München. . Jan Josef Liefers ist für viele Fernsehzuschauer ein Garant für gute Unterhaltung. Als Rechtsmediziner Boerne führt er mit seinem Kollegen Axel Prahl als Kommisar Thiel im Münsteraner “Tatort“ die Quoten-Hitliste der “Tatorte“ an. Am Montag ist er in der Wiederholung von “Der Turm“ zu sehen.
„Wiederholungen gefallen nicht“: Asterix-Leser kennen diesen Satz, der Julius Cäsar zugeschrieben wird. Fürs Fernsehen gilt die Weisheit des alten Römers allerdings nur bedingt. Wiederholungen gefallen sehr wohl – wenn die Auswahl stimmt. Am Montag stimmt sie. Mehr noch: Zuschauer haben sogar die Qual der Wahl. Ein Krimi aus der „Stralsund“-Reihe des ZDF tritt um 20.15 Uhr gegen den Zweiteiler „Der Turm“ an, den die ARD komplett an einem Abend zeigt. Für das Erste stehen die Chancen gut, das Rennen um die Gunst des Publikums zu gewinnen. Aus gutem Grund: Jan Josef Liefers dürfte, wie schon so oft zuvor, die Massen bannen. Aber warum ist das so?
Fernsehmacher wissen: Ein Star ist nicht alles, aber ohne Star ist alles nichts. Für viele Zuschauer ist ein bekannter Sympathieträger ein starker Grund, sich einen Film anzusehen. Einer von ihnen: Jan Josef Liefers.
Auftritt in "Rossini" wurde mit Preis belohnt
Der 46-jährige Dresdner ist der Star des geeinten Deutschlands schlechthin. Als die Mauer fiel, war der Spross einer Schauspieler-Dynastie Mitte 20. Eine DDR-Jugend lag hinter ihm, aber seine Berufskarriere noch vor ihm. Ostdeutsche Zuschauer sahen Liefers als einen der ihren. Für das Publikum im Westen hingegen war er einfach nur ein frisches, unverbrauchtes Gesicht. Der Auftritt in Helmut Dietls Komödie „Rossini“ im Münchner Bussi-Bussi-Milieu trug ihm 1996 einen Preis als bester Nachwuchs-Schauspieler ein.
Das eigentliche Liefers-Wunder begann aber erst Jahre später – mit dem „Wunder von Lengede“ im Jahr 2003. Der Film trug ihm ein Bambi ein, und einen Grimme.
Bereits ein Jahr zuvor war der Ostdeutsche in einem zutiefst westdeutschen Krimi eingestiegen: beim „Tatort“ in Münster. „Tatort“-Koordinator Gebhard Henke vom WDR erinnert sich daran, dass Liefers als Rechtsmediziner Prof. Boerne und sein Kollege Axel Prahl als Kommissar Thiel in Deutschlands langlebigster und beliebtester Krimi-Reihe nicht weiter auffielen, weder positiv noch negativ. Erst im Lauf der Jahre sprach sich herum, dass Liefers und Thiel da anfingen, wo die in Dortmund angesiedelte Krimi-Serie „Balko“ aufgehört hatte: Humor war damals in deutschen Krimis Mangelware, und die Münsteraner machten Krimi-Comedy zu ihrem Markenzeichen. Liefers als schnöseliger Akademiker, Thiel als bodenständiger Bulle.
Die Tatort-Kommissare
Kein Wunder, dass die TV-Ermittler aus Münster seit Jahren die Quoten-Hitliste des „Tatortes“ anführen. Selbst die Premiere von Kino-Star Til Schweiger mit der „Tatort“-Folge „Willkommen in Hamburg“ änderte nichts daran. Schweigers Zuschauerrekord wurde von Liefers und Boerne nach kurzer Zeit pulverisiert. 12,81 Millionen Zuschauer und ein Marktanteil von 34 Prozent: Das ist ihre aktuelle Bestmarke.
Ein Wanderer zwischen Ost und West
Liefers kann aber nicht nur Clown geben. Als TV-Koch Clemens Wilmenroth balancierte er in dem ARD-Film „Es liegt mir auf der Zunge“ leichtfüßig auf dem schmalen Grat zwischen Komik und Tragik. Als Wanderer zwischen Ost und West überzeugt Liefers einerseits in BRD-Stoffen wie dem „Baader Meinhof Komplex“ als gewaltbereiter RAFler, andererseits verkörpert er glaubwürdig die schwerblütige Melancholie von DDR-Bürgern in der Verfilmung von Uwe Tellkamps Roman „Der Turm“.
Zu Liefers schauspielerischem Können kommt ein ausgeprägtes Talent zur Selbstvermarktung. Gelegentlich schießt er dabei jedoch übers Ziel hinaus. So war Liefers dieser Tage im Bürgerkriegsland Syrien unterwegs. Per Internet-Kurznachrichtendienst Twitter berichtete er fleißig von seiner Mission. Gleichwohl fragten sich Beobachter irritiert, ob Liefers den Syrern geholfen hat – oder eher die Syrer Liefers.