Washington. . George Zimmerman, der Ende Februar in Florida den unbewaffneten 17-jährigen Trayvon Martin erschossen hat, bittet via Internet um Geldspenden. Seine Anwälte haben sich öffentlich von ihm abgewendet: Sie hätten seit Sonntag keinen Kontakt mehr zu Zimmerman gehabt.
Der Fall der tödlichen Schüsse, die ein Nachbarschaftswächter in Florida auf einen unbewaffneten schwarzen Jungen abgegeben hat, spitzt sich auf rätselhafte Weise zu. Am Dienstagabend legten Hal Uhrig und Craig Sonner, die Anwälte des Todesschützen George Zimmerman, in wichtigtuerischer Manier öffentlich ihr Mandat nieder. Begründung: Der seit der Tat Ende Februar auf freiem Fuß befindliche und inzwischen untergetauchte Zimmerman habe seine Verteidigung offensichtlich selbst in die Hand genommen und den Kontakt zu den Anwälten seit vergangenem Sonntag abgebrochen.
Laut Uhrig und Sonner, die seit Tagen in den Medien als fragwürdige Vertreter ihres Fachs mit bitterster Kritik überzogen werden, wandte sich Zimmerman an Floridas Sonderstaatsanwältin Andrea Corey, die in den nächsten Tagen darüber entscheiden will, ob das Notwehr-Argument zieht, auf das sich Zimmermann beruft. Oder ob dem hispanisch-stämmigen Sicherheitsmann ein Prozess wegen Mordverdachts droht. Inhalte dieses Gespräches wurden bisher nicht öffentlich. Corey will am Freitag eine Pressekonferenz geben. Außerdem suchte Zimmerman bei einem bekannten Fernsehmoderator des rechtspopulistischen Senders Fox News Unterstützung. Sean Hannity nannte am Abend in seiner Show keine Details.
Der Tod von Trayvon Martin
Der Todesschütze sammelt via Internetseite Spenden
Völlig überrascht reagierten Justiz und Öffentlichkeit auf eine am Dienstag freigeschaltete Internetseite, mit der der Täter vor allem Spenden eintreiben will, um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Auf der Web-Seite gibt es keine einzige Information, die Licht in das Dunkel bringt, das seit Wochen die amerikanische Öffentlichkeit polarisiert; lediglich philosophische Sinnsprüche und jede Menge Pathos. Eine schwarze Mehrheit hält Zimmermann für einen Mörder, der auf Grundlage fragwürdiger Gesetze Selbstjustiz verübt hat und hinter Gitter gehört. Weiße Amerikaner sind laut Umfragen mehrheitlich reservierter oder halten zu dem Todesschützen.
Seit der für den 17-jährigen Trayvon Martin am 26. Februar tödlich ausgegangenen Konfrontation, so schreibt Zimmerman, habe er sein Haus, seine Familie, seinen Job, ja sein „ganzes Leben“ verlassen müssen. Sein Aufenthaltsort ist unbekannt, wird aber laut Polizeiangaben inzwischen außerhalb Floridas vermutet. Zu den tödlichen Schüssen gibt Zimmerman keine Auskunft, ebenso fällt ihm kein Wort des Bedauerns ein. Die Eltern des Opfers zeigten sich beunruhigt. Sie erkennen eine Fluchtgefahr. Eine Verhaftung und Einleitung eines ordentlichen Gerichtsverfahrens werde immer schwieriger, sagte ihr Anwalt Benjamin Crump.