor sind künstliche Befruchtungen Forschern zufolge zu einem Bruchteil der bisherigen Kosten möglich. Belgische Wissenschaftler stellten am Montag bei einer Konferenz in London das Labor vor, mit dem eine In-Vitro-Fertilisation (IVF) rund 200 Euro kostet und damit nur noch zehn bis 15 Prozent dessen, was Paare bislang zahlen müssen. Die Technik wurde bereits in Belgien getestet. Die Ergebnisse, was die Qualität der Embryonen und die Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft angeht, sind laut den Forschern vergleichbar mit denen herkömmlicher Labore.

Bei der vereinfachten Fassung eines normalen Labors für künstliche Befruchtungen wurde auf spezielle CO2-Brutkästen für die Embryonen sowie auf gesonderte Systeme zum Einleiten medizinischer Gase und zur Reinigung von Luft verzichtet. Während in entwickelten Ländern Labore für eine In-Vitro-Fertilisation zwischen eineinhalb und drei Millionen Euro kosten, liegen die Kosten für das neu entwickelte Labor bei weniger als 300.000 Euro. Vorgestellt wurde das Labor bei der Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin und Embryologie (ESHRE) in London.

Befürworter sehen Stärkung der Menschenrechte

Laut den Entwicklern kamen bislang zwölf gesunde Babys auf die Welt, deren Embryonen in dem preiswerten Labor geschaffen wurden. "Unsere ersten Ergebnisse beweisen, dass das vereinfachte, für Entwicklungsländer gedachte Brut-System eine bezahlbare und erfolgreiche Möglichkeit für eine Unfruchtbarkeitsbehandlung darstellt, wenn IVF die einzige Lösung ist", erklärte Elke Klerkx vom Institut für Fruchtbarkeitstechnologie in Genk. Das sei ein "Durchbruch für Menschenrechte, Gleichheit und soziale Gerechtigkeit". Unfruchtbarkeit sei vermutlich das am meisten vernachlässigte Gesundheitsproblem in den Entwicklungsländern.

Bei der In-Vitro-Fertilisation wird in einem Reagenzglas eine Eizelle durch eine Samenzelle befruchtet. Der so gebildete Embryo wird dann in den Mutterleib eingepflanzt. Seit der Geburt des ersten Retortenbabys Louise Brown 1978 sind mehr als fünf Millionen Kinder durch diese Methode auf die Welt gekommen. In Entwicklungsländer hindern die hohen Kosten aber viele Frauen daran, die Technik in Anspruch zu nehmen. In vielen Ländern werden Frauen stigmatisiert, die keine Kinder auf die Welt bringen können. (afp)