New York. Tausende Menschen haben in den USA gegen den Freispruch im Prozess um den erschossenen schwarzen Jugendlichen Trayvon Martin protestiert. Allein in New York versammelten sich am Sonntagabend zahlreiche Demonstranten. Auch in Boston, San Francisco, San Diego und Sacramento gab es Proteste.
Nach dem Freispruch im Prozess um den Tod des schwarzen Jugendlichen Trayvon Martin sind am Sonntag in New York tausende Menschen aus Protest gegen das Urteil auf die Straße gegangen. "Keine Gerechtigkeit, kein Frieden", rief die Menge, die sich zunächst am Union Square in Manhattan versammelt hatte, bevor sie am Abend zum Times Square marschierte.
"Das Volk sagt schuldig", riefen die Demonstranten mit Blick auf den Nachbarschaftswächter George Zimmerman, der am Samstag von einer Jury in Florida freigesprochen worden war.
"Der Mann war bewaffnet, der Junge war es nicht"
Auf einen Schild stand "Sperrt rassistische Mörder ein, nicht schwarze Jugendliche". Viele Demonstranten, darunter neben vielen Schwarzen auch Weiße und Hispanics, äußerten sich empört über das Urteil in dem Prozess, der seit Monaten das Land bewegte. "Ich bin entsetzt", sagte die 21-jährige Carli Van Voorhis. "Der Mann war bewaffnet, der Junge war es nicht und der Mann mit der Waffe kommt davon. Wenn wir sagen, dies war keine Rassenfrage, lügen wir."
"Wir haben ein großes Problem mit Rasse und ein anderes Problem mit Waffen", sagte ein Redner, Rodney Rodriguez. "Hätte Zimmerman keine Waffe gehabt, hätte er Trayvon Martin nicht töten können."
Obama lenkt Blick auf Debatte zum Waffenrecht
Am Nachmittag hatte US-Präsident Barack Obama zur Ruhe aufgerufen. "Wir sind ein Rechtsstaat, die Jury hat entschieden", erklärte Obama. Zugleich brachte er den Fall in Verbindung mit den Waffengesetzen. "Wir sollten uns fragen, ob wir alles unternehmen, um die Welle der Gewalt mit Schusswaffen aufzuhalten", sagte Obama.
New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg, der seit langem für strengere Waffengesetze kämpft, äußerte Kritik an Gesetzen wie dem "Stand Your Ground"-Gesetz, das Bürgern in Florida ein ausgeprägtes Recht auf Selbstverteidigung mit Schusswaffen einräumt. "Leider werden alle Fakten in diesem tragischen Fall wohl nie bekannt werden.
Doch eine Tatsache ist seit langem kristallklar: Schieß-zuerst-Gesetze wie in Florida, können zu gefährlicher Selbstjustiz führen und jene schützen, die unbesonnen mit Waffen umgehen", sagte Bloomberg.
Angeklagter sprach von Notwehr
In dem Prozess ging es um die Tötung des 17-jährigen Trayvon Martin. Der schwarze Jugendliche war am Abend des 26. Februar 2012 in Sanford von Zimmerman, Mitglied einer privaten Nachbarschaftswache, verfolgt worden, weil er ihm verdächtig vorkam.
Der Tod von Trayvon Martin
Als es zum Streit zwischen den beiden kam, erschoss Zimmerman den unbewaffneten Jungen. Zimmerman beteuerte, dass Martin ihn zuerst attackiert habe und er in Notwehr gehandelt habe. Er bestritt zudem, Martin wegen seiner Hautfarbe verfolgt zu haben.
Am Samstag entschieden die sechs Mitglieder der Jury nach 16-stündigen Beratungen, dass Zimmerman nicht des schweren Totschlags (second degree murder) schuldig sei. Nach dem Urteil kam es vor dem Gericht und in zahlreichen Städten des Landes zu spontanen Protesten. Von Anbeginn bestand in dem Fall der Verdacht, dass Martin von Zimmerman verfolgt worden war, weil er schwarz war. Zudem wurde der Polizei vorgeworfen, in dem Fall zunächst nicht korrekt ermittelt zu haben. (afp/rtr)