Washington. Der Fall erregte in den USA und auch international großes Aufsehen. Ein “Nachbarschaftswächter“ hatte einen 17-jährigen Schwarzen erschossen. Der Junge war unbewaffnet. Trotzdem behauptet der mutmaßliche Täter, er sei angegriffen worden. Er hofft auf den Schutz durch das “Stand-Your-Ground“-Gesetz,
Das Rätselraten im Fall der tödlichen Schüsse, die ein Nachbarschaftswächter in Florida auf einen unbewaffneten schwarzen Jungen abgegeben hat, ist vorbei. Die von Gouverneur Rick Scott wegen der landesweiten Empörung eingesetzte Sonderstaatsanwältin Andrea Corey kündigte am Mittwochabend in Jacksonville an, Anklage gegen George Z. zu erheben. Der 28-Jährige war seit der Tat am 26. Februar in Sandford bei Orlando auf freiem Fuß. Hintergrund: Zimmerman beruft sich bei der für den 17-jährigen Trayvon Martin tödlichen ausgegangenen Auseinandersetzung auf Notwehr.
Dahinter steht das sei 2005 in Florida geltende “Stand Your Ground”-Gesetz (“Weiche nicht zurück). Es besagt: Wer sich in der Öffentlichkeit subjektiv bedroht fühlt, darf zur Waffe greifen, ohne vorher durch eine Warnung oder einen Fluchtversuch der Eskalation aus dem Weg gegangen zu sein. Z. behauptet, Martin habe ihn angegriffen, darum habe er ihn erschossen. Andere Zeugenaussagen und eine dokumentierter Polizeifunk-Spruch deuten darauf hin, dass Z. dem unbewaffneten Teenager in einer Wohnanlage bei Orlando aktiv nachgestellt hat, weil er ihn für einen schwarzen Kriminellen hielt.
Wie es zur Eskalation kam, ist unklar
Wie es genau zur tödlichen Eskalation kam, ist bis heute nicht zweifelsfrei geklärt. Erst als Medien auf den Fall aufmerksam wurden, eine landesweite Protestwelle mit Millionen von Unterschriften einsetzte, Bürgerrechtler auf die Barrikaden gingen und Präsident Obama persönlich den Tod des Teenagers kommentierte, kamen die Mühlen der Justiz in Bewegung. Wo sich Z. aufhält, war gestern unbekannt. Seine Anwälte, Hal Uhrig und Craig Sonner, legten am Dienstag ihr Mandat nieder. Zur gleichen Zeit hatte der Schütze eine Internetseite freigeschaltet. Darauf bittet er um Spenden, um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können.
Der Fall polarisiert Amerika. Eine schwarze Mehrheit hält Z. für einen Mörder, der auf Grundlage fragwürdiger Gesetze Selbstjustiz verübt hat und hinter Gitter gehört. Weiße Amerikaner sind laut Umfragen mehrheitlich reservierter oder halten zu dem Todesschützen. Die Eltern des Opfers zeigten sich am Abend sichtlich erleichtert, dass nun in einem ordentlichen Gerichtsverfahren ermittelt wird, wie und warum ihr Sohn starb. Vorausgesetzt, George Z. taucht wieder auf.