Berlin. Der positive Langzeittrend bei tödlichen Verkehrsunfällen setzt sich fort: Nach einem Anstieg 2011 ist die Zahl der Verkehrstoten im Jahr 2012 auf ein neues Tief gesunken - nur bei Radlern und Mofafahrern gibt es ein trauriges Plus.

Auf deutschen Straßen sind 2012 so wenige Menschen ums Leben gekommen wie noch nie seit Beginn bundesweiter Zählungen vor mehr als 60 Jahren. Die Zahl der Verkehrstoten sank im Vergleich zu 2011 deutlich um 10,2 Prozent auf das neue Tief von 3600, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte.

Besonders stark ging die Zahl der getöteten jungen Erwachsenen bis 24 Jahre zurück - um 17 Prozent auf 611. Die Fahranfänger bleiben aber die am stärksten gefährdete Gruppe. Auch bei Kindern (minus 15 Prozent auf 73) und Senioren (minus 4,8 Prozent auf 994) gab es weniger Todesopfer. Dagegen starben nun allerdings mehr Radfahrer und Mopedfahrer.

Verkehrsclub spricht sich für Tempo 30 innerorts aus

Die Zahl der getöteten Fahrradfahrer erhöhte sich um sieben auf 406, bei Mofa- und Mopedfahrern gab es einen Anstieg um 23 auf 93 Todesopfer. Dagegen sank die Zahl der getöteten Motorradfahrer um 122 auf 586 und der getöteten Fußgänger um 94 auf 520. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat forderte: "Das Tragen von Fahrradhelmen muss weiterhin gefördert werden." Der Verkehrsclub Deutschland sprach sich für mehr Radwege und Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit innerorts aus.

Generell bestehe kein Grund zur Entwarnung, sagte Amtspräsident Roderich Egeler in Berlin. Im Schnitt kämen jeden Tag immer noch zehn Menschen im Straßenverkehr ums Leben. Insgesamt registrierte die Polizei im vergangenen Jahr 2,4 Millionen Karambolagen und damit 1,7 Prozent mehr als 2011. "Bei sieben von acht Unfällen blieb es bei Sachschaden, bei jedem achten Unfall gab es Getötete oder Verletzte." Mit dem Rückgang um 409 auf 3600 Getötete im vergangenen Jahr wurde der bisherige Tiefstand von 2010 mit 3648 Opfern unterschritten.

1970 starben mehr als 21.300 Menschen auf deutschen Straßen

Der traurige Rekord war 1970 mit mehr als 21 300 Getöteten verzeichnet worden. Im Jahr 1950, für das erstmals Zahlen für das heutige Bundesgebiet ohne das Saarland vorliegen, waren es 7408.

Die meisten Opfer gab es weiterhin außerorts auf Landstraßen, wo mehr als die Hälfte aller Getöteten ums Leben kam. Häufig verloren Fahrer in Kurven die Kontrolle über ihren Wagen, rund jeder vierte Getötete auf Landstraßen prallte gegen einen Baum. Wichtigste Ursache tödlicher Unfälle bleibt zu schnelles Fahren. Deswegen kamen 877 Menschen auf Landstraßen ums Leben und 179 auf Autobahnen. Wegen Alkohols am Steuer starben 338 Verkehrsteilnehmer.

Hintergrund des Rückgangs der Todesopferzahl im vergangenen Jahr sei das relativ nasse und kühle Wetter gewesen, erläuterten die Statistiker. Dann passieren zwar generell mehr Unfälle, sie sind aber meist nicht so schwer, da weniger ungeschützte Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger unterwegs sind. Im Jahr 2011 war die Zahl der Verkehrstoten erstmals nach 20 Jahren gestiegen. (dpa)